Kantor Ralf StillerDer Greizer Kantor Ralf Stiller leitet am Reformationstag die Aufführung "Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms.

GREIZ. Am kommenden Donnerstag, dem Reformationstag, kommt in der Stadtkirche „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms (1833-1897) zur Aufführung. Ich traf mich im Vorfeld mit Kantor Ralf Stiller, der seit 1. Juli seinen Dienst an „St. Marien“ versieht.

Herr Stiller, das Deutsche Requiem ist das erste große Werk, das Sie in Greiz aufführen. Warum fiel Ihre Wahl gerade darauf?
Ralf Stiller: Im April diesen Jahres stellte ich mich im Rahmen der Bewerbung um die Kantorenstelle den Greizern in einem Vespergottesdienst vor. Nach dem Konzert kam ich mit Mitgliedern des Kantatenchores ins Gespräch und erlebte deren Begeisterung, das Requiem zu singen. Nach meiner Wahl zum Kantor stimmte dann der Chorvorstand einstimmig für dieses Werk.

Wie gestaltete sich die Probenarbeit mit dem Kantatenchor?
Obwohl man das Requiem vor einigen Jahren schon einmal zur Aufführung brachte, glich die Arbeit zum Teil fast einer Neueinstudierung. Was mich glücklich macht – dass der Chor mich so angenommen hat, als wäre ich immer schon da; wir haben einen Super-Kontakt, sind zu einer richtigen Gemeinschaft zusammen gewachsen. Beim Probenwochenende Mitte Oktober konnten wir stimmlich große Fortschritte verzeichnen.

Können Sie einige Wort zum Werk sagen?
Das Thema Tod war immer wieder Gegenstand der Werke von Johannes Brahms. Robert Schumanns Tod im Jahre 1856 beschäftigte ihn, ebenso der seiner Mutter. 1861 begann er die Arbeit am Werk, führte sie 1865 weiter, bis im Jahre 1868 die Uraufführung im Bremer Dom stattfand. Dabei gestaltete er das Deutsche Requiem nicht als Trauermusik, sondern eher zum Trost derer, die da Leid tragen also eine Musik für die Lebenden, die von Würde und Zuversicht getragen wird.
Brahms Musik besitzt unwahrscheinlich Energie und Ausdrucksstärke.

Wer wirkt an der Aufführung mit?
Der Kantatenchor, der von einigen Gästen verstärkt wird und die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach. Als Solisten konnte ich Marcia Sacha (Sopran) aus Salzburg und Kammersänger Roland Hartmann (Bariton) aus Rudolstadt gewinnen.

Sie sprühen förmlich vor Ideen, was die Kirchenmusik an St. Marien im Jahr 2014 betrifft. Können Sie schon einiges verraten, was man unter Ihrer Leitung im nächsten Jahr erleben darf?
Gern. Anfang April wird es ein ganzes Bach-Wochenende geben; bereits am 21. März ein Bach-Orgelkonzert, das ich spiele. Das Greizer JazzWerk macht am 8. Mai Station in der Stadtkirche; die Kulinarische Orgelnacht findet am 12. Juli statt. Fest stehen auch schon die Aufführung des Mozart-Requiems am 4. Oktober, das Adventssingen wahrscheinlich am 14. Dezember und natürlich das Weihnachtsoratorium am 21. 12.2014. Für Ende Juni ist ebenso die Aufführung eines Kindermusicals geplant.

Das klingt sehr interessant. Wie ich weiß, sind Sie auch kompositorisch tätig?
Ja, zurzeit reift in mir die Idee, eine Oper über die Reformation zu komponieren. Das Thema soll allerdings in die jetzige Zeit reflektiert werden. Bekannte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte werden dabei eine entscheidende Rolle spielen, so etwa Franz von Assisi, Martin Luther, Johann Walther und Dietrich Bonhoeffer. Ich stehe etwas unter Druck, da das Projekt bis 2015/16 realisiert sein muss.

Noch ein letztes Wort. Sind Sie schon in Greiz angekommen?
Gemäß der Jahreslosung Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir,
(Hebr. 13,14), die auch ein wenig auf mich zutrifft, kann ich sagen, dass ich wahrlich angekommen bin. Es gibt beste Kontakte zu Kantor Stefan Raddatz nach Zeulenroda oder zu KMD Wolfram Otto nach Fraureuth. Ich habe so viele Ideen, die ich gern umsetzen möchte, vor allem auch im Bereich Jugend. Da gibt es schon einige konkrete Projekte, auf die ich total gespannt bin. Meine Gedankenwelt ist voll auf Greiz gerichtet, wobei ich erhalten, aufbauen und umgestalten möchte.

Für Ihre Feuertaufe am Donnerstag wünsche ich Ihnen alles Gute. Welche Gefühle bewegen Sie so kurz davor?
Ich freue mich von Herzen auf die Aufführung.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Interview führte Antje-Gesine Marsch @28.10.2013

Service:
Johannes Brahms Ein Deutsches Requiem
31.10.2013 17 Uhr

Mitwirkende:
Marcia Sacha (Sopran)
Kammersänger Roland Hartmann (Bariton)
Kantatenchor Greiz
Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach
Leitung: Ralf Stiller

Karten gibt es in der Buchhandlung Jäkel, im Bücherwurm, in der Greiz-Info und im Kirchenbüro.
Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich.