2.Bundesliga Nord Ringen: WKG Pausa/Plauen gegen RSV Rotation Greiz66Bkg Gr.-röm.: Werner Schellenberg, WKG Pausa/Plauen gegen Brian Tewes (blaues Trikot), RSV Rotation Greiz 0:1-PS 3:3-06:00

WKG Pausa/Plauen – RSV Rotation Greiz – 2:22
PAUSA/GREIZ. Im sechsten Saisonkampf des RSV Rotation Greiz scheint nun endlich in der 2.Bundesliga der Ringer der Knoten geplatzt zu sein. Nach einem Remis und zwei Niederlagen in Folge gegen die WKG Pausa/Plauen konnte nun erstmals seit 2013 wieder ein Vogtlandderby gewonnen werden. Und wie! Wovon auch die größten Optimisten unter den Greizer Ringkampfanhängern nicht zu träumen gewagt hatten und was kein Anhänger der WKG auch nur befürchten konnte, trat ein. Die Greizer entschieden neun der zehn Kämpfe für sich und siegten mit 2:22. Solch hohe Siege sind in der Staffel, die ausgeglichen wie seit Jahren nicht mehr ist, äußerst selten. Im Vorjahr gewannen die Greizer gegen die Gelenauer Mannschaft 29:4. Die Erzgebirgler traten damals aber teilweise mit der zweiten Vertretung an. Ein höherer Sieg ist erst wieder aus dem Jahre 2012 zu vermelden, als der spätere Absteiger Werdau in Unterföhring unterging. Ein solch eindeutiges Resultat im Vergleich zweier Tabellennachbarn hat unbestritten Seltenheitswert. Der 27:8-Erfolg im Vorkampf der Jugendliga an gleicher Stelle und der 17:14 Sieg der zweiten Mannschaft in der Regionalliga in Auerbach runden ein glänzendes Ringkampfwochenende für den RSV Rotation ab. Die WKG konnte nur durch ihre zweite Mannschaft auf einen 40:0 Sieg gegen die einen desolaten Eindruck vermittelnde und nur mit sieben Sportlern antretende KG Frankfurt/Eisenhüttenstadt verweisen.
Die Gastgeber hatten ihr Team gegenüber der Vorwoche umgestellt. Marcin Mikolajczik, dem man gegen Vladimir Codreanu keine Chance gab, wurde durch Moses Stoppira ersetzt. Den dadurch frei werdenden fünften Ausländerplatz vergab man an den erstmals startenden frischgebackenen polnischen U 23-Meister Dawid Peplowski. Eine überraschende, aber durchaus nachvollziehbare Entscheidung des WKG-Trainerpaares Silvio Hoffmann/Denny Schulz. Allerdings fehlte wiederum Maximilian Schwabe, der trotz allen Bemühens von Anatolij Judin nicht ersetzt werden konnte. Da auch Greiz eine starke Vertretung stellte, waren alle Voraussetzungen für einen spannenden Kampfabend gegeben.
Dass Moses Stoppira gegen Vladimir Codreanu (57 kg/frei) chancenlos sein würde, war allen Fachleuten klar. Es dauerte dann auch nur 50 Sekunden bis der im Vorjahr aus Weißwasser zur WKG gestoßene Griechisch-Römisch-Spezialist, der auch noch mit Übergewicht antrat, mittels einer Zange des Moldawiers verteidigungsunfähig auf den Rücken lag. (Gesamtstand aus Greizer Sicht:4:0) Zwei polnische Spitzenringer trafen im schwersten Limit aufeinander.
Der 26-jährige Greizer Lukasz Konera (130 kg/greco) hatte einen schweren Stand gegen den 6 Jahre älteren und neun Kilogramm schwereren Andrzej Deberny. Der Routinier, von 2008 bis 2011 die Nummer Eins in Polen, damals aber noch in der 96 kg-Klasse, bestimmte den Kampf und punktete am Boden zum 5:0 Sieg. (4:2) Durch den Einsatz von Stoppira im freien Stil blieb Pausas 40-jährigen Trainer Silvio Hoffmann, der auch in seinem Heimatverein Pößneck noch den Nachwuchs betreut, nichts anderes übrig, als sich selbst aufzustellen. Bereits im Vorjahr, damals hatte Pausa 20:11 gewonnen, war es zu der Paarung gegen Florian Crusius (61 kg/greco) gekommen. Hoffmann hielt im Standkampf gut mit, der ehemalige deutsche Meister Crusius spielte aber seine Stärken am Boden aus und erkämpfte kurz vor Schluss einen 16:0 Sieg. (8:2) Im zweiten polnischen Duell bewies der Greizer Sebastian Jezierzanski (98 kg/frei), dass es im freien Stil leichter möglich sein kann, auch als 10 kg leichterer Ringer zum Sieg zu kommen. Im Treffen zweier sehr guter Akteure bezwang er Adam Filipczak, dessen in Aue kämpfenden Bruder