Capoeira-Meister Leonis Ferreira Borgis eröffnet den Vortrag von Axel Brümmer und Peter Glöckner.

Veranstalterin Ivonne Peupelmann zeigt sich zufrieden mit der Resonanz

GREIZ. Das 2. Multivisions Festival ist Geschichte. Veranstalterin Ivonne Peupelmann zeigt sich mit dem Samstags-Event mehr als zufrieden, waren es doch weit als ein Drittel mehr Gäste als im Vorjahr. Die Vorträge im Großen Saal und der Studiobühne sowie die Messe im Foyer waren bestens besucht, wie die Veranstalterin urteilt. Einer der Höhepunkte war natürlich der Nachmittagsvortrag der beiden Weltumradler Axel Brümmer und Peter Glöckner, die vor etwa 200 Leuten im Großen Saal referierten und um eine virtuelle Reise um die ganze Welt einluden. Die aufgestaute Sehnsucht nach Freiheit nach dem Mauerfall war so groß, dass es den gebürtigen Sachsen Glöckner und den Thüringer Brümmer in die Ferne trieb. Mit dem Fahrrad.

Das Best-Of ihrer zwanzigjährigen Reiseabenteuer gestaltete sich interessant – durch eingestreute Anekdoten auch zum Teil mehr als bizarr. Bedenkt man, dass Axel Brümmer ganze Sequenzen in einem Halbsatz abhandelte – etwa nach einer Vergiftung mussten wir mehrere Wochen ins Krankenhaus oder Wir fuhren die dreitausend Kilometer in Ruhe herunter – kann man sich vorstellen, welche Fülle an Abenteuern die beiden in 150 Ländern dieser Erde zu bestehen hatten. Down under, China, Israel, Westafrika, Indien, die Anden, Bolivien kein Ort blieb den beiden Extrem-Globetrottern verschlossen. Doch trotz der Schönheiten der Landschaft – oft waren es die Kontraste zu den Menschen, die sie links und rechts ihrer Route trafen. Obwohl die meisten sehr arm sind, waren sie gastfreundlich, wie Axel Brümmer sagte. Was die Radler besonders erschütterte, war das Leben der Straßen- und Waisenkinder in Bolivien. Als sie 1995 nach fünf Jahren der Weltumradlung nach Saalfeld zurückkamen, machten sie in ihren Reisevorträgen auf die Lebensumstände der Kinder in Bolivien aufmerksam. Besonders beeindruckt waren sie von der Deutschen Lydia Wiedermann, die 1991 gemeinsam mit anderen Helfern das durch Spenden finanzierte Kinderheim ,,Mano Amiga“ gründete. Sie selbst nutzte ihre ganze Rente dafür.

Als sie starb, übernahmen Axel Brümmer und Peter Glöckner gemeinsam mit der Stadt Saalfeld die Patenschaft über diese Initiative. Jedes Jahr fahren seitdem Mitglieder des in Saalfeld gegründeten Vereins nach Bolivien und überbringen neue Spendengelder. Während ihrer jahrelangen Reisen um die Welt übten die Globetrotter auch eine Reihe von Jobs aus, um sich über Wasser zu halten, so etwa an einer Taktstraße, Tankstelle, Autowerkstatt, wahlweise auch als Baumsäger oder Pinguinzähler. An den Rand ihrer Belastbarkeit gerieten sie in der chinesischen Todes-Wüste Taklamakan, als sie befürchteten. Diesmal sind weit zu weit gegangen, das überleben wir nicht. Mit letzten Kräften und der Überzeugung, trotzdem Wüstenfans zu bleiben, meisterten sie auch diese Hürde. Im Amazonasbecken fühlen sie sich mittlerweile heimisch, mehr als fünf Jahre verbrachten sie bereits paddelnd auf über zwanzig Flüssen. Ein anderes Abenteuer: auf Marco Polos Spuren fuhren sie mit dem Fahrrad von Venedig nach Peking.

Was das Essen in den einzelnen Ländern anbetraf, schworen sich die beiden sympathischen Chaoten, alles das zu verspeisen, was bei den Menschen auf den Tisch kommt. Dass auch des Öfteren größte Überwindung dazu gehörte, verschwieg Axel Brümmer nicht. So bekamen sie beispielsweise in Kasachstan einen Hammelkopf vorgesetzt, was die Menschen dort dem Gast gegenüber als heilige Pflicht annehmen. Dabei war es das Hammelauge, was den beiden Männern beim Verzehr Entsetzen einflößte. Letztlich war es eigentlich gar nicht so schlimm, scherzte Axel Brümmer.
Bis heute befinden sich die beiden Weltenbummler auf einer Never-Ending-Tour, leben zehn Monate des Jahres bei ihren Familien Glöckner ist verheiratet und hat Kinder im Alter von 2 und vier Jahren, Brümmer hat ebenfalls Frau und Kinder (14 und 23 Jahre) – in Bolivien. Dort sind wir nicht so berühmt wie hier, da kennt uns keiner , wie Axel Brümmer weiß, der in seinem Ort der einzige Weiße ist.

Antje-Gesine Marsch @08.02.2014