2.Bundesliga Nord: RV Lübtheen gegen RSV Rotation Greiz75Bkg Gr.-röm.: Ilian Marziev, RV Lübtheen gegen Toni Stade (blaues Trikot), RSV Rotation Greiz 0:3-PS 3:12-06:00

RV Lübtheen – RSV Rotation Greiz – 13:14
LÜBTHEEN/GREIZ. Super Ringkampfstimmung in Mecklenburg. Schon auf den Weg in die Kleinstadt Lübtheen erblickten die Gäste aus Greiz die riesigen Plakate, die zum Besuch der Saisoneröffnung in der Hans-Oldag-Halle aufriefen. Und diese platzte aus allen Nähten. Fast 500 Zuschauer wollten nach dem eindrucksvollen Auswärtssieg in Pausa den ersten Erfolg des Ringervereins Lübtheen in heimischer Umgebung miterleben und mitfeiern. Trainer Jens-Peter Sievertsen hatte die Mannschaft gegenüber der Vorwoche auf zwei Positionen verändert, musste aber weiterhin auf seinen verletzten dänischen Auswahlringer Frederik Bjerrehuus verzichten. Die Greizer Trainer Tino Hempel und Swen Lieberamm brachten drei neue Sportler ins Team.
Im Vorjahr hatte Vladimir Codreanu (57 kg/frei) mit technischer Überlegenheit gegen den Bulgaren Mitko Asenov gewonnen. Mit einer konzentrierten Leistung erkämpfte er zwar auch diesmal 16 Punkte, doch sein Kontrahent hatte auch 4 Punkte auf dem Konto. (Kampfstand aus Greizer Sicht: 3:0) Für Greiz startete erstmals der Dritte der polnischen Meisterschaften Lukasz Konera (130 kg/greco), der auf den fünfmaligen deutschen Meister im Nachwuchsbereich, Andreas Aurich traf. Die Greizer Zuschauer dürfen sich auf einen erfolgreichen Neuzugang freuen. Konera, der für Polen bei den Europa-Spielen in Baku startete, ging bereits in der Anfangsphase in Führung und erkämpfte einen ungefährdeten 10:1 Erfolg. (6:0) Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Florian Crusius rückte Sven Cammin (61 kg/greco) ins Aufgebot. Er traf auf den jüngeren der Ginc-Brüder, Andrej, der in diesem Jahr nicht nur Meister der A-Jugend geworden war, sondern auch Silber bei der EM und Bronze bei der WM gewann. Gegen den Spezialisten hielt sich der Greizer lange gut, musste aber zu Beginn der zweiten Hälfte eine Fünfer- und eine Vierer-Wertung abgeben und unterlag in der fünften Minute mit 0:15. (6:4) Auch auf Sebastian Jezierzandski (98 kg/frei) ist Verlass. Die Gastgeber ließen hier den bulgarischen Greco-Spezialisten Daniel Bankov starten, der genau zehn Kilogramm mehr auf die Waage brachte. Obwohl der Greizer noch seine Schwierigkeiten mit seiner neuen Gewichtsklasse und der passiven Kampfesweise seiner Gegner hat, war er eindeutig überlegen und siegte mit 12:0. (9:4) Lübtheen hatte Dennis Langner den Vorzug vor Christian Nützmann gegeben, Greiz setzte auf Vladimir Gotisan (66 kg/frei), der auch wie die Feuerwehr begann und nach 20 Sekunden 8:0 führte und schon wie der sichere Sieger aussah. Dann die völlig unerwartete Wende. Die nächste Vierer-Wertung ging an den Lübtheener, der in beiden Stilarten deutscher Vizemeister war. Die Greizer Betreuer monierten die Entscheidung des Kampfrichters, die überraschenderweise den Moldawier so aus dem Rhythmus brachte, dass er eine Minute später unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer sogar auf dem Rücken lag. (9:8) Trainer Tino Hempel meinte nach dem Kampf: „Das war ein Schlag ins Kontor. Zur Halbzeit sah es aus, als ob wir ohne Punkte nach Hause fahren müssten.“ Doch nun zeigte die Greizer Mannschaft, was in ihr steckt. Der erstmals in diesem Jahr in der ersten Mannschaft eingesetzte Tom Linke (86 kg/greco) verteidigte sich gegen den dänischen Auswahlringer Rajbek Bisultanov erfolgreich. Dem Siebenten der Junioren-EM gelang nur ein 3:0 Sieg. (9:10) Auch der zweite Däne, Anders Ekström, kam zum Sieg. Mit 0:4 ging Brian Tewes (66 kg/greco) in die Pause. In der zweiten Hälfte kam er zwar auf, musste aber am Mattenrand eine weitere Wertung abgeben. (9:12) Die Halle tobte. Jetzt kam für die Mecklenburger Sebastian Otto, der in Pausa einen großen Kampf gemacht hatte. Greiz bot nach einigen Ausfällen die Notlösung Thomas Leffler (86 kg/frei) an. Als Griechisch-Römisch-Spezialist steht man im freien Stil meist vor einer unlösbaren Aufgabe. Eine vorentscheidende Niederlage zeichnete sich ab. Doch die Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Zur Halbzeit führte der Greizer mit 1:0. In der Vorwoche wegen seiner Punktabgabe in letzter Minute kritisiert, gehörte er nun zu den Matchwinnern. Aufbauend auf körperliche Fitness und ohne den Druck gewinnen zu müssen, zeigte er trotz der letztendlichen 1:3 Niederlage einen hervorragenden Kampf. (9:13) Um zu gewinnen, brauchte Greiz aus den beiden letzten Kämpfen zwei Punkte. Toni Stade traute man das zu, hatte er doch seinen Kontrahenten beim Turnier in Warnemünde bezwungen. Aber Daniel Sartakov (75 kg/frei) musste auch punkten. Im Vorjahr hatte er nach sehr guten Kämpfen gegen den Rostocker Sebastian Nowak knapp verloren. Auch diesmal wurde es wieder sehr eng. Eine Minute vor Schluss stand es 2:2. Dann erkämpfte der Greizer mit zwei Zweierwertungen einen wertvollen 6:2 Sieg. (11:13) Jetzt brauchte Mannschaftskapitän Toni Stade (75 kg/greco) einen Sieg mit mindestens 8 Punkten Differenz. Routiniert nahm er das Heft des Handelns in die Hand, brachte den Greifswalder Ilian Marziev zu Boden und ging durch fünf Rollen am Boden schon zwei Minuten 12:0 in Führung. Die restliche Zeit verteidigte er die Führung und sicherte mit einem 12:3 Erfolg den nicht mehr erwarteten 14:13 Erfolg seiner Mannschaft in der Höhle der Mecklenburger Löwen.

Stimmen zum Kampf:
Tino Hempel, Trainer des RSV:
„Respekt vor unserer Mannschaft! Nach dem unglücklichen Abschneiden von Vladimir Gotisan haben alle Kämpfer fantastisch gekämpft und einen nicht mehr erwarteten Sieg eingefahren. Wir haben ein Klasse Team.“

Csaba Matrahazi, der ungarische Olympiakader von Rom 1960 brachte 1968 den Ringkampfsport nach Lübtheen: „Bankov hätte taktisch anders ringen müssen. Leffler hat vorgemacht, was möglich ist. Mit Bjerrehuus hätten wir wohl gewonnen. Trotzdem geht der Greizer Sieg in Ordnung.“

Am Ende eines von allen Seiten fair durchgeführten Kampftages waren sich die Vertreter beider Vereine einig darin, dass Kampfrichter René Wenzel nicht seinen besten Tag hatte.

Erhard Schmelzer @13.09.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer