10 Jahre Männerchorgemeinschaft mit festlichem Konzert gewürdigtDie Männerchorgemeinschaft Greiz unter Leitung von Markus Dietzsch kurz vor ihrem Auftritt zum Jubiläumskonzert in der Pohlitzer Kirche.

Aktive Sangesfreunde wurden im Anschluss geehrt

GREIZ. Mit einem festlichen Jubiläumskonzert beging die Männerchorgemeinschaft Greiz (MCG) Anfang November ihr zehnjähriges Bestehen. In die Pohlitzer Kirche waren etwa einhundert erwartungsfrohe Gäste gekommen – und das, obwohl zur selben Stunde der Festgottesdienst anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Greizer Kantatenchores an St. Marien stattfand.

Der 1. Vorsitzende der MCG, Ulrich Zschegner, begrüßte zu Beginn der Veranstaltung zahlreiche Gäste, darunter das CDU-Landtagsmitglied Christian Tischner; den Ehrenchorleiter Werner Keil; das Ehrenmitglied des Neuen Reußischen Sängerkreises, Eva-Maria Großwig, aber auch Vertreter befreundeter Chöre.
Zwar habe das Gesprochene stets hinter dem Gesungenen gestanden, trotzdem ließ es sich Ulrich Zschegner nicht nehmen, in einer kleinen Festrede in die Historie des Chores einzutauchen. Beginnend mit dem Richard-Wagner-Zitat „Das älteste, echteste und schönste Organ der Musik, das Organ, dem unsere Musik ihr Dasein verdankt, ist die menschliche Stimme“, betonte der Vorsitzende, dass die Laienchorbewegung nicht umsonst noch heute zu den zahlenmäßig stärksten Kulturorganisationen in Deutschland gehöre. „Alt ist der Gesang – altbacken aber sicher nicht“, so Zschegner, der zudem den Wert der Verständigung hervorhob. „Und Verständigung zwischen Menschen, Gruppen, Kulturen, Völkern und Nationen tut vor allem heute bitter Not“, schlug er den Bogen in die Gegenwart. „Ich halte die Sprache der Musik und Chöre dabei für ein erprobtes Medium und auf jeden Fall für ein schöneres, als das Geschepper politischer Sonntagsreden“, so Zschegner.

Musik und Gesang kennen keine Grenzen

Musik und Gesang kennen keine Grenzen – das sei keine leere Worthülse. Auch die gemeinsame Arbeit im Chor, die Proben, das verbindende Ziel – all dies fördere etwas, das in der Sprache des Soziologen „soziale Kompetenz“ heiße. Innerhalb eines Chores sei es wichtig, dass sich Einzelne dem gemeinsamen künstlerischen Anspruch des gesamten Ensembles unterordnen. Nicht der „Glanz des Solisten“, sondern der „Klang des Ganzen“ sei entscheidend. Damit dies gelinge, müsse man nicht nur den Anweisungen des Dirigenten folgen, sondern sei gefordert, sein Bestes zu geben. Damit der „Klang des Ganzen“ auch weiterhin in ganzer Schönheit erstrahlen kann und nicht ins Wanken gerät, habe man sich vor zehn Jahren entschlossen, die Männerchöre Greiz-Mitte und Greiz-Pohlitz zusammenzulegen. Denn kein Chor wird sich zufrieden geben, bevor nicht der harmonische Zusammenklang erreicht sei.

Singen ist die beste Therapie

Auch wenn es oft heißt, der heutige Zeitgeist sei von Egoismus und Vereinzelung geprägt, wirke das Singen wie eine Therapie in der Gemeinschaft. „Denn die Sprache der Musik macht reicher“, wie Ulrich Zschegner unterstrich. Man habe in beiden Chören erkannt, dass man nur eine Überlebenschance habe, wenn man sie zusammenführt. „Unser Ehrenmitglied Hans Steudel, der 25 Jahre 1. Vorsitzender des Männerchores Pohlitz war und Zschegner seien stets „ein tolles Team“ gewesen, das an einem Strang gezogen habe.
Dass die Zusammenführung beider Chöre keine leichte Aufgabe war – auch das betrachtete Ulrich Zschegner im Nachhinein. Langjährige, gestandene Sänger zu überzeugen, mit gewachsenen, liebgewordenen Traditionen zu brechen, die länger als ein anderthalbes Jahrhundert waren, das sei eine „enorme Herausforderung“ gewesen, wie Zschegner nicht verschwieg.

Beharrlichkeit und Diplomatie führten zum Ziel

Mit „Beharrlichkeit und Diplomatie“ und der vollen Unterstützung der beiden Chorleiter Werner Keil und Joachim Geyer konnten die Choristen diese Herausforderung meistern. Bereits im Jahr 1999 trat man beim „Morgensingen“ vor dem Greizer Sommerpalais als „1. Greizer Singgemeinschaft“ gemeinsam auf – damals jedoch noch als jeweils eigenständiger Verein. Zwar bereitete den Männern beider Chöre das gemeinsame Singen – allerdings nur bei bestimmten kulturellen Höhepunkten – viel Freude, doch sollten weitere fünf Jahre ins Land gehen, bis auch der letzte Sänger davon überzeugt war, dass die größte Chance nur die Gründung eines neuen Chores sein kann. „Das war die beste Entscheidung“, zeigt sich Ulrich Zschegner noch heute überzeugt.

Gründungsveranstaltung am 28. Oktober 2004

32 anwesende Mitglieder stimmten am 28. Oktober 2004 darüber ab, fortan aus den Chören Greiz-Mitte und Greiz-Pohlitz die „Männerchorgemeinschaft Greiz“ zu gründen. Dass das Jubiläum allerdings nach elf Jahren, im Jahr 2015, begangen wurde, sei einfach dem Eintrag ins Register des Amtsgerichtes Greiz am 8. April 2015 geschuldet.
„Aller Anfang ist schwer“, dies habe sich in der ersten Zeit auch bestätigt und diverse Anlaufschwierigkeiten habe es gegeben, so Zschegner rückblickend. Allein schon das unterschiedliche Liedgut machte den damals 41 Sängern Schwierigkeiten und Sätze wie „Das haben wir noch nie gesungen“ oder „Das kennen wir nicht“ standen oft auf der Tagesordnung. Auch die unterschiedlichen Auffassungen im organisatorischen Ablauf und Gestaltung von Festlichkeiten traten zu Beginn oft im Fokus von Unstimmigkeiten. Doch alle Hürden habe man gemeistert und sei zusammengewachsen: „Dafür unser Dankeschön.“

Danke, danke, danke!

Ein Jubiläum bietet natürlich auch stets Raum für Danksagungen. Ulrich Zschegner sprach dem ersten Leiter des Chores, Joachim Geyer, seinen herzlichen Dank aus; ebenso Werner Keil, der die Chorgemeinschaft von 2005 bis 2009 leitete.
Markus Dietzsch, der seitdem den Chor leitet, bekam einen besonders großen Dank ausgesprochen.

Viel in den letzten elf Jahren erlebt

Viel habe man gemeinsam in den letzten elf Jahren erlebt, sprach Uli Zschegner den Choristen aus dem Herzen. Die größte Sängerfahrt führte nach Salzburg, Filzmoos und Kuchl. Man sang sogar – zwar ohne Publikum – im Salzburger Festspielhaus und im Marmorsaal des Schlosses Mirabell, was ein besonders erhebendes Gefühl erzeugte.
Auch die Sängerfahrt nach Franzensbad über Marktredwitz bleibe in bester Erinnerung.
Zschegner erinnerte weiterhin an die schönen Momente, die man bei gemeinsamen Auftritten mit dem Frauenchor Schönfeld erleben durfte. Das Chorleiterehepaar Sabine und Markus Dietzsch hatte in mühevoller Kleinarbeit ein anspruchsvolles gemeinsames Programm erarbeitet. Ausfahrten in die nähere Umgebung rief Uli Zschegner ebenso in die Erinnerung zurück wie das Chortreffen in Kolmar oder die traditionellen Tannenbaumversteigerungen mit dem „Besten vom Wildschwein“. In jüngster Vergangenheit sei das erfolgreiche Konzert im Schanzengarten des Oberen Schlosses im Sommer dieses Jahres ein ganz besonderer Moment gewesen.

Weitere Danksagungen

„Natürlich gilt auch unseren Vergnügungsvorständen Erhard Zöhke und Heinz Müller unser herzliches Dankeschön“ fuhr Ulrich Zschegner fort. Ebenso richtete er Dankesworte an seinen Stellvertreter Klaus Schubert; Schriftführer Jürgen Klemet, der zudem freiwillig das Amt des Archivars übernahm; Waldemar Kästner, der in den letzten Jahren immer korrekt die Finanzen verwaltete und seinem Nachfolger Stephan Marek, der im Januar dieses Jahres das Amt übernahm. Besonders herzliche Grüße sprach Uli Zschegner an Dieter Nüßler aus, der im Jahr 2009 letztmalig die Singstunde besuchte und seitdem ans Krankenbett gefesselt ist.

Gedenken an verstorbene Sangesfreunde

Leider seien in den letzten Jahren auch eine Reihe von Sangesfreunden verstorben, wie Uli Zschegner in stillem Gedenken sagte. So etwa Frieder Weiß und Martin Groß, die der Vorsitzende postum würdigte. Weiterhin gedachte er den Sangesfreunden Karl Lorenz, Alfred Herrmann, Werner Sangkuhl, Karl Reinhold und Werner Steinhäuser.
Für einen Moment erhoben sich die Gäste des Jubiläumskonzertes von ihren Plätzen.

Letzte Festrede als Vorsitzender

Ein Wermutströpfchen mischte sich in die festliche Stunde: Ulrich Zschegner, der 41 Jahre lang aktive Vorstandsarbeit leistete und im nächsten Jahr auf 25 Jahre im Amt als Vorsitzender zurückblicken wird, gab bekannt, dass er ab Januar 2017 den lang gehegten Wunsch „nur noch Sänger“ zu sein, realisieren wird. „Ich habe meine Arbeit immer sehr gern und mit reichlich Herzblut getan und hoffe, Euch Sängern ist das nicht ganz verborgen geblieben“, so Zschegner. Doch irgendwann blieben auch die gesundheitlichen Probleme nicht aus und zum anderen seien auch einmal neue Ideen und frischer Wind gefragt. Mit einem „Lied hoch“ beendete Uli Zschegner seine Festrede, nicht ohne zu versprechen, dass er der Männerchorgemeinschaft auf jeden Fall als Sänger erhalten bliebe.

Ehrungen für großes Engagement

In der anschließenden Festveranstaltung in der Reißberggaststätte „04“ wurden besonders aktive Sangesfreunde für ihr großes Engagement geehrt: Werner Krause (85), der seit dem Jahr 2006 weder eine Übungsstunde, noch einen Auftritt versäumte; Manfred Schmiedel, der ebenso fast keine Übungsstunde versäumte und Reiner Meinel, der seit 55 Jahren aus Wildetaube zur Übungsstunde nach Greiz kommt.

Antje-Gesine Marsch @23.11.2015