Asylpolitik im Fokus des Netzwerktreffens

Im Landkreis Greiz beträgt der Ausländeranteil 1,7 Prozent – der Asylbewerberanteil 0,5 Prozent

Asylpolitik im Fokus des Netzwerktreffens
v.l. Harry Eigenrauch, Abteilungsleiter III und u.a. verantwortlich für den Bereich Asyl; Dagmar Pöhland vom Behindertenverband Greiz und zuständig für die Sozialbetreuung der Asylsuchenden; Ines Wartenberg von der GRZ Service- und Verwaltungsgesellschaft mbH und zuständig für die Beschaffung von Wohnraum und Ausländerbeauftragter Peter Jahn-Illig, zuständig für die Patenschaften.
GREIZ. Seit knapp zwei Jahren kommen auf Grund der weltweit zugenommenen Flüchtlingszahlen vermehrt Asylsuchende auch nach Deutschland, Thüringen, respektive den Landkreis Greiz. Diese Aufnahmen werden oft begleitet von öffentlichen Diskussionen, auch Protesten gegen die Unterbringung der Flüchtlinge und mitunter starker Polemik von Menschen gegen das angebliche Ausnutzen deutscher Sozialsysteme.
„Wir sind vom Gesetz her verpflichtet, Asylbewerber aufzunehmen“ sagte Harry Eigenrauch, Abteilungsleiter III im Landratsamt und unter anderem verantwortlich für den Bereich Asyl. Um die Bürger des Landkreises Greiz zu informieren, ihnen Zusammenhänge zu erklären und gegebenenfalls Ängste zu nehmen, steht Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) den Bürgern der Städte und Gemeinden in Einwohnerversammlungen Rede und Antwort“, betont dazu Harry Eigenrauch. Zur besseren Koordinierung in puncto Aufnahme von Flüchtlingen fand am Mittwochvormittag im Landratsamt das 2. Netzwerktreffen von Verantwortlichen und Ehrenamtlichen statt. Die Zusammenkunft nahm Harry Eigenrauch zum Anlass, die neuen Strukturen in der Asylpolitik vorzustellen und quasi den „Startschuss“ für eine neue Qualität in der Betreuung zu geben. Als Ansprechpartner werden fortan neben dem Landratsamt Greiz auch der Behindertenverband Greiz e.V. und die GRZ Service- und Verwaltungsgesellschaft mbH fungieren. Waren es im Jahr 2014 noch 259 Asylbewerber, die im Landkreis Greiz neu aufgenommen wurden, erfolgte im ersten Halbjahr 2015 bereits eine Aufnahme von 342 Menschen. Insgesamt rechnet man im Freistaat Thüringen in diesem Jahr mit 12.200 Asylbewerbern. Das heißt, dass im Landkreis bis Jahresende pro Monat mindestens 50 Menschen aufgenommen werden müssen. Wie Harry Eigenrauch informiert, leben im Landkreis Greiz derzeit 1733 Ausländer, inklusive 510 Asylbewerbern. Das entspricht bevölkerungsmäßig einem Ausländeranteil von 1,7 Prozent, bzw. einem Asylbewerberanteil von 0,5 Prozent. Derzeit betreibt der Landkreis Greiz zwei Gemeinschaftsunterkünfte – auf dem Zaschberg und in der Reichenbacher Straße mit insgesamt 275 Plätzen. Nach erfolgter Sanierung des Gebäudes in der Prof.-Dr.-Schneider-Straße stehen weitere 57 Plätze zur Verfügung. Da die Gemeinschaftsunterkünfte in den Städten Greiz und Zeulenroda nicht mehr ausreichen, konzentriere man sich immer mehr auf Einzelunterbringungen. In Einzelunterkünften sind derzeit in Greiz und Zeulenroda 219 Asylbewerber in 49 Wohnungen untergebracht. „Diese Entscheidung stellt uns vor immense Herausforderungen“, wie Harry Eigenrauch zugibt. Man sei dabei auf die ehrenamtliche Hilfe stark angewiesen. Er nahm die Gelegenheit zum Anlass, den engagierten Ehrenamtlichen für das bisher Geleistete herzlich zu danken. „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten sei immens wichtig, wobei es einen langen Atem brauche, Integration im Alltag zu leben. „Eine Wohnung anzumieten ist das eine – sie zu beziehen die andere“, weiß der Abteilungsleiter aus Erfahrung. Der Prognose entsprechend müssen in diesem Jahr noch 120 Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. „Das kann der Landkreis allein nicht stemmen“, so Harry Eigenrauch. Deshalb zeichnet sich seit 1. Juli Ines Wartenberg von der GRZ Service- und Verwaltungsgesellschaft mbH für die Wohnungsbeschaffung, Organisation der Einrichtung und Ausstattung verantwortlich. „Wir sind ständig auf der Suche nach Wohnungen“, richtet Ines Wartenberg einen Appell an die Bürger des Landkreises Greiz. „Wir benötigen für die Asylbewerber eine akzeptable Unterbringung; die Ausstattung ist bei allen gleich“, betont die Verantwortliche. Dörfliche Strukturen seien dabei wegen oft mangelhafter Infrastruktur nicht zielführend – man habe Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten und ärztliche Versorgung im Blick. An Ausstattung müsse ein PVC-Boden vorhanden sein – auch eine Heizung. Sollten noch Lampen oder Jalousien existieren, können diese gern übernommen werden. „Der Gesetzgeber sieht einige Kriterien fest vor“, so Ines Wartenberg, wobei sie nochmals betont „händeringend“ Wohnraum zu suchen.
Für die soziale Betreuung sind Dagmar Pöhland, Geschäftsführerin des Behindertenverbandes Greiz e.V. und zwei weitere Angestellte zuständig. Was Frau Pöhland auf dem Herzen liegt: „Uns fehlen Lehrer, die den Asylbewerbern die deutsche Sprache beibringen.“ Ganz gleich, ob es sich um pensionierte Pädagogen oder Referendare handelt – es sei wichtig, ein bis zwei Stunden pro Woche im Ehrenamt aufzubringen. „Die Sprache ist die Eintrittskarte in die Gesellschaft“, umschreibt Dagmar Pöhland die Dringlichkeit, Deutsch zu lernen. In der Praxis bedeute dies, dass erst ein Aufenthaltstitel den Anspruch auf einen Sprachkurs ergebe – mit frühzeitigem Unterricht hätten die Asylbewerber einen Vorsprung und könnten den Anfängerkurs überspringen. „Auch das ist ein Stück Integration“, so die engagierte Frau. Dritter im Bunde der Ansprechpartner ist der Ausländerbeauftragte des Landkreises Greiz, Peter Jahn-Illig, der für die Patenschaften verantwortlich ist. „Im September werden wir dazu ein Forum starten“, wie er bereits informiert. Ihm ist es besonders wichtig, Paten zu schulen und zu koordinieren. Was ihm gut gefällt, ist ein Pass, der diese Paten ausweist. „In Zeulenroda gibt es so etwas schon“, wie Peter Jahn-Illig lobend erwähnte, wobei er sich auch für die Stadt Greiz solch einen Ausweis vorstellen könne. Unter Anleitung eines Paten sei es für die Flüchtlinge einfacher, sich selbst etwas aufzubauen und sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Service: Als Ansprechpartner stehen zur Verfügung:
Ines Wartenberg: Tel.nr. 03661 876 349
Dagmar Pöhland: Tel.nr. 0152 – 0918 7108
Peter Jahn-Illig: Tel.nr. 03661 – 876 154

Antje-Gesine Marsch @15.07.2015