Greizer Bundesligaringer erstmals ohne Niederlage

Größter Erfolg seit Rückkehr in die 2. Bundesliga


GREIZ. Mit dem Staffelsieg in der 2.Bundesliga Nord gelang den Greizer Ringern der größte Erfolg seit der Rückkehr in diese Leistungsklasse im Jahre 2006. Nur 2008 als Zweiter und eine Saison später als Dritter wurden vordere Platzierungen erkämpft. Dreimal kam der RSV Rotation Greiz als Vierter ein, einmal als Fünfter. Im Vorjahr wurde gar nur der sechste Rang erkämpft. Die Leistungssteigerung in diesem Jahr ist hauptsächlich auf die gezielte Verstärkung des Teams, hauptsächlich mit Sportlern des aus der 1.Bundesliga abgestiegenen SV Luftfahrt Berlin zurückzuführen. Zusammen mit ihren Trainer Swen Lieberamm, einem 34-jährigen Versicherungskaufmann, legten sie die Grundlage für eine überragende Saison, die erstmals ohne Niederlage endete. Verantwortlicher für die Mannschaft war nach zehn jähriger Unterbrechung, in dieser Zeit wurde die Mannschaft von Falk Schlehahn trainiert, der Vizepräsident des RSV, Tino Hempel. Bis zwei Runden vor Schluss blieben die Rotationsringer ohne Punktverlust. Erst als vor allem im griechisch-römischen Stil bis zu fünf Akteure ausfielen und in der Mannschaft große Umstellungen vorgenommen werden mussten, konnten die WKG Pausa/Plauen und Jena in den Derbys ihre größten Erfolge des Wettkampfjahres feiern;


Unentschieden in Greiz. Gerade die beiden Derbys gegen die vogtländischen Vertreter Pausa/Plauen und Markneukirchen erwiesen sich als Feste für den Ringkampfsport, bei denen die Fangruppen enthusiastisch ihre Lieblinge anfeuerten. Auch beim Abschlusskampf gegen Jena ging es heiß her, doch war dies nicht mehr mit der Superstimmung vor 20 Jahren vergleichbar, als die Jenaer noch mit Kahla eine Kampfgemeinschaft bildeten und gerade aus diesem Umfeld zahlreiche Fangruppen rekrutierten. Jena hat in den letzten Jahren vor allem im Nachwuchsbereich Federn lassen müssen. Auch im Funktionärsbereich klaffen Lücken. In dieser Woche wollen sich die Saalestädter zusammensetzen und beraten ob es in der 2.Bundesliga weitergeht. Der deutsche Ringer-Bund hat mit einer neuen Regelung den Rückzug bis zum 31.Dezember erstmalig ohne Sanktionen genehmigt. Auch für den Staffelsieger aus Greiz ist der Aufstieg in die 1.Bundesliga nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Die Greizer werden deshalb weiterhin in der zweiten Liga kämpfen. Dafür gibt es gewichtige Gründe. Schon einmal, im Jahre 1999, stand der Verein vor einer solchen schwerwiegenden Entscheidung. Doch damals waren die Randbedingungen andere; mit Markneukirchen, Halle, Werdau, Leipzig und Aue standen fünf Teams aus der Region in der 1.Liga. Dazu kamen noch Luckenwalde und das ein Jahr später aufgestiegene Jena. Diesmal sieht die Situation völlig anders aus. Mit denen im Vorjahr mit großen Ambitionen aufgestiegenen Mannschaften aus Aue und dem Mansfelder Land stehen zwei von drei Ostvertretern am Tabellenende.


Selbst der 1.Luckenwalder SC, deutscher Mannschaftsmeister 2006 und fünfmal im Finale, muss bis zum letzten Kampf um das Erreichen des vierten Platzes, der den Einzug in die Endrunde garantiert, zittern. Die Kräfteverhältnisse im deutschen Ringkampfsport haben sich in den letzten Jahren deutlich verschoben. Von den alteingesessenen Mannschaften stehen in der Staffel Nord, in die Greiz eingeordnet würde, noch Mainz (Titelverteidiger), Köllerbach (Vizemeister) und Mömbris-Königshofen vorn. Im Süden haben sich mit Nenndingen, Weingarten, Adelhausen und Triberg vor Jahren noch unterklassige aber finanzstarke Teams aus dem Südwesten Deutschlands etabliert, gegen die selbst die Traditionsvereine Schifferstadt und Aalen ohne Chance sind. Für diese sechs oder sieben Spitzenmannschaften ist es möglich Woche für Woche mit den leistungsstärksten Ringern Europas zu starten. Greiz ist deshalb auf den richtigen Weg mit seinem Entschluss auch im nächsten Jahr in der 2.Bundesliga zu kämpfen und Gastgeber für die Teams der Region und ihre Anhänger zu sein. Dass Köllerbach oder Mainz Zuschauer mit nach Greiz bringen würden, glaubt wohl ernstlich keiner.
Der Greizer Trainer Tino Hempel setzte in diesem Jahr in den 14 Mannschaftskämpfen 17 Aktive ein. Drei von ihnen, Neuzugang Vladimir Codreanu (55 und 60 kg), und die beiden Greizer Urgesteine Toni Stade (74 kg) und Sebastian Wendel (96 und 120 kg) absolvierten alle Kämpfe. Auch der schon mehr als ein halbes Jahrzehnt für die Rotationsmannschaft im freien Stil kämpfende Pole Radoslaw Kisiel (66 kg) war für 14 Einsätze vorgesehen, verpasste aber in Markneukirchen wegen einer Umleitung bei der Anfahrt das Wiegen.

Mit den polnischen Auswahlringern im freien Stil Patryk Dublinowski (84 kg/11 Einsätze)) und Adam Sobieraj (74 und 84 kg/9 Einsätze) sorgten Neuzugänge, die von Luftfahrt Berlin kamen, für Superstimmung unter den Zuschauern. Auch Konstantin Sommer (74 und 84 kg) kam auf 9 Einsätze. Tom Linke (84 kg) hätte wohl mehr als neunmal mitgewirkt, wenn er sich nicht drei Runden vor Schluss verletzt hätte. Bester Punktesammler wurde der Moldawier Vladimir Codreanu, der – meist im Freistil – 50:5 Punkte erkämpfte. Im griechisch-römischen Stil musste er eine Niederlage gegen den DM-Dritten Kirk Reimer aus Werdau einstecken. Ohne Niederlage blieben Patryk Dublinowski (42:1) und Adam Sobieraj (29:1). Radoslaw Kisiel (36:10) wurde dreimal ganz knapp, zweimal davon vom deutschen Vizemeister Mario Koch aus Jena, bezwungen. Tom Linke kam auf 21:9 Punkte. Trainer Tino Hempel konnte zum Saisonabschluss zufrieden bilanzieren: Wir haben eine Supersaison gerungen. Einer ist für den anderen in die Bresche gesprungen. Wenn jemand mal nicht so gut drauf war, hat sofort ein anderer einen Ausgleich geschaffen. Die Kameradschaft im Team ist vorbildlich. RSV-Präsident Thomas Fähndrich konstatierte:

Unser Dank gilt den Sponsoren und unseren zahlreichen Helfern und Unterstützern, die Woche für Woche dafür sorgen, dass wir gute Leistungen zeigen konnten und in diesem Jahr erstmals das Optimum schafften, mit allen drei Mannschaften Staffelsieger zu werden. Die zehn Kämpfer der Bundesliga kennt jeder, doch ohne einen Einweiser würde auf unserem Parkplatz das Chaos herrschen und die Frauen unserer Verpflegungstruppe stehen meist auch nicht im Mittelpunkt. Die Jenaer Funktionäre staunten nicht schlecht ( So etwas haben wir noch nie erlebt!) als sich die Greizer Sportler am letzten Wettkampftag auf ungewöhnliche Weise bei der Vereinsleitung und den Helfern bedankten, in dem diese als Präsent eine Flasche Rotkäppchen Sekt mit extra für den Staffelsieg entworfenen Label erhielten. Günther Zierold, ein Fan aus Kahmer, der mit seiner Frau keinen Kampf verpasst, hatte zum fünftenmal mit Bildern von Rainer Marsch eine prächtige Collage für alle Beteiligten erstellt.
Die weihnachtliche Zeit der Besinnung wird nur kurz währen. Eine RSV-Mannschaft wird sich am volkssportlichen Fußballturnier beteiligen und am 27.Dezember um 9 Uhr beginnt für die Ringerjugend die Vorbereitung auf das neue Wettkampfjahr, das mit den Thüringer Einzelmeisterschaften am 11. und 25. Januar erste Höhepunkte bereithält.

Erhard Schmelzer @20.12.2013
Aktive 2. Bundesliga Nord 2013 – RSV Rotation Greiz

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer