Argumente von Angesicht zu AngesichtDie Schüler der 9. Klassen der Regelschule Greiz-Pohlitz hatten sich gut auf den Termin bei Bürgermeister Gerd Grüner vorbereitet.

„Argumente von Angesicht zu Angesicht“ tauschten Neuntklässler der Regelschule Greiz-Pohlitz und der Bürgermeister der Stadt Greiz in einem Gespräch aus

GREIZ. „Argumente von Angesicht zu Angesicht“ tauschten am Donnerstagvormittag Neuntklässler der Regelschule Greiz-Pohlitz und der Bürgermeister der Stadt Greiz, Gerd Grüner (SPD) im kleinen Sitzungsaal des Rathauses aus.
Die Schüler hatten sich im Rahmen des Projektes „Strukturierter Dialog“ intensiv damit beschäftigt, wie man die Stadt Greiz nicht nur attraktiver, sondern auch jugendgerechter gestalten kann.
Dazu fomulierten sie ihre Vorstellungen und Wünsche, die sie in einem Brief an das Stadtoberhaupt formulierten.
Etwa das vermehrte Schaffen von Treffpunkten für die Jugend zur sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Aus alten, leer stehenden Häusern moderne Gebäude zu schaffen oder sie abzureißen, um mehr Platz für Freiflächen zu schaffen, stand ebenso auf der Liste. Ganz oben rangierte die Sauberkeit und damit verbundene Reinigungsaktionen, respektive das Aufstellen einer größeren Zahl von Mülleimern.

„Das Bürgermeistergespräch wurde inhaltlich langfristig durch die Schüler aufbereitet – unter anderem durch das Erstellen und Sammeln von Veränderungsideen; Konkretisierung dieser Ideen; Formulieren eines Schreibens, persönliche Briefübergabe und finale Gesprächsrunde im direkten Austausch mit dem Bürgermeister“, erklärt dazu Justus Hasler vom Kreissportbund Greiz als Träger des Projektes „Strukturierter Dialog“. Begleitet und unterstützt wurden die Schüler ebenso durch Lehrerin Bettina Groß, die eng mit Justus Hasler zusammenarbeitete.

Im Gespräch trugen die Schüler ihre Vorstellungen und Wünsche noch einmal mündlich vor. Das Thema „Alte, verfallene Häuser“ stand dabei als erstes Thema im Raum. Als Beispiel nannten die Neuntklässler das Eckgebäude Grüne Linde, das DDR-Museum Aufgang Irchwitz oder die beiden Häuser in der Carolinenstraße.
Dazu stellte Bürgermeister Grüner die Frage: „Was meint Ihr – wer entscheidet über solche Dinge?“ Um sie auch sofort zu beantworten: „Richtig, die Leute, denen diese Häuser gehören.“
Das Eigentumsrecht stünde im Gesetz „ziemlich weit vorn“, so Grüner. Wenn Gefahr für die Allgemeinheit besteht, etwa durch herabfallende Dachziegel, müsse man reagieren. Andererseits seien die Eigentümer „oft nicht greifbar“.
Ob Abriss allerdings eine Lösung der Probleme wäre, stellte das Stadtoberhaupt als Gegenfrage in den Raum. Wie würden dann die Innenstädte aussehen?

„Mehr Partys für die Jugend“ hatten die Schüler auch auf ihrer Liste stehen. Beispielsweise in der Vogtlandhalle Greiz.
Bürgermeister Grüner antwortete, dass man diesbezüglich schon einiges auf den Weg gebracht habe – z.B. beim Park-und Schlossfest, wenn musikstil:ost ab Mitternacht ins Foyer der Vogtlandhalle einlädt. Einige Veranstaltungen seien allerdings auch gefloppt, weil es sehr schwierig sei, „viele Leute für ein Genre zu begeistern“. Das Stadtoberhaupt gab auch zu bedenken, dass „Aufwand und Nutzen“ im Einklang stehen müssen, gerade in Bezug auf Sicherheit oder soziale Versorgung. Spätestens da stelle sich die „Gretchenfrage“: Wer soll es denn bezahlen?
Die Kosten über die Eintrittspreise zu regeln, hält Grüner für unzumutbar.

Die Sauberkeit auf den Straßen sprachen die Jugendlichen außerdem an, gerade auf ihrem Schulweg in Richtung Pohlitz. Das Aufstellen einer größeren Zahl von Mülleimern sei ein erster Schritt, diesem Zustand entgegenzuwirken. Dass mehr Mülleimer auch mehr Sauberkeit versprechen – dagegen monierte das Stadtoberhaupt. Oft würden Leute die von der Stadt aufgestellten Behälter für das Entsorgen privaten Hausmülls, also zweckentfremdet, benutzen.

Dass man wegen entsprechender Gesetzesforderungen oder aufwändiger Bürokratie „keine Forderung“ erfüllen könne – dem widersprach der Bürgermeister vehement. Einen Konsens für alle Anliegen zu schaffen und „Auge in Auge“ miteinander zu reden, sei eine Option. Dabei müsse man aber auch die Meinung des Stadtrates bedenken.

„Die Schüler haben heute viel mitgenommen“, resümierte Pädagogin Bettina Groß. Vor allem, dass man Dinge „von mehreren Seiten beleuchten“ müsse. Im Unterricht werde man das Gespräch intensiv nachbereiten und reflektieren. „Die Schüler und der Bürgermeister haben heute auf Augenhöhe miteinander gesprochen“, so Justus Hasler, der sich im Namen der Schüler für das interessante Gespräch bedankte.
Dass in die Thematik „viel mehr ‚reinspiele als der Wunsch“, sei den Neuntklässlern an diesem Tag bewusst geworden.

Antje-Gesine Marsch @30.09.2017