AfD-Kreisverband Greiz sucht Bürgerkontakt

Stammtisch in Wünschendorf/E. nur mäßig besucht

AfD-Kreisverband Greiz sucht Bürgerkontakt
Zum Stammtisch trafen sich Mitglieder der AfD in Wünschendorf.
Foto: AfD
WÜNSCHENDORF/GREIZ. Parteien betonen speziell in Wahlkampfzeiten immer ihre Bürgernähe. Für die „Alternative für Deutschland“ will deren Kreisverband Greiz auch nach den Wahlen für die Bürger da sein, wie die stellvertretende Kreissprecherin Bärbel Kowsky am Freitagabend. „Wir starten hier mit unserem Bürgerstammtisch, da auch Wünschendorfer nur wenige Kilometer weiter in Gera- Liebschwitz die Politik zu Antworten aufgefordert hatte“, sagte Kowsky zur Eröffnung des Bürgerstammtisches. Gemeint war die Veranstaltung bezüglich der geplanten Flüchtlingsunterkunft im Geraer Ortsteil Liebschwitz, an der rund 2.000 Menschen teilgenommen hatten.

Wenige Besucher, Themen querbeet
Nach dieser Eröffnung startete der Stammtisch auch tatsächlich mit dem Thema Flüchtlinge. Aber auch die öffentlich wahrgenommen Personalquerelen in der AfD-Bundesspitze und neuerdings innerhalb der AfD-Landtagsfraktion waren Themen des Abends. Zunächst jedoch blieben im Cronschwitzer „Klosterhof“ die neun AfD-Mitglieder, davon eines aus Altenburg, unter sich. Nach und nach gesellten sich aber als Gäste Karl Steudel, Rene Wolfram und Michael Redel dazu. Speziell die beiden letztgenannten wurden besonders begrüßt, verirren sich Anfang 20-Jährige doch eher selten an politische Stammtische.

Exakte Definitionen statt verbaler Totschlagargumente gefordert
Der Geraer Orthopäde Dr. Robby Schlund bedauerte zum Beispiel die häufig ungenaue Wortwahl und Vermischung völlig unterschiedlicher Sachverhalte. Ganz nach dem Motto „Ich hab da mal was vorbereitet“ präsentierte Dr. Schlund in einer PowerPoint-Präsentation den Anwesenden Definitionen zu A wie Ausländer bis V wie Vertriebene. „Ausländer per se ist zunächst jede Person mit einer anderen Staatsangehörigkeit als der deutschen“, so Dr. Schlund. Der Zuzug nach Deutschland für Ausländer, Aussiedler oder Vertriebene erfolgt üblicherweise über Botschaften. Hier zeigt sich Deutschland traditionell weltoffen und gastfreundlich. Nahezu jeder war schon italienisch, griechisch oder asiatisch essen, um nur die wichtigsten Geschmacksrichtungen zu nennen. Wären die Deutschen ausländerfeindlich, wie dies aktuell gern als Totschlagargument unterstellt wird, würde es diese Gaststätten gar nicht geben, meinte Dr. Schlund. Auch Gast Karl Steudel betonte, dass gegen einen geregelten Zuzug niemand etwas habe. „Meine Tochter arbeitet in Stuttgart und hat viele ausländische Kollegen, die genauso hart arbeiten wie wir. Mein Arzt Dr. Varadi in Weida ist Ungar – und ich bin hochzufrieden mit ihm. Man kann bei berechtigter Kritik an Missständen doch nicht einfach schreiben, der Kritiker sei ausländerfeindlich“, so Steudel. Dr. Schlund stellte klar: „Wenn Medien von Ausländerfeindlichkeit schreiben, sind sie es eigentlich, die uns alle und die hier lebenden Ausländer diskriminieren.“ Mit dem Hinweis darauf, dass er selbst eine Ausländerin als Frau hat, zeigte er das Problem solcher ungenauen Begriffe auf: „Stimmt man Inhalten der AfD zu oder ist gar dort Mitglied, wird man sofort als ausländerfeindlich abgestempelt. Das würde bedeuten, dass ich zu meiner Frau feindlich eingestellt bin. Das allein zeigt schon den Medien-Unsinn einer solchen irreführenden Wortwahl.“

Toleranz hat Grenzen – nicht nur in der Messtechnik
Asylbewerber dagegen suchen per Definition Schutz vor Verfolgung und werden über Landesbehörden im Freistaat verteilt. Hier forderte Dr. Robby Schlund die Klärung von drei Kernfragen. Erstens: Wo erfolgt die Kontrolle, ob Gefahr für Leib und Leben des Asylsuchenden in Gefahr sind? Zweitens: Warum gilt nicht wie in der christlichen Seefahrt das Motto „Frauen und Kinder zuerst“? Und drittens ist abschließend zu klären: Was sind sichere Drittstaaten? Mehrere Anwesende diskutierten anschließend, warum z.B. Kosovaren nicht in ihr Land zurückgeschickt werden, um dort beim Aufbau zu helfen. Mit der Einleitung „Toleranz hat Grenzen – nicht nur in der Messtechnik oder Physik“, zeigte Dr. Schlund die nächste Definition auf. Der Begriff wird im Duden definiert mit „duldsam, nachsichtig, großzügig“. Im praktischen Leben gibt es in nahezu allen Bereichen Fehlertoleranzen, bis zu deren Erreichen Abweichungen toleriert werden. „Aktuell erleben wir aber, dass der Begriff Toleranz medial mit Akzeptanz gleichgesetzt wird. Beides hat aber miteinander nur bedingt zu tun. Man muss nicht alles akzeptieren, was man toleriert“, so Dr. Schlund. Wenn man wie in Gera-Liebschwitz die Menschen faktisch vor vollendete Tatsachen stellt, schafft man deswegen noch lange keine Akzeptanz. Im Gegenteil: Man setzt die durchaus vorhandene Toleranz für Kriegsflüchtlinge dann generell auf´s Spiel, schloss Dr. Robby Schlund seinen Vortrag ab. „In Liebschwitz arbeitet man mit dem Totschlagargument Ausländerfeindlichkeit, weil man in einem konkreten Lebensumfeld nicht willens ist, Toleranzgrenzen der Bevölkerung wahrzunehmen“, sagte dazu das Mitglied des Landtages (MdL) Thomas Rudy, der für die AfD-Landtagsfraktion an dieser Veranstaltung teilgenommen hatte. In der sich anschließenden Diskussion äußerten mehrere Anwesende ihr völliges Unverständnis, dass seit Jahren Schulen, Turnhallen oder Jugendclubs nicht saniert oder gar geschlossen werden, weil angeblich das Geld fehlt. „Wo kommt eigentlich urplötzlich das Geld her, um Flüchtlingsunterkünfte zu bauen oder zu renovieren? Wir haben angeblich kein Geld für unsere Kinder und Jugendlichen und wie aus dem Nichts ist plötzlich Geld für Flüchtlinge da? Das sollte uns die Politik mal plausibel erklären!“ forderte Karl Steudel. Thomas Rudy erwiderte darauf, dass entsprechende Anfragen der AfD-Fraktion an die Thüringer Landesregierung schon eingereicht sind. Er hatte diese auch mit und verlas sie den Anwesenden. Zum Abschluss dieses Diskussionspunktes gab es den Zuruf: „Warum geben wir nicht Snowden Asyl? Der hätte es wahrlich verdient – bei solchen Fachkräften sträubt sich die Bundesregierung dagegen seltsamerweise.“

Destabilisierung von Staaten durch die USA nicht auf dem Rücken von Europa
In der folgenden Diskussion gingen die Anwesenden mehrheitlich davon aus, dass viele Länder durch die USA gezielt destabilisiert werden. „Angeblich geht es um Demokratie, tatsächlich geht es um Öl oder andere Ressourcen“, so eine anwesende Dame. Das kann aber nicht auf dem Rücken der Europäer ausgetragen werden. Anhand von konkreten Zitaten vornehmlich grüner Bundespolitiker waren sich die Anwesenden einig: „Es geht hier um die Zerstörung von Kulturkreisen“. Oskar Kowsky meinte dazu lapidar: „Versuch mal, aus einem Feldhasen einen Stallhasen zu machen. Das klappt ebenso wenig wie den Menschen ihre regionale Identität zu nehmen und durch den losen Begriff Europäer zu ersetzen“. Bauunternehmer Wieland Münchow sagte dazu: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder. Deswegen bin ich für eine Alternative zum bisherigen Kurs, der angeblich so alternativlos ist“. Dafür erntete er breite Zustimmung.

Einheitliches Bild sowie Sacharbeit statt Personaldebatten gefordert
MdL Thomas Rudy konnte sich aber vor Ort auch das Meinungsbild abholen, welches derzeit die AfD „unten“ abgibt. Alle Anwesenden waren sich darin einig, dass zu einer Volkspartei unterschiedliche Denkansätze gehören. „Jede Partei hat unterschiedliche Flügel. Sie bilden das Meinungsspektrum der Bevölkerung ab. Grenzt man Flügel aus oder bekämpft sie, gibt man den quasi dem vertretenen Teil der Bevölkerung einen Korb. Das ist falsch,“ sagte einer der Anwesenden. Rudy räumte ein, dass das Bild der öffentlichen Wahrnehmung tatsächlich von Meinungsunterschieden zwischen Personen geprägt wird. Es sei aber durchaus nicht so, dass deswegen in der Fraktion nicht konstruktiv gearbeitet werde. Auch Bärbel Kowsky wandte sich direkt an die jungen Gäste und betonte, dass auch deren Mitarbeit „in Landesfachausschüssen möglich sei, wo ganz unterschiedliche Themen bearbeitet werden“. Die Begeisterung der Angesprochenen auf diese Einladung war durchaus schaumgebremst. Dennoch empfahl einer der Anwesenden: „Macht weiter Stammtische. Fragt dort und in Mitgliederversammlungen, bei welchen Themen den ganz normalen Menschen der Schuh drückt. Sammelt diese Themen bis auf Landes- und Bundesebene. Dann habt Ihr Euren Arbeitsplan für die nächsten fünf Jahre“. Das fanden alle Gäste des Abends eine gute Idee, die allerdings auf den nächsten Stammtisch vertagt wurde.
Pressemitteilung @27.03.2015