AkzoNobel: Mögliches Schadensszenario angenommenDie Kameraden in den Chemieschutzanzügen nehmen ihre Arbeit auf.

Wehren proben gemeinsam den Ernstfall, der simuliert wurde
GREIZ. Die Sicherheit von Anlagen und Einrichtungen hat im Betrieb AkzoNobel oberste Priorität. Ziel ist, alle potentiellen Risiken für die Mitarbeiter, Umwelt und Anlagen zu minimieren. Dazu gehört auch, im Ernstfall schnell und richtig zu reagieren:

Alarm auf dem Gelände der Chemiefirma AkzoNobel in Dölau. Es ist Samstagmorgen, gegen 9 Uhr. Wenige Minuten nach der Meldung ist die Betriebsfeuerwehr vor Ort. Zwei Kesselwagen sind entgleist – der eine Waggon enthält 55 Tonnen Natronlauge, der andere die gleiche Menge Natriumhydrogensulfit. „Reagieren beide Stoffe, entsteht Schwefelwasserstoff, ein übel riechendes, stark giftiges Gas“, beschreibt AkzoNobel-Mitarbeiterin Tina Barth das Szenario.
Die Betriebsfeuerwehr erkundete die Lage, merkte aber bald, dass sie ohne Hilfe diese Situation nicht meistern kann und alarmierte weitere Wehren und Rettungskräfte. Die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren der Region ist der beste Garant, dass im Ernstfall die Hilfe so schnell und zielgerichtet erfolgen kann, wie in der Simulation, an der über 70 Personen teilnahmen, betonte Frau Barth. Ein Krisenstab zeigte sich für die Koordination aller Informationen verantwortlich. „Die Feuerwehr und anderen Hilfskräfte wussten vor der Beginn der Übung nicht, was sie genau erwartet“, so Tina Barth. Dass es sich um einen Austritt von Schwefelwasserstoff handelt, erfuhren sie, als sie an der Zufahrt zum Firmengelände ankommen. Durch die Annahme, dass die Zufahrt aus Richtung Greiz aufgrund eines Schadstoffaustrittes nicht möglich ist, erfolgte die Anfahrt der Feuerwehren über den Ortteil Caselwitz. Einer der Lokführer hatte wahrscheinlich giftige Dämpfe eingeatmet und musste zuerst gerettet werden. Zudem musste die Feuerwehr die Gase mittels Hydrowand niederschlagen und das Leck abdichten. Die Kameraden fuhren aus der Windrichtung an den Unglücksort an – eine wichtige Maßnahme, um im Ernstfall nicht selbst in die Gaswolke zu geraten“, wie der Chef der Betriebsfeuerwehr, Stephan Schaller erklärt. Er selbst hatte die Einsatzleitung an diesem Tag Jens Scheffler übertragen, auch Stadtbrandmeister Heiko Pohle fungiert an diesem Vormittag lediglich als Beobachter:„Kamerad Rico Beyse ist unser heutiger Einsatzleiter.“ Als primäres Ziel wurde von den Kameraden, die vom Gefahrgutzug des Landratsamtes Unterstützung erhielten, die Abdichtung des Kesselwagens genannt und das Auffangen der Flüssigkeiten in Behältern. Zudem mussten neben dem Lokführer fünf „Passanten“ erstversorgt werden. „Mittels Absperrschächten ist gewährleistet, dass auch im Ernstfall keine Flüssigkeiten in das Grundwasser und die Weiße Elster fließen würden“, so Tina Barth, die informiert, dass diese Übung laut Gesetz aller drei Jahre durchgeführt werden muss. In nächster Zeit werden alle Berichte der Beobachter und Einsatzleiter ausgewertet – dann folgt die „Manöverkritik“ in einer Nachbesprechung. „Die Kameraden der Feuerwehren leisten ehrenamtlich in ihrer Freizeit und ohne Freistellung vom Arbeitgeber ihren Dienst, um in einem – hoffentlich nicht eintretenden Störfall – die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr sicher und effizient umzusetzen“, lobt Tina Barth das Engagement.

Antje-Gesine Marsch @20.09.2015