Mateusz er noch einem Superkampf beim 4:4 unterlegen war, durch blitzschnelle Beinangriffe und Reaktionsschnelligkeit bei Kontern mit 5:0. (10:2) Der noch ungeschlagene WKG-Ringer Eryk Maj wurde in der Vorwoche gegen Leipzig, als er sich zeitgleich den polnischen Vizemeistertitel bei der U 23 erkämpfte, schmerzlich vermisst. Man erwartete eine spannende Auseinandersetzung mit Vladimir Gotisan (66 kg/frei). Doch daraus wurde nichts. Der Moldawier benötigte eine Minute, um seinen Gegner zu Boden zu bringen. Dann ging alles blitzschnell. Punktrichterin Katja Wieduwilt, früher selbst auf der Matte aktiv, kam kaum mit dem Schreiben der Punkte nach. Innerhalb von 24 Sekunden kam der Greizer durch Rollen – nach beiden Seiten – zum vorzeitigen 16:0 Sieg. (14:2) Gleichwertige Kämpfer standen sich mit Anatolij Judin und dem Greizer Tom Linke (86 kg/greco) gegenüber. Der Pausaer ging durch eine Verwarnung 1:0 in Führung, seinem Widersacher, der am Ende besser in den Kampf fand, gelang in der letzten Minute ein Runterreißer zum 1:2 Endstand. (15:2) In einem aktionsreichen schnellen Kampf trafen Werner Schellenberg und Brian Tewes (66 kg/greco) für die Gäste aufeinander. Der Plauener, der Armdrehschwünge rechts und links zieht, ging 2:0 in Führung. Der Greizer glich aus, geriet zwar wieder 2:3 in Rückstand, konnte aber zehn Sekunden vor Schluss das siegbringende 3:3 erreichen. (16:2) Im dritten polnischen Duell hieß es Jugend gegen Routine. WKG-Starter Dawid Peplowski lieferte den sieben Jahre älteren Adam Sobieraj (86 kg/frei) einen Superkampf. Der Pausaer ging in der zweiten Minute 4:2 in Führung, doch mit herrlichen Beinangriffen kam der Greizer zum 4:6. Der Pausaer kam zum Ausgleich, doch dann packte der Greizer, der im Saisonverlauf nicht immer überzeugen konnte, noch eine Überraschung aus. Mit dem Spezialgriff des ehemaligen zweimaligen Europameisters Horst Stottmeister aus Leipzig, dem Stottmeister-Kreisel, stellte er unter dem Beifall der begeisterten Greizer Zuschauer den 6:8 Sieg sicher. (17:2) Der Greizer Daniel Sartakov (75 kg/frei) traf auf den zweiten Kölner im WKG-Team neben Anatolij Judin, den in Leipzig trainierenden Dominik Picklapp. Der WKG-Vertreter ging zwar 3:0 in Führung, doch dann kam Sartakov immer besser in Schwung, spielte sowohl seine Schnelligkeit als auch technische Vorteile aus und kam nach 5:36 Minuten zum vorzeitigen 3:18. (21:2) Wieder ganz eng ging es zwischen dem Tschechen Karel Hanak und dem Greizer Mannschaftskapitän Toni Stade (75 kg/greco) zu, die sich einen verbissenen Kampf lieferten. Am Ende siegte der Greizer durch seine Vorteile im Bodenkampf mit 3:1.
Der 22:2 Mannschaftsssieg der Greizer spiegelt die Realität auf der Matte nur bedingt wieder. Vier Kämpfe standen auf des Messers Schneide. Die Greizer haben in ihren Heimkämpfen schmerzlich erfahren müssen, wie leicht durch Kleinigkeiten im Ringkampf der Sieg verloren gehen kann. Diese Unberechenbarkeit ist es aber auch, die den Reiz dieser im Vogtland so beliebten Sportart ausmacht. Die Pausaer Sporthalle war brechend voll, auch wegen den zahlreichen mitgereisten Greizer Fans. Diesmal lief für die Gäste alles optimal.

Stimmen zum Kampf:
Swen Lieberam (Trainer RSV):
„Wir konnten erstmals unsere beste Aufstellung auf die Matte bringen. Wichtig waren die ganz knappen Kämpfe, die wir diesmal mit riesigem Einsatz alle für uns entscheiden konnten. Wir sind uns aber sicher, der hohe Sieg ist keine Garantie auf vier Punkte beim Doppelkampftag nächste Woche in Greiz.“

Klaus Wappler, ehemaliger Vereinschef und Ringer-Urgestein in Pausa. „Wir sind natürlich enttäuscht über das Resultat. Heute lief alles für Greiz. Trotzdem eine faire Auseinandersetzung bei Sportlern und Fans. Das Leistungsniveau ist ungeheuer hoch. Es war eine Werbung für unsere Sportart.“

Erhard Schmelzer @11.10.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer