2.Bundesliga Nord Ringen: RSV Rotation Greiz gegen AV Germania 06 Markneukirchen

RSV Rotation Greiz – AV Germania Markneukirchen – 14:17

86Bkg Freistil Adam Sobieraj (rotes Trikot), RSV Rotation Greiz gegen Andre Backhaus, AV Germania 06 Markneukirchen 1:0-PS-4:4-06:00
86Bkg Freistil Adam Sobieraj (rotes Trikot), RSV Rotation Greiz gegen Andre Backhaus, AV Germania 06 Markneukirchen 1:0-PS-4:4-06:00
GREIZ. Dem Greizer Ringertrainer Tino Hempel stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „So etwas habe ich in 35 Jahren beim Ringen noch nicht erlebt!“ Nach den bekannten verletzungsbedingten Dauerausfällen mussten diese Woche auch noch Tom Linke und Brian Tewes, der dienstlich verhindert war, ersetzt werden. Tom Linke musste in Berlin eine Prüfung für sein Lehramtsstudium absolvieren. Beides war schon längere Zeit bekannt und ließ sich beim besten Willen nicht ändern. Am Montag musste sich aber auch noch Florian Crusius nicht nur in ärztliche Behandlung begeben, sondern auch noch ins Krankenhaus eingeliefert werden. „Florian sollte in der 61 kg-Klasse starten, Vladimir Codreanu sich im griechisch-römischen Stil im 57 kg-Limit versuchen. Jetzt mussten wir Florian aus der Planung nehmen, “ erklärt der Trainer. Der in Frankfurt/Oder lebende geborene Thüringer gilt als vorbildlicher Sportler. Am Mittwoch schien er wieder einsetzbar. Codreanu musste nun wieder zum Gewichtmachen durch den Greiz-Werdauer Wald laufen. Doch am Donnerstag kam dann das endgültige Aus für Crusius und Codreanu konnte sich wieder für den freien Stil vorbereiten. Die Chancen auf einen Sieg gegen die in den letzten Kämpfen immer stärker gewordenen Markneukirchener sanken damit immer weiter. Außerdem war natürlich bekannt, dass Dustin Nürnberger, der nun in der 57 kg-Klasse über die Waage ging, noch immer an einer Schulterverletzung laborierte und gegen Roman Walter bei der ersten Gelegenheit aufgeben würde. So kam es dann auch. (Wettkampfstand: 0:4) Wie im Vorkampf in Markneukirchen in der 98 kg-Klasse trafen diesmal Artem Grinko (130 kg/frei) und Mariam Mihalik aufeinander. Der Slowake wird seit zehn Jahren bei den Gästen eingesetzt und hat von 127 Kämpfen, teilweise auch in der 1.Bundesliga, 105 gewonnen. Im Vorkampf hatte der junge Greizer 5:16 verloren, diesmal war er viel besser eingestellt. Mihalik, der als Sergeant der slowakischen Armee beim Armeesportclub Trencin über hervorragende Trainingsbedingungen verfügt, kam diesmal nur zu drei Punkten wegen Hinausdrängens aus der Kampffläche. (0:6) Vladimir Codreanu (61 kg/frei) wusste, was von ihm verlangt wurde und begann gegen den deutschen Jugendmeister und Fünften der Kadetten-EM Justin Müller wie die Feuerwehr. Achselwurf und vier Punkte schon nach 8 Sekunden. Um schnell zu gewinnen, griff der Greizer zwar etwas zu ungestüm an und wurde gekontert, aber mit blitzschnellen Angriffsaktionen kam er beim Stande von 12:2 schon nach 1:54 Minuten unter tosendem Beifall in der wieder gut gefüllten Jahnturnhalle zum Schultersieg. (4:6) Bereits auf der Waage war ersichtlich, dass es David Ignatius (98 kg/greco) gegen den mehr als 12 kg schwereren Modellathleten Marcin Olejniczak sehr schwer haben würde. So kam es dann auch, der amtierende polnische Meister erkämpfte in der zweiten Minute einen Schultersieg. (4:10) Jetzt hieß es für den zum zweiten mal nach dem Ausfall von Brian Tewes eingesetzten Mateusz Bierzanowski (66 kg/greco), sein Team wieder ran zu bringen. Gegen den Leipziger Sportschüler Bruce Bromnitz diktierte er das Geschehen auf der Matte, sammelte im Stand- und Bodenkampf Punkt auf Punkt und kam in der vierten Minute beim Stand von 12:0 zum Schultersieg. Mit 8:10 ging es in die Halbzeitpause und danach wurde es ganz spannend. Adam Sobieraj (86 kg/frei) traf wie im Auswärtskampf auf Altmeister Andre Backhaus. Der mittlerweile 44 Jahre alt gewordene zweimalige Europameister und fünffache deutsche Meister ist für sein Team noch immer eine Bank. In Markneukirchen hatte er 7:4 gewonnen und auch jetzt dominierte er mit schnellen Beinangriffen den Kampf und führte kurz vor Schluss mit 4:2. Doch der Greizer gab nicht auf und überraschte den Routinier mit einem Beinangriff, der drei Sekunden vor Ultimo zwei Punkte einbrachte und durch die letzte Wertung bei Gleichstand den Sieg. (9:10) Aber der Gastgeber sollte noch weiter in Rückstand geraten. Der in dieser Saison noch ungeschlagene bulgarische Meister Boycho Boychev war wie im Vorkampf eine Nummer zu groß für Radoslaw Kisiel (66 kg/frei), der zwar tapfer kämpfte aber klare Schnelligkeitsnachteile hatte und in der vierten Minute mit 0:16 unterlag. (9:14) Mit Thomas Leffler (86 kg/greco) und dem ehemaligen Pausaer Francis Weinhold standen sich zwei gleichstarke Sportler gegenüber, die sich einen sehr intensiven Fight lieferten, obwohl selbst im Bodenkampf keine Punkte fielen. Der Greizer siegte durch eine Passivitätsverwarnung an seinen Gegner. (10:14) Der Tscheche Filip Dubsky hatte im Vorkampf hauchdünn mit 2:1 gegen Toni Stade (75 kg/greco) gewonnen, diesmal wollte er es mit einem überfallartigen Angriff anders machen. Der Greizer ließ sich überraschen und lag bereits nach sieben Sekunden 0:2 zurück. Durch diesen Erfolg unvorsichtig geworden, rannte der Pilsener in einen Kopf-Hüft-Schwung des Greizers und unterlag nach 1:17 Minuten auf Schultern. Die Greizer Fans feierten, die altehrwürdige Jahnturnhalle bebte, vor dem letzten Kampf stand es, was nach den Ausfällen kaum noch zu erwarten war, 14:14. Die Entscheidung musste nun im letzten Kampf fallen, in dem Daniel Sartakov (75 kg/frei) auf den Dritten der polnischen Meisterschaften Andrzej Grzelak traf. Der routinierte Gästeringer bestimmte durch Beinangriffe das Geschehen. Der junge Greizer, dem in dieser Saison ein großer Leistungssprung gelang, blieb aber immer gefährlich. Am Ende der ersten Halbzeit hatte er sogar die Chance zum Schultersieg, konnte sie aber nicht nutzen. Grzelak siegte am Ende 10:2. Das Wunder fand dann doch nicht statt. Die Gäste siegten 17:14 und die zahlreichen mitgereisten Fans aus dem südlichen Vogtland feierten enthusiastisch. Doch auch die Greizer Anhänger, wie Steffen Meinhardt, der mit seiner Firma zu den Sponsoren des RSV gehört, hatten einen interessanten Kampf gesehen: „Trotz der Ausfälle konnten wir fünf Kämpfe gewinnen. Die Mannschaft hat großartig gekämpft und alles gegeben.“ Tino Hempel meinte: „Nach dem vielen Pech im Vorfeld ist uns ein guter Kampf gelungen. Davon konnten sich die Zuschauer überzeugen. Jetzt haben wir durch das kampffreie nächste Wochenende Zeit zur Regeneration.“ Andre Backhaus, der mit Andy Schubert die Mannschaft betreute, ärgerte sich über seine Niederlage: „Ich hätte weiter angreifen sollen, dann hätte ich wohl gewonnen. Kampfrichter Michael Günther aus Artern hat bei einigen Kämpfen zu viel Verwarnungen gegeben. Insgesamt haben wir aber einen guten Kampf gesehen.“
Erhard Schmelzer @23.11.2014

Stilart RSV Rotation Greiz gegen AV Germania 06 Markneukirchen Ergebnis
57kg Gr.-röm. Dustin Nürnberger vs. Roman Walter 0:4-AS-0:14-00:44
61kg Freistil Vladimir Codreanu vs. Justin Müller 4:0-SS-12:2-01:54
66Akg Gr.-röm. Mateusz Bierzanowski vs. Bruce Bromnitz 4:0-SS-12:0-03:27
66Bkg Freistil Radoslaw Kisiel vs. Boycho Hristov Boychev 0:4-SS-0:16-03:25
75Akg Gr.-röm Toni Stade vs. Filip Dubsky 4:0-SS 4:2-01:17
75Bkg Freistil Daniel Sartakov vs. Andrzej Grzelak 0:3-PS-2:10-06:00
86Akg Gr.-röm. Thomas Leffler vs. Francis Weinhold 1:0-PS-1:0-06:00
86Bkg Freistil Adam Sobieraj vs. Andre Backhaus 1:0-PS-4:4-06:00
98kg Freistil David Ignatius vs. Marcin Olejniczak 0:4-SS-0:8-01:45
130kg Freistil Artem Grinko vs. Marian Mihalik 0:2-PS-0:3-06:00
[Gr.-röm. – Greco-Roman] = griechisch-römischen Stil / [F] = Freistilringen

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer