Ringelnatz-Programm in der Vogtlandhalle GreizDerbe und lyrische Texte von Joachim Ringelnatz wurden von Günther Kappich auf der Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz vorgetragen.

Da hilft kein Pfeffermünz und kein Höllenstein
GREIZ. Es war schon etwas gewagt, mit Mutter Frühbeißens Tratsch in den Spätnachmittag einzusteigen. Der Künstler Günther Kappich, der am Sonntag mit seinem Ringelnatz-Programm auf die Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz einlud, sah das nicht ganz so ernst und zitierte den Text, dessen Zeile Da hilft kein Pfeffermünz und kein Höllenstein dem Programm auch seinen Namen gab. Mit ironischen und (mitunter sehr derben) Texten unterhielt der Greizer die Gäste und gestaltete das Kabarett nicht über die Köpfe der anderen hinweg, sondern gemeinsam mit dem Publikum. Joachim Ringelnatz (1893-1934), ein echt Wurzener Junge, so Kappich, hatte sich in den Kopf gesetzt, Seemann zu werden. Doch landete er nicht auf einem Traum-Liner, sondern einem kleinen, armen ausgemusterten Segelschiff. Viele seiner erschütternden Erlebnisse hatte Ringelnatz, der verbale und körperliche Gewalt zu ertragen hatte, in Worte gegossen. Überhaupt hielt das Leben für den begnadeten Dichter viele Prüfungen bereit. Ständige Geldnot, private Schicksalsschläge, Auftrittsverbote und Krankheiten bestimmten das Leben des Künstlers. Aus seinem reichen Fundus zitierte Günther Kappich beispielsweise Es lebe die Mode, den Abzählvers Bülow, Nolle, Witte, Zoo…Auf dem Dache sitzt ein Floh, Ein Nagel saß in einem Stück Holz oder Sie steht doch still. Kuttel Daddeldu, eine der bekanntesten von Ringelnatz erschaffenen Helden, liebt Alwine und „ihrer blauen Augen Gelatine“. Diese Liebe geht nicht nur über den Tod hinaus, sondern gräbt die Leiche der Dame auch immer wieder ein und aus. Nichts für ungut: das war ein wenig eklig“, polterte Kappich alias Daddeldu mit seemannsrauher Stimme. Kabarettistische Einlagen heiterten die Lesung auf, etwa, als eine Dame im Publikum 300 Dollar erhielt, um den Raben des Entertainers eine Weile zu pflegen. Die bitterbösen Rabenbulletins folgten darauf im Vortrag. Chronologisch las und erzählte sich Kappich durch ausgewählte Werke von Joachim Ringelnatz. Mal ruhig und sanft, wenn es um die Liebe ging – mal humoristisch und frech im Ton der frühen Gedichte. Und dann wieder wild und ungezähmt im Körper des Daddeldu. Musikalische Unterstützung erhielt Kappich an diesem Abend von Arnd Böttger aus Dresden, der mit Titeln zur Geige (No time to raste), zur Gitarre (Fährt ein weißes Schiff nach Hongkong) oder Banjo (Wir lagen vor Madagaskar) die Texte virtuos untermalte.

Antje-Gesine Marsch @03.03.2014