Mit Aktionen ein deutliches Zeichen setzen

Verein AufAndHalt, Buntes Bündnis Greiz und mobit luden zum Pressegespräch in das Gemeindehaus Siebenhitze ein

Mit Aktionen ein deutliches Zeichen setzen
Vertreter des Vereins AufAndHalt e.V., des Bunten Bündnisses Greiz und mobit trafen sich im Gemeindehaus Siebenhitze zum Pressegespräch.
GREIZ. „Die Zahl der Flüchtlinge wird zunehmen, sicher wird alles auch nicht ganz einfach sein, doch wollen wir die Menschen freundlich aufnehmen und integrieren“, führte Reinhard Sell vom Bunten Bündnis Greiz in das Pressegespräch ein, zu dem auch der Verein AufAndHalt und mobit, die mobile Beratung in Thüringen am Freitagvormittag in das Gemeindehaus Siebenhitze eingeladen hatten. Wie Reinhard Sell fortfuhr, habe die rechte Szene in der Region an Stärke zugenommen und verwies auf das kürzlich stattgefunden „Lesertreffen“ in einem Ostthüringer Hotel. Dazu gab Nicole Schneider von mobit einige Hintergrundinformationen: 400 Gäste habe das „Treffen“ der rechtsextremistischen Zeitschrift „Zuerst!“ verzeichnen können. Die Publikation widerspiegle Themen National-Konservativer, Neuer Rechter und Neonationalisten. Als offizieller Veranstalter trat der 1992 auf Initiative des langjährigen rechtsextremen Aktivisten und Verleger Dietmar Munier gegründete „Schulverein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen e.V.“ auf. Nicole Schneider äußerte die Befürchtung, dass eine Gefahr der Veranstaltungswiederholung bestünde, sich auch andere rechte Strukturen eingeladen fühlen und dass die Thematik verharmlost werde. „Wir warnen vor diesem Rückzugsraum in Thüringen“, so die mobit-Beraterin, die „an Ort und Stelle zivilen Protest“ fordert, der zum Ausdruck bringt, dass die Bürger damit nicht einverstanden sind.
Von seinen Eindrücken der Informationsveranstaltung auf dem Liebschwitzer Sportplatz berichtete Karsten Halbauer. Dabei ging es um die geplante Aufnahme von 500 Flüchtlingen, was 1900 Bürger auf den Plan rief. Das Erschreckende sei, dass große Teile der Bevölkerung gegen diese Aufnahme seien. Peter Lückmann bestätigte, dass viele nur gekommen seien, „Stimmung zu machen“, zudem ihm auffiel, dass die „besorgten Bürger mit allem, was die rechte Szene zu bieten hat, unterwandert sind“. Er sei froh, dass die Veranstaltung so friedlich verlief.
Auch in Weida habe sich ein “BürgerBündnis“ gebildet, das sich am Freitag vorstellen wollte, berichtete Doris Smieskol (B90/Grüne), Mitglied des Kreistags und Weidaer Stadtratsmitglied. Damit „so etwas wie in Greiz nicht passiert“, habe man bereits im Vorfeld eine Arbeitsgruppe Flüchtlinge gebildet, deren Vorsitzende sie ist. Sogar ein einstimmigen Stadtratsbeschluss wurde erwirkt. Zwar gebe es in Weida noch keine Asylbewerber, doch wolle man präventiv erwirken, dass die Menschen in dezentralen Unterkünften aufgenommen werden „und nicht in einem Container“, so Doris Smieskol. Kein Mensch sei davor gefeit, selbst einmal Asyl beantragen zu müssen.
Gegen die geplante Kundgebung am Abend sprach sich Willi Brüßel-Mautner aus: „Wer sich mit Nazis einlässt, ist für uns kein Verhandlungspartner; das ist unmenschlich und rassistisch – das werden wir nicht tolerieren“, betonte er.
Um eine neue Qualität in die Willkommenskultur zu bringen, wird der Verein AufAndHalt gemeinsam mit der IG Metall ab 1. Juli ein neues Projekt auf den Weg bringen, um Kontakte zwischen den Bürgern und den Flüchtlingen auf den Weg zu bringen und das Kennenlernen zu unterstützen. „Wir müssen noch viele Vorurteile abbauen und mehr übereinander wissen“, unterstrich Brüßel-Mautner.
Antje-Gesine Marsch@28.03.2015