Eröffnung der Ausstellung "In memoriam Klaus Vonderwerth" im SommerpalaisMit großem Interesse schauen sich die Vernissagegäste im Anschluss die Ausstellung an.

Zahlreiche Gäste nutzten am Samstagvormittag die Gelegenheit, die Ausstellung „In memoriam Klaus Vonderwerth“ anzuschauen

GREIZ. „Ich hätte lieber eine Laudatio anstatt einer Trauerrede gehalten“, gestand Andreas J. Mueller am Samstagvormittag zur Eröffnung der Ausstellung „In memoriam Klaus Vonderwerth“ im Gartensaal des Sommerpalais.
„Der Tod hat seinen Raub gemacht“, so Mueller, der aber auch der Freude über viele schöne Erinnerungen Raum gab.
Mueller kannte Klaus Vonderwerth bereits seit Anfang der 70er Jahre, als dieser als „langhaariges Individuum mit Schnauzbart“, aber dennoch „ernsthaftem künstlerischen Bemühen – wie ihm der große Karikaturist Herbert Sandberg damals attestierte – in Erscheinung trat.

Zudem kursierte in gut unterrichteten Kreisen der DDR die Information, man habe in seiner Wohnung ein Bild mit dem lesenden Lenin gesehen. Andreas J. Mueller musste allerdings lächelnd gestehen, er habe dieses Bild nie gesehen.
Die „verschlüsselte Kritikübung“ habe in Vonderwerth Arbeiten stets eine wichtige Rolle innegehabt. Schnell avancierte er zum Vorbild für viele junge Zeichner. „Sein Humor war versöhnlich. Hinter dem eigentlichen Bild gab es allerdings noch mehrere Ebenen, die eine geplante Zensurtäuscheung beinhalteten“, so Mueller.
Als Vonderwerth zur Karikaturen-Biennale im Jahr 1984 den „Goldenen Satyr“ verliehen bekam, fehlte er in der Abbildung der Preisträger. „Das Nato-Zeichen war auf der Rakete nicht zu sehen“, wie Andreas J. Mueller weiß. Ein Fauxpas in Zeiten des Kalten Krieges, der genau in dieser Zeit seinen Höhepunkt erlebte.

Doch Vonderwerth habe sich nie vor den „politischen Karren spannen lassen.“ Wahrscheinlich war es seiner aristokratischen Abstammung geschuldet, dass er „frei von jeglichen Begehrlichkeiten“ war – die politischen Bedingungen verweigernd: „Die Zeichnungen gaben ihm Halt und Heimat.“
Die Kinderbücher, Poster, Plattencover oder Gebrauchsgrafik hätten den Menschen vermittelt, Bewohner einer Kulturlandschaft zu sein. Das erzeugte „Neugier und Anteilnahme“. Seine Karikaturen erweckten stets den Eindruck, mit der einzig möglichen Lösung konfrontiert zu sein. Andreas J. Mueller verwies aber auch darauf, dass Vonderwerths Meisterstücke erst „in der Zeit danach“ entstanden.
Die Serie „Zwischen Ende und Anfang“ in der Neuen Berliner Illustrierten (NBI), die wöchentlich die aktuell-politischen Ereignisse in der Wendezeit 1989 bis 1991 dokumentierte, basierte auf hohem intellektuellen Niveau. Selbst Historiker hätten darin Orientierung gefunden.
Klaus Vonderwerth spielte seitdem in der 1. Liga der gesamtdeutschen Karikaturenszene.

Drei Jahrzehnte wirkten Mueller und Vonderwerth gemeinsam in der Jury der Greizer Karikaturen-Biennale, später Triennale mit.
„Klaus war stark an der Entwicklung der Sammlung im Greizer Sommerpalais beteiligt. Das hat seine Wirkung getan.“
Andreas J. Mueller gedachte nicht nur des Künstlers Vonderwerth, sondern auch des Menschen und Freundes. „Gutes Essen, guter Wein und gutes Vertrauen“ gab es stets, wenn Vonderwerth und seine Ehefrau Cleo-Petra Kurze einluden.

Vertieft habe sich die Freundschaft bei den vielen gemeinsamen Greizer „Parkseeumrundungen“. Auch wenn Klaus Vonderwerth nicht mehr lebe: „Sein Wirken bleibt lebendig“.

Antje-Gesine Marsch @16.07.2017