Stadtführung für KinderJohanna Kühnast zeigt, wo das Herz der Fürstin Gasparine aufbewahrt wird.

Stadtführerin Johanna Kühnast nimmt Kinder mit auf eine historische Reise, als noch Prinzessinnen im Schlosshof spielten

GREIZ. „Kinder entdecken die Stadt Greiz“ hieß es am Dienstagvormittag, als Johanna Kühnast zu einer ganz besonderen Führung einlud. Neben geschichtliche Fakten – kindgerecht verpackt – hatte die Greizerin eine Vielzahl von spannenden Geschichten, Begebenheiten oder Sagen dabei. „Wir tauchen in eine Zeit ein, als noch Prinzessinnen im Schlosshof spielten“, erinnerte Johanna Kühnast an den letzten Fürsten Heinrich XXII., der fünf Töchter hatte. Als Fürstin Ida sehr krank wurde, so heißt es, habe eine weiße Taube auf dem Fenstersims gesessen. Als sie den Kopf hob und wegflog, begannen die Glocken zu läuten und die Greizer wussten, dass Ida verstorben war.

Dass Greiz hinter sieben Bergen liegt und sieben Brücken die Weiße Elster überspannen, wusste sie den Kindern ebenfalls zu berichten. Ein Besuch in der Stadtkirche St. Marien gestaltete sich spannend. Die Tiere im Fürstenwappen wussten die jungen Gäste sofort zu benennen – auf der ersten Empore besahen sie sich den Prunksarg des Helden von Zenta und die Urne, in der sich das Herz der Fürstin Gasparine befindet. Immer hatte Johanna Kühnast eine kleine Geschichte zum Thema, etwa die, als ein Türmerjunge bei Nebel hinaus auf die Balken der Türmerstube kroch und abstürzte.

Viel Interessantes wusste Johanna Kühnast über das heilende Wasser der Adelheidquelle zu berichten, das früher aus dem Röhrenbrunnen auf dem Kirchplatz geschöpft wurde. Eine weitere Station der Führung bildete das Tunnelwappen an einem Haus der Thomasstraße, das dem Greizer Original Franz Köhler nachgebildet wurde. Der wäre wegen seiner kleinen Körpergestalt oft ein Opfer des Spottes gewesen, wusste die Stadtführerin. Als vor über einhundert Jahren die Straße fast komplett abbrannte, war es der Köhlers Franz, der tatkräftig mithalf , alles wieder aufzubauen. „Auch kleine Leute vermögen Großes zu tun“, verpackte die Stadtführerin auch eine Lebensweisheit in den Rundgang.

Warum die Webergasse früher „Klatsch“ hieß, wo die Galgen der Stadt Greiz standen und warum ein Schustergeselle ein laues Lüftchen in eine Weide sperrte, erzählte sie den interessierten Kinder und Jugendlichen ebenfalls. Zudem erfuhren sie, warum eine alte Zigeunerin einst die Häuser segnete und diese beim großen Stadtbrand vor der Vernichtung bewahrte; was er mit dem „Schrägele“ auf sich hatte, warum über der Haustür des Scharfrichters das Schwert wackelte, wenn ein unredlicher Mensch die Stube betrat und was beinahe mit einem Mann geschah, der bei Wasserknappheit seine Schuhe im Marktbrunnen säubern wollte – all dem ging Johanna Kühnast auf ihrer Zeitreise nach.

Zum Abschluss der Führung bekam jeder junge Teilnehmer ein Bild vom „Köhlers Franz“ geschenkt, das es gilt, in einem einzigen Strich nachzuzeichnen. Johanna Kühnast zeigte sich überrascht und begeistert zugleich, dass einige der Kinder, die bereits eine Stadtführung erlebten, noch ganz viel wussten und bis ins Detail genaue Antworten geben konnten.

Nur was man gut kennt, kann man auch lieben – so der Anspruch, die Jüngsten an die Geschichte einer Stadt heranzuführen. Lust und Interesse zu wecken, sich mit der Historie zu beschäftigen, werden dadurch auf spielerische und unterhaltsame Art geweckt. Eine schöne Möglichkeit, Kinder und Jugendliche für Vergangenes zu begeistern.

Antje-Gesine Marsch @27.07.2016