Autor Volker Müller las in der Elsterberger StadtbibliothekDer Greizer Autor Volker Müller las in der Elsterberger Stadtbibliothek aus seinem jüngsten Band "Kormorane".

Autor widmete das Buch dem Greizer Schriftsteller Günter Ullmann und seiner Familie

Elsterberg. Die Insel Lüttebaaken wird der geneigte Leser vergeblich auf der Landkarte suchen. Es ist ein rätselhafter und doch irgendwie vertraut anmutender Ort, der im Buch Kormorane eine Rolle spielt. Die auch als Seeraben bezeichneten Wasservögel dienten Volker Müller als Namensgeber für den im März vergangenen Jahres im Thüringer UND-Verlag erschienenen Band.

Am Dienstagabend las der Greizer in der Stadtbibliothek daraus einige Kurzgeschichten. Volker Müller in Elsterberg vorzustellen, hieße Eulen auf die Ruine zu tragen; seit vielen Jahren hat sich der 1952 in Hohndorf Geborene nicht nur als freier Journalist sowie Musik- und Theaterkritiker, sondern auch als Autor einen Namen gemacht. Wen wundert es nun, dass die Figuren aus Müllers Band allesamt aus dem Milieu Journalistik, Theater, Literatur und Musik stammen. Müller selbst hatte zu DDR- und Nachwendezeiten in diesen Bereichen selbst zahlreiche Erfahrungen sammeln können. Zwei der 16 Erzählungen des in vier Abteilungen gegliederten Bandes entstanden bereits Ende der 1990er Jahre, andere seien in den letzten vier, fünf Jahren entstanden. Dabei betrage das Schreiben einer Erzählung „im Gerüst“ im Grunde nur eine kurze Zeit; das „Liegenlassen“ bis zur Zufriedenheit des Verfassers dagegen könne dauern. In den vorgetragenen Erzählungen begegneten die Zuhörer beispielsweise einem Redakteur, der auf seiner Trauminsel in eine tiefe Lethargie verfällt und sein Glück schließlich im Nichtstun findet (Wolken) oder einem Geschichtslehrer, der in zwei Welten lebt und nicht mehr herausfindet (Doppelt).

Den Band Kormorane widmete Volker Müller dem vor fast vier Jahren verstorbenen Greizer Lyriker Günter Ullmann, seiner ebenfalls im Dezember 2011 verstorbenen Ehefrau Geli und den beiden Söhnen Kyrill und Clemens. Ullmann, den mit Müller eine 42-jährige tiefe Freundschaft verband, hatte den Greizer immer wieder zum Schreiben ermutigt. Vielleicht wirkte dieser Zuspruch des Lyrikers in ihm so intensiv nach, dass Müller im vergangenen Jahr auch wieder begann, Gedichte zu schreiben. Das habe ich seit meiner Schulzeit nicht getan, gestand der Autor, der innerhalb weniger Monate etwa 60 an der Zahl verfasste. Die Fahrt in den Norden und Des Dichters Frau berührten an diesem literarischen Abend ganz besonders.

Antje-Gesine Marsch @16.04.2013