2.Bundesliga Nord Ringen: RSV Rotation Greiz gegen AC 1897 Werdau130kg Freistil Stefan Lippke (rotes Trikot), RSV Rotation Greiz gegen Attila Szmik, AC 1897 Werdau 0:4-TÜ-0:15-02:34

2.Bundesliga Nord Ringen: RSV Rotation Greiz gegen AC 1897 Werdau 4:16
GREIZ. Nach 83 Jahren ist nun Schluss mit spannenden, nervenaufreibenden Ringkampfveranstaltungen in der Greizer Jahnturnhalle. Nachdem sich die zweite Greizer Mannschaft mit zwei Kantersiegen gegen Sachsenmeister FC Erzgebirge Aue II den erstmals vergebenen Titel in der Landesliga Sachsen /Thüringen gesichert hatte, erwarteten fast 500 Zuschauer, darunter Prominenz aus Wirtschaft und Politik, den letzten Bundesligakampf des Jahres. Kontrahent war der AC 1897 Werdau, der seit Menschengedenken nicht mehr gegen Greiz gewinnen konnte. Diesmal gingen aber die Zweitligaringer des RSV Rotation Greiz unter, wie schon lange nicht mehr. 4:16 lautete das ernüchternde Endresultat, das die Stimmung auch bei der anschließenden Weihnachtsfeier trübte. Ursache für die Niederlage waren nicht zum erstenmal die bekannten Besetzungsprobleme. Nachdem Sebastian Wendel kurz vor Beginn für die gesamte Saison ausfiel, schied mit Boris Eisenstein nach dem vierten Kampf ein weiterer etatmäßiger Schwergewichtler aus. Die beiden schwersten Gewichtsklassen mussten so während der gesamten Saison von leichteren Sportlern besetzt werden. Und diese trafen oftmals auf osteuropäische, unter Profibedingungen trainierende Spitzenringer, die dann zu klaren Erfolgen kamen. Auch im leichtesten Limit konnte in der Rückrunde keine adäquate Besetzung gefunden werden. In diesen drei Gewichtsklassen gingen die Punkte mit 0:10 an die Gäste. Ein Vorsprung, der nicht mehr aufzuholen war, die Greizer sichtlich belastete, während die zahlreich angereisten Werdau-Anhänger immer mehr in Feierlaune gerieten.
Dustin Nürnberger (57 kg/greco) stand gegen den moldawischen Meister Ion Lefter auf verlorenen Posten. Der Moldawier punktete im Bestreben, seine Schulterniederlage aus der Vorwoche gegen Lübtheen, die Werdaus Sprung an die Tabellenspitze verhinderte, wieder gut zu machen und siegte noch vor Ablauf der ersten Kampfminute mit 16:0. (Kampfstand aus Greizer Sicht: 0:4) In der schwersten Gewichtsklasse bot der RSV Stefan Lippke (130 kg /frei) auf, der sich eigentlich schon im Vorjahr vom aktiven Ringkampfsport zurückgezogen hatte und sich noch einmal in den Dienst der Mannschaft stellte. Sein Gegner, der Ungar Attila Szmik, Siebenter der diesjährigen Europameisterschaften war schneller und punktete mit Beinangriffen und Beinschrauben gegen den Greizer, der einiges an Gewicht zugelegt hat. Kurz vor der Pause stand der 15:0 Sieg des Ungarn fest. (0:8) Der in der gesamten Saison noch ungeschlagene Vladimir Codreanu (61 kg/frei) traf auf seinen stärksten Gegner zum Saisonende. In jedem Kampf der Rückrunde holte der ungarische Meister Jozsef Molnar vier Punkte und ging auch in Greiz 1:0 in Führung. Dann eine fantastische Konteraktion des Greizers, der kurz vor dem 0:3 Rückstand 2:1 in Führung ging und den Ungarn an den Rand einer Schulterniederlage brachte. Kurz vor Schluss führte der Greizer Publikumsliebling 4:2, setzte aber noch einmal alles auf eine Karte und sicherte in letzter Sekunde mit einem 6:2 Sieg zwei Punkte für sein Team. (2:8) Thomas Leffler (98 kg/greco) erkämpfte sich bei der deutschen Meisterschaft die Bronzemedaille im 85 kg-Limit. Gegen den mehr als 97 kg wiegenden tschechischen Meister Vojtech Kukla kämpfte er tapfer aber am Ende erfolglos. Gerade im