Festgottesdienst zum 20-jährigen Bestehen des Greizer FrauenschutzhausesHeidrun Linke, Bärbel Eckhardt und Christiane Prager (v.l.) sprechen die Fürbitten.

Zahlreiche Gratulanten überbrachten danach bei einem kleinen Empfang im Bonhoefferhaus ihre Wünsche und Präsente
GREIZ. Mit einem Festgottesdienst in der Stadtkirche St. Marien wurde am Mittwochmittag das zwanzigjährige Bestehen des Greizer Frauenhauses im Diakonieverein Carolinenfeld e.V. begangen. Gemäß dem Motto „Mut schöpfen“ lobte Pfarrer Michael Riedel in seinen Worten die engagierten Mitarbeiter des Hauses, die Atmosphäre in die „Oase der Sicherheit“ bringen und diese mit einem starken System von Verbündeten gestalten. 20 Jahre Frauenhaus – oder „Wie es mir richtiger erscheint:
20 Jahre Frauenschutzhaus – 20 Jahre Frauenschutzarbeit in Greiz“, wie es die Vorständin des Diakonievereins, Gudrun Dreßel formulierte. Zwar sei es besser, wenn es diese Arbeit nicht geben müsse, „dann wäre die Gesellschaft heil“. Keine Frau würde dann häusliche Gewalt befürchten müssen, weil es diese nicht gebe. „Wir wissen, dass das Leben anders aussieht“, so Gudrun Dreßel. Was bedeutet es für Frauen, das Frauenhaus zu nutzen? „Alle haben Gewalt erfahren und es irgendwann nicht mehr ausgehalten; es braucht verdammt viel Mut, sich das einzugestehen“, drückte die Vorständin ihre Hochachtung vor denen aus, die diesen Schritt wagten. Dieser neue Weg könne der Weg großer Hoffnung sein, des neuen Selbstvertrauens, das sich aufbaue. Frauenschutzarbeit bliebe dabei nicht in Greiz, Thüringen oder Deutschland stehen, sondern ist „notwendige Arbeit für das Leben der ganzen Welt“, so Gudrun Dreßel. „Frauenarbeit ist ein Brunnen, aus dem Mut zu schöpfen ist“, da sie gebraucht werde und lebenserhaltend sei.
Die Aktion „Mut schöpfen – Wasser schöpfen“, bei der die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses mit Krügen zum Röhrenbrunnen gingen, diese mit Wasser füllten und unter dem Lied „Meine Hoffnung“ wieder in die Kirche einzogen, avancierte zu einem besonderen Höhepunkt. Das Wasser wurde gleichmäßig in Gefäße geschüttet und darauf eine brennende Kerze gesetzt. Die anfängliche „Mauer“ im Altarraum, die durch „Mut“ zur „Brücke“ wurde, diente somit als Mut bringendes Symbol. Die Leiterin des Greizer Frauenhauses, Heidrun Linke, sprach anschließend eine Reihe von Dankesworten. Diese galten vor allem all den Frauen, die Vertrauen schenkten; den Gründungsvätern und -müttern; den Menschen, die Interesse für die Arbeit bekundeten und aufbauende Worte fanden; allen Mitarbeitern, Ehrenamtlichen und Praktikanten sowie den Familien, die oft zurückstecken mussten. Einen herzlichen Dank sprach Heidrun Linke auch an Pfarrer Riedel und Kantor Ralf Stiller aus, die den Festgottesdienst würdig vorbereiteten.
Einen besonders berührenden Moment erlebten die Besucher, als Astrid Böhm-Solleder, Gudrun Dreßel und Doreen Steudel von der Orgelempore aus das Lied „Hebe deine Augen auf“ – aus dem „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy interpretierten. Kantor Ralf Stiller brachte John Lennons Klassiker „Imagine“ zu Gehör und die künstlerische Leiterin des XXIII. Greizer Theaterhebstes, Veronika Steinböck las von Luise Reddemann „Imagination als heilsame Kraft.“

Antje-Gesine Marsch @18.09.2014