Oma werden ist nicht schwerIn der Hebammenpraxis "In guten Händen" trafen sich Interessierte Mütter, Väter und Großmütter zur Gesprächsrunde.

Informationen und Diskussion mit Sabine Scheller rund um das Baby im Wandel der Zeiten
GREIZ. „Oma werden ist nicht schwer, Oma sein dagegen sehr“ war der Titel einer Abendveranstaltung in der Hebammenpraxis „In guten Händen“ in der Carolinenstraße. Eingeladen hatten die Hebammen Judith Schatz und Dajana Klein die erfahrene Kinderkrankenschwester und Stillberaterin Sabine Scheller – selbst vierfache Oma -, die über Stillen, Schlafen, Tragen und Verwöhnen von Babys im Wandel der Zeit berichtete und auch zur Diskussion darüber ermunterte. Eingefunden hatten sich neben Großmüttern auch deren Töchter, einige davon kurz vor dem Entbindungstermin, sowie ein Elternpaar, das stolz seinen Nachwuchs Kjeld mitbrachte. „Vor Jahren herrschte noch ein anderes Selbstverständnis in der Babypflege, das sich aber in den letzten Jahren völlig verändert hat“, führte Schwester Sabine in die Thematik ein und gab zudem aktuelle Empfehlungen zum Umgang mit den Neugeborenen, um möglichen Missverständnissen und Konflikten innerhalb der Generationen vorzubeugen.
Das Thema „Stillen“ berührte die Kinderkrankenschwester auch: „Es ist die natürlichste Sache der Welt und eine Befriedigung aller Sinne.“ Die Frage, ob man einen Säugling verwöhnen kann, beantwortete sie eindeutig mit „Nein“: Ein Baby ist ein Tragling, kein Ablegling, so Schwester Sabine. Ein Säugling müsse gekuschelt werden, das sei ein Ur-Instinkt und lege Vertrauen in die Eltern. Die Umwelt sei laut und hektisch, um den Säugling zu beruhigen, solle man ruhig auf ihn einreden und das Köpfchen als Beruhigungszone streicheln. Entgegen der veralteten Sichtweise „Schreien ist gut für die Lunge“ wäre das Herausnehmen und Ärmchen halten sehr wichtig. Das Hauptproblem sei, im Alter von einem Dreiviertel bis einem Jahr „den Absprung“ zu schaffen. Die Babys von heute seien „richtig glücklich“, würden schon nach drei Wochen wache Augen haben; freuen sich über Tragen, Kuscheln und Ruhe. „Sie werden sehen, Sie sind jeden Tag ein bisschen mehr verliebt in Ihr Kind“, wandte sich Sabine Scheller den werdenden Müttern zu. Dass man den Babys im Sommer zusätzlich Tee geben solle, widerlegte die Stillschwester: „Die Muttermilch besteht zu 88 Prozent aus Wasser.“ Das Ausfahren im Wagen sei auch für die Großmütter eine schöne Beschäftigung, nur solle man sich unbedingt an die Zeiten halten. Welche Rolle spielt aber die Oma überhaupt? „Eine ganz wichtige“, wie Schwester Sabine betont. Durch den Wegfall des Mehrgenerationshauses müsse man als Oma bei Besuchen viel Fingerspitzengefühl beweisen und die Privatsphäre der jungen Familie respektieren. Ob ein Nuckel noch zeitgemäß sei, wollte eine anwesende Oma wissen. „Ein Nuckel ist immer ein Trumpf im Ärmel, aber nur, wenn das Baby sonst gut trinkt“, wie Sabine Scheller sagte. „Wir hatten unsere Zeit“, so die Fachfrau. Nun solle man sich zurücklehnen und die Eltern machen lassen. „Wöchnerinnen sind sehr sensibel, doch wird jede Mutti ihren eigenen Weg finden.“ Oma werden ist nicht schwer – aber „die schönste Sache der Welt“, wie Sabine Scheller die Redewendung erweiterte.

Antje-Gesine Marsch@21.04.2014