griechisch-römischen Stil, wo der Kontakt zum Gegner in den Regeln festgeschrieben ist und kaum mit Schnelligkeit aus der Halbdistanz angegriffen werden kann, machen sich Gewichtsunterschiede eminent bemerkbar. Dem Tschechen gelang beim 5:0 Sieg allerdings auch nur eine technische Aktion. (2:10) Brian Tewes (66 kg/greco) dominierte zwar gegen den dreimaligen Meister im Nachwuchsbereich Niklas Ohff, wurde aber zweimal geworfen und unterlag 3:8. (2:12) Auch Adam Sobieraj (86 kg/frei) musste gegen den in Luckenwalde ausgebildeten Franco Büttner 10 Kilogramm Gewichtsunterschied wettmachen. Mittels seiner technischen Fähigkeiten ging er 4:0 in Führung, hatte aber am Ende zu tun, seinen 4:3 Erfolg über die Runden zu bringen. (3:12) Im Vorkampf hatte Radoslaw Kisiel (66kg/frei) einen Superkampf gegen William Stier geliefert. Aber auch diesmal war das Glück nicht auf Seiten des Greizers, der bald 0:4 zurücklag, aber sich herankämpfte und Sekunden vor Schluss noch einmal alles auf eine Karte setzte, um das Blatt zu wenden, was allerdings misslang. Stier siegte 6:2. (3:14) Der an einer Erkältung laborierende Tom Linke wurde schmerzlich vermisst. Sein Vertreter David Ignatius (86 kg/greco) kämpfte couragiert, musste aber eine Wertung gegen Chris Schneider im Bodenkampf zulassen. Vorbildlich die Einstellung des Greizers, der zwar 1:2 unterlag, aber bis zur letzten Sekunde alles versuchte, um den Bock noch umzustoßen. (3:15) Emotionen pur dann noch einmal, als nach Meinung der Greizer Trainer und Fans dem gegen Felix Pflauger 1:2 zurückliegenden Toni Stade (75 kg/greco) Punkte versagt blieben. Doch der vorbildlich kämpfende Greizer Mannschaftskapitän kam mit etwas unorthodoxen Techniken noch zum 4:2 Erfolg. (4:15) Der letzte Kampf zwischen Daniel Sartakov (75 kg/frei), der Entdeckung der Saison, und dem Fünften der Europameisterschaften, dem Ungarn Zsombor Gulyas, verlief unspektakulär. Das Positive: Der Nachwuchssportler weiß nun, dass er auch gegen international erfolgreiche Ringer mithalten kann. Der 2:0 Sieg des Ungarn war ungefährdet. Nach der schmerzhaften 4:16 Niederlage schließt der RSV Rotation Greiz die Saison in der 2.Bundesliga auf dem fünften Tabellenplatz ab. Es ist müßig daran zu erinnern, dass Greiz vor der Verletzungsserie auf dem ersten Platz lag. Der Kader war einfach nicht breit genug aufgestellt, um solche Wechselfälle des Lebens zu verhindern. Den Leipzigern und der WKG Pausa/Plauen, die letzter wurden, erging es noch schlimmer. Werdau erkämpfte mit Platz drei seine beste Platzierung in der 2.Bundesliga.

Stimmen zum Kampf:
Tino Hempel (Trainer RSV):
„Die Mannschaft und der Vorstand bedanken sich herzlich bei den Ringkampfanhängern, die bis zum letzten Kampf treu zu uns standen. Im neuen Jahr wird es wieder aufwärts gehen.“

Dieter Opitz (Sportfan und langjähriger Rotationsanhänger): „Nun ist also Schluss mit den Ringkampf-Schlachten in der Jahnturnhalle. Die Ringkampffreunde freuen sich schon auf die neue Halle in Aubachtal. So viele Zuschauer und solch eine Begeisterung wie im Ringen finden sich bei keiner anderen Sportveranstaltung in Greiz.“

Marco Olschewski, Mannschaftsleiter Werdau. „Nach dem Wiegen haben wir uns Chancen zum Sieg ausgerechnet. Es wurde ein schöner und fairer Kampf, den viele Werdauer Anhänger miterlebten.“
Bernd Schröder, Hallensprecher in Werdau und ehemaliger Greizer Turner: „Jetzt ist mein Wunsch doch noch wahr geworden, einmal einen Sieg gegen Greiz zu erleben.“

Erhard Schmelzer @20.12.2014

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer