7. Museums- und Kulturnacht: Mehr als illustre SchlossgesellschaftDer Bürgermeister begrüßt die "Schlossgesellschaft"

Greizer Schlösser zur 7. Museums- und Kulturnacht als Tummelplatz für Majestäten, Hofvolk, Musikanten und philosophische Kabarettisten

GREIZ. Eine illustre Gesellschaft tummelte sich Freitagabend zur 7. Museums- und Kulturnacht unter dem Motto „Schlossgesellschaft“ auf den drei Greizer Schlössern.
Thüringer Majestäten trafen da auf Hofvolk, allerlei Musikanten, philosophische Kabarettisten und Feuerkünstler. Letzterer, bürgerlich Tilo Nöbel, verzauberte mit einer faszinierenden Feuershow auf dem Oberen Schloss.

Doch vor diesem Amüsement mussten die „Unwissenden“ erst einmal mit höfischen Gepflogenheiten bekannt gemacht werden. „Les Danceurs des Sans, Souci“, eine Barocktanzgruppe aus Potsdam, führte in das höfische Leben des Barocks und Rokokos ein und stellte Geschichte tänzerisch dar. Derart geschult, war man bestens vorbereitet auf die Begegnung mit dem „Fürst mit Charakter“.
Über den, also Heinrich XXII., Reuß Älterer Linie, sprach nämlich Schauspieler Wilfried Pucher im voll besetzten Vestibül des Oberen Schlosses.

Nach schrillem Humor stand der Schlossgesellschaft nicht der Sinn, bevorzugt wurde da eher die philosophisch angehauchte Satire, die Kabarettist Peter Ensikat im Sommerpalais bot. Durch die ostdeutsche Brille blickte er auf die letzten 20 Jahre und noch weiter zurück.
Ensikat berichtete – wie immerruhig, dafür mit treffsicheren Pointen – über den Rache-Urlaub des einstigen DDR-Bürgers in Ungarn, der nun endlich auch Westgeld in der Tasche hatte. Er wunderte sich über Eigenarten der deutschen Sprache, in der Reiche, die Steuern
hinterziehen, als Steuersünder bezeichnet werden – der Hartz- IV-Empfänger, der vielleicht mal einen Cent zu Unrecht bekommt, hingegen als Sozialbetrüger. Ensikat vollzog den Weg vom Kollektiv zum Team, schwärmte vom Geruch des Westens und identifizierte die wahrscheinlich größte gesamtdeutsche Gemeinsamkeit: die Besserwisserei.

Wem nach solcher Provokation der Sinn nach musikalischer Unterhaltung stand, der musste sich entscheiden: Chansons und Schlager mit Stephan Menzel-Gehrke, Rock mit Fennel Fields, spanische Klänge bei „Sarabande im Haar der Bäume“ oder aber Hiphop mit der
Tacheles-Combo.

Wer sich fürs Obere Schloss entschied, konnte übrigens echte Majestäten kennen lernen – vom Watzdorfer Bierkönig bis zur Dornburger Rosenkönigin.

Antje-Gesine Marsch @26.08.2011