Gagik Egiazarov gegen Patryk Dublinowski

Heißumkämpfter Derbysieg für Greizer Ringer in Jena
KSC Motor Jena – RSV Rotation Greiz – 11:22


JENA. Einmal im Jahr gibt es ein Ringkampffest in Jena. Das ist das Thüringenderby in der 2.Bundesliga, wenn der RSV Rotation Greiz beim KSC Motor Jena antreten muss. Dann hat der Schatzmeister der Jenenser eine Rekordeinnahme zu verbuchen. Das liegt aber nicht nur an den zahlreich anreisenden Greizer Fans. Auch Besucher aus den Ringkampfzentren Thüringens wie Sömmerda, Zella-Mehlis oder Apolda wollen den Kampf des Jahres erleben. Ein Großteil der Zuschauer kommt aber aus der Stadt Jena selbst. Ganze Generationen von ehemaligen Ringern, Trainern und Funktionären pilgerten am Sonnabendabend zur neuen Wettkampfstätte, dem Planet of Motion.
Die Greizer konnten aus verschiedenen Gründen zum Abschluss der Vorrunde nicht mit ihrer stärksten Mannschaft antreten. Trotzdem konnte mit viel Kampfgeist und Herz vor geschätzt 400 Zuschauern ein überzeugender Sieg errungen werden. Heißester Favorit auf Greizer Seite war Vladimir Codreanu (55 kg/Freistil), der zum Auftakt auf den erst 14-jährigen Joel Wrensch traf und diesen in nur 55 Sekunden beim Stande von 10:0 schulterte. (Kampfstand aus Greizer Sicht: 4:0) Jetzt hat es auch die Greizer erwischt, erstmals in dieser Saison konnten sie eine Gewichtsklasse nicht besetzen. So kam im 120 kg-Limit der DM-Dritte Toni Bernhardt kampflos zu den Punkten. (4:4) Mateusz Bierzanowski (60 kg/greco) traf auf den 34-jährigen Robert Lehmann, der mit diesem Kampf seine aktive Laufbahn beendete. Beide kämpften verbissen, ohne sich technische Vorteile zu erarbeiten. Beim Publikum kam langsam Derbystimmung auf. Der erfahren Kampfrichter Jörg Jähnichen aus Gelenau vergab zuerst eine Einserwertung an den Jenenser, dann an den Greizer. Da es im Ringen schon lange kein Unentschieden mehr gibt, entschied die letzte Wertung über den Sieg, der so nach Greiz ging. Ein Remis wäre wohl gerechter gewesen. (6:5) Die Vergleiche zwischen Sebastian Wendel (96 kg/Freistil) und Michael Dengler, der ehemaligen Zimmergenossen an der Sportschule, gehen immer sehr knapp aus. Bei der deutschen Meisterschaft siegte der wieder nach Jena zurückgekehrte Ex-Greizer. Diesmal konnte Wendel wieder triumphieren. Mit einer starken kämpferischen Leistung bog er einen 0:1 Rückstand mit Hilfe zweier 30 Sekunden-Strafen in einen 2:1 Erfolg um und trotzte auch der Schlussoffensive des Jenaers. (8:6) Radoslaw Kisiel (66 kg/Freistil) musste sich mit dem deutschen Vizemeister Mario Koch auseinandersetzen. Es kam zu einem hochklassigen und punktreichen Gefecht. Der Greizer ging zwar durch Beinangriff 2:0 in Führung, doch der 35-jährige Routinier machte aus einer Aktion noch vor der Pause 6 Punkte. Kisiel kämpfte sich auf 5:6 heran. Als es so aussah, als ob der Jenenser konditionell abbauen würde, setzte dieser noch einmal alles auf eine Karte und drängte den nie aufgebenden Kisiel von der Matte: 5:7. So ging es mit 9:8 für Greiz in die Pause, nach der Tom Linke (84 kg/greco) auf Thomas Leffler traf. Der Greizer musste in der zweiten Minute zu Boden, gab aber keinen Punkt ab, sondern überraschte seinen Widerpart mit einem Angriff sofort nach Beginn des Standkampfes. In der zweiten Halbzeit baute er mit einem Konter die Führung auf 4:0 aus und kam kampfbestimmend noch zum 5:0. Eine starke Leistung. (8:12) Als klarer Favorit traf der 18-jährige Lucas Bast (66 kg/greco) auf den gleichaltrigen Tillmann-Joseph Germar. Nach etwas mehr als einer Minute brachte der Greizer seinen Gegner zu Boden. Dann ging alles sehr schnell.

Nach drei Rollen am Boden nach rechts und weiteren zwei in die entgegengesetzte Richtung war der Kampf bei 12:0 schon nach 1:36 Minuten beendet. (16:8) Auch Patryk Dublinowski (84 kg/Freistil) ging als klarer Favorit ins Rennen, knallte aber nach 8 Sekunden nach einem Hammer des pfeilschnellen Gagik Egiazarov mit den Schultern auf die Matte. Dann öffnete der Greizer allerdings seine Trickkiste und führte hauptsächlich durch Beinangriffe zur Pause 13:3. Noch einmal gelang dem Jenaer im zweiten Abschnitt eine Zweierwertung, diesmal als Konter, dann stand nach 21 Sekunden der 17:5 Erfolg fest. (16:8) Die begeisterten Greizer Fans skandierten: Au.., Au.., Auswärtssieg. Der für den dienstlich verhinderten Trainer Tino Hempel die Mannschaft betreuende Swen Lieberamm setzte im 74 kg Limit des freien Stils auf Nachwuchsmann Daniel Sartakov, der bereits in der Anfangsphase gegen den ehemaligen Kaderringer Rüdiger Kabus in Rückstand geriet. Er kämpfte aber beherzt bis zum Schluss weiter, musste aber eine 0:7 Niederlage einstecken. (20:11) Im letzten Kampf gab es das ewig junge Duell, wie Hallensprecher Lars Wolf ankündigte, zwischen Toni Stade (74 kg/greco) und dem tschechischen Vizemeister Karel Hanak. Als der Tscheche zu Boden musste, konnte ihn der Greizer zweimal von vorn ankippen und ging so 4:0 in Führung. Beide Aktionen waren grenzwertig, der Kari hatte aber die beste Sicht. Der deutsche Vizemeister brachte die Führung geschickt, auch in der Bodenlage als Untermann über die Zeit. Am 22:11 Erfolg der Greizer gab es nichts mehr zu rütteln. ähnlich wie in Pausa hatte man aber nun den Kampfrichter als Schuldigen für die Heimniederlage ausgemacht. Hanak erhielt nach der offiziellen Verkündung der Siegermannschaft nach einem deutlichen Fingerzeig gegen den Kampfrichter die rote Karte.

Stimmen zum Kampf:
Swen Lieberamm, RSV-Trainer: Wir haben die Vorrunde mit weißer Weste beendet. Bis auf Radoslaw Kisiel haben unsere Sportler alle Schlüsselkämpfe gewonnen. Tom Linke und Sebastian Wendel sind über ihren Schatten gesprungen.
Mario Koch, Sportler und Trainer in Jena: Wir haben mit Kardos und Bitterling zwei Verletzte. Heute fiel auch noch Jakub Korista aus, der bei einem Turnier in Ungarn um die Führungsposition in Tschechien kämpft. Mit mehreren Entscheidungen des Kampfrichters kann ich mich nicht anfreunden.

Erhard Schmelzer @26.10.2013

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer