Barrierefrei zum Oberen Schloss als studentische EntwurfsstudieStefan Schmidt (r.) lässt sich eine Aufstiegshilfe zum Oberen Schloss erklären.

Bereitschaft zum Querdenken mitgebracht
GREIZ. Im Rahmen des Tourismusbudgets, das vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie an den Thüringer Vogtland Tourismus e.V. (TVT) verliehen wurde, zielte ein Teilprojekt darauf ab, Möglichkeiten für einen erleichterten, barrierefreien Aufstieg zum Oberen Schloss zu prüfen. „Sicher keine ganz preiswerte Sache“, wie der Geschäftsführer des TVT e.V., Mario Walther am Dienstagabend im Foyer der Vogtlandhalle Greiz sagte. Zur Ideenfindung, die mit einem „Blick von außen“ versehen sein sollte, wurden Studenten der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kunst Leipzig mit einer studentischen Untersuchung beauftragt. „Sicher gab es dazu unterschiedlichste Ansätze“, wie Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) zur Ergebnispräsentation feststellte. Die Beschwerlichkeit des Aufstieges sei oft im Gespräch gewesen und man sei bestrebt, im Hinblick auf den Baukörper Oberes Schloss und die verbesserte Darstellung der Attraktivität, Präsentation und Nutzung eine Lösung zu finden. Zwanzig Studenten hatten sich im Sommersemester im Rahmen des Wahlpflichtfaches „Mediale Stadt“ mit der Schaffung einer barrierefreien Anbindung des Oberen Schlosses beschäftigt. Anfang April sei man erstmals in die Stadt Greiz gekommen, wie Prof. Andreas Wolf von der HWTK berichtete. Man habe erste Rundgänge unternommen und auch gleich „alle wichtigen Leute“ getroffen. Besonders imponiert hatte dem Professor, dass die Studenten die „Bereitschaft zum Querdenken“ mitbrachten. Acht Vorschläge wurden ausgearbeitet, die sich als Szenarien grundsätzlicher Strategien und Lösungsansätze verstehen; es handelt sich nicht als Vorplanung im rechtlichen, technischen oder ökonomischen Sinne, betonte Prof. Wolf. Der Vorschlag von Markus Wiese und Simon Korn sieht ein bereits erprobtes Schrägbahnsystem vor, das bspw. in Meißen zur Anwendung kommt. Die für die Führungstrasse notwendigen bergmännischen Arbeiten setzen genauere gesteinsgeologische Untersuchungen voraus – die Stützkonstruktion am Schloss, der überdachte Wartebereich hinter dem „Haus der Jugend“ auf dem von-Westernhagen-Platz und die Kosten der Aufzugstechnik werden mit einer Summe von netto 1,043 Mio. Euro geschätzt. Den „Aufstieg erleben“ favorisieren Erik Herrmann, Patrick Kühnast und Thomas Radeck und verfolgen die Frage nach der Verortung einer Aufstiegshilfe mit der historischen Wegeführung. Mittels Standseilbahn wird der Besucher zum Schlosstor geführt; auf halber Strecke wird durch die Reaktivierung der Weinkeller ein Zwischenhalt angeboten. Eine Aussichtsplattform am Eingangstor des Schlosses schließt die Fahrt ab. Für dieses Projekt ist eine Summe von 1,65 Mio. Euro vorgesehen. Drei Französinnen – Léa Berton, Maria Habre und Nora Walter – planen, einen Großteil der Höhe durch einen außenliegenden Fahrstuhl zu überwinden, der in einem Panoramaweg über einer Brücke mündet. Einen „Greizer Schloss-Lift“, wobei der Aufstieg in drei Sequenzen realisiert wird, ziehen F. Hielscher und I. Neumann in Erwägung; „Greiz überfliegen“ wird von Sarah Buggenhagen preferiert. Ausgangspunkt bildet ein Bebauungsplan für die Brachfläche am Neustadtring, der eine fünfgeschossige Bebauung durch ein Parkhaus vorsieht. Die Höhe des oberen Parkdecks bietet den Startpunkt für einen Überflug der Stadt mittels Seilbahn. Mit 1,64 Mio. Euro würde dieses Projekt zu Buche schlagen. „Textile Stadt Greiz“ titelt der Vorschlag von Miriam Friedrich und Michael Eberl: In die Baulücke zwischen Eisenbahntrasse und Bebauung in der Brückenstraße ist eine Station für einen Schrägaufzug zur 1. Ebene des Schloss-Westflügels geplant. „Das Schloss verbindet“ – so die Idee von Raphael Reska und Maria Helbig, bei der das Schloss als Barriere und zugleich Bindeglied zwischen Park und Altstadt wahrgenommen wird. Für die Reaktivierung der historischen Wegestruktur werden fast 3600 Quadratmeter Wegeflächen errichtet. Inklusive Schrägaufzug und Anschluss an den Schlosshof würden sich die Kosten auf 1,45 Mio. Euro belaufen. „Greizer Türme“ nennen Christian Schmidt und David Wadewitz ihre Idee – der Entwurf positioniert sich in der Marienstraße gegenüber der Goethe-Grundschule. Die technische Aufstiegshilfe wird in Form eines Turmkörpers umgesetzt, der die vertikale Silhouette der Stadt zeitgenössisch betrachtet. Ausstieg und Übergang zum Schloss erfolgen am Torhaus; eine Ebene über dem Turmausstieg befindet sich eine Aussichtsplattform. Innerhalb des Turmes befindet sich der Fahrstuhl für insgesamt 15 Personen – die Kosten würden etwa 2,0 Mio. Euro betragen. Alle Planungsstudien sind nun bis zum 5. Dezember im Foyer der Vogtlandhalle Greiz zu betrachten. „Die Meinung der Greizer Bürger soll auf jeden Fall in die Entscheidung einfließen“, wie Dipl.-Ing. Henry Fenzlein von der HTKW Leipzig betont. Die Projekte würden sich dann optional auf zwei reduzieren, die in Folge noch präziser durch entsprechende Fachleute geprüft werden. „Wir sind heute einen ganzen Schritt weitergekommen“, befand Sebastian Gembus vom TVT e.V. – nun hoffe man, dass die Fördermittel-Zusagen des Thüringer Ministeriums auch den Tatsachen entsprechen, wie Mario Walther ergänzt. „Interessante Beiträge, Respekt vor der Arbeit der jungen Menschen“, wie Stadtrat Jürgen Frantz (CDU) meinte. Er selbst nehme eine Anzahl von Anregungen mit nach Hause.

Greiz geht neue Wege
Barrierefrei zum Oberen Schloss

Greiz geht neue Wege
Vorstellung der studentischen Entwurfsstudien am Dienstag, den 18. November in der Vogtlandhalle Greiz
Zusammenfassung der einzelnen Studien als PDF-Datei

Zusammenfassung der einzelnen Studien als PDF-Datei

Antje-Gesine Marsch @19.11.2014