Bauhof Greiz lud zum Tag der offenen Tür einIn der zweiten Etage des Gebäudekomplexes, der von Rico Beyse (r.) erklärt wird.

Besucher zeigten sich sehr interessiert – Verbindung von Moderne und Tradition gelobt
GREIZ. „Wir sind Greizer und interessieren uns für alles, was es neu in unserer Stadt gibt“, begründete das Ehepaar Vogl, warum es am Sonntagnachmittag zum Tag der offenen Tür in den städtischen Bauhof kam, der nunmehr sein Domizil im ehemaligen Greika VI/1-Gebäude in der August-Bebel-Straße bezogen hat. Der Leiter des Bauhofs, Bodo Scheffel, sowie Dipl.-Ing. Rico Beyse vom gleichnamigen Greizer Ingenieurbüro boten Führungen durch den Gebäudekomplex an, die von den Besuchern rege und zum Teil mit großer Neugierde angenommen wurden. „Man hat ja viel gehört, heute wollen wir uns selbst mal ein Bild machen“, begründete Katrin Genßel ihr Kommen. „Die ehemalige Textilfabrik ‚Georg Schleber‘ wurde in den Jahren 1889 bis 1927 erbaut und gehörte ab 1970 zum Kombinat VEB Greika“, führte Rico Beyse in das Thema ein. Im Jahr 1994 wurde die Produktion gänzlich eingestellt; vier Jahre später erwarb die Stadt Greiz den Komplex. In den Jahren 2000 bis 2004 stand in vier Bauabschnitten vor allem die Dachsanierung im Fokus – 2012 die Trockenlegung der zum Teil mit Hausschwamm befallenen Substanz. „Der letzte Bauabschnitt wurde in den Jahren 2013 bis 2015 in Angriff genommen“, so Beyse, der als freier Mitarbeiter der GEWOG für die Projektsteuerung verantwortlich zeichnete. Auf die Bausumme von 5,5 Mio. Euro angesprochen, erklärte der Fachmann: „Wenn ein altes Gebäude eine neue Nutzung erfahren soll, müssen eine Vielzahl heute gültiger Vorschriften umgesetzt werden, sonst erfolgt keine Nutzungsfreigabe.“ So wurden beispielsweise die Decken neu verankert und die Heizungs-und Lüftungsanlage komplett erneuert – ebenso verlangten die Auflagen den Einbau einer Brandmeldeanlage. „Das Gebäude ist komplett saniert; es fehlt lediglich noch die Optik“, erklärt Beyse. Die Historie des Baus wollte man unbedingt erhalten, verwies er beispielsweise auf die Putzspiegel. Die Fassade musste in Hinblick auf die Zufahrten der Baufahrzeuge angepasst werden. Mit der Sanierung des Gebäudekomplexes habe man ein Stück unwiderbringlicher Greizer Geschichte erhalten. „Es ist das letzte Greika-Gebäude, das noch existiert“, begründet der Diplomingenieur die Brisanz der Entscheidung, in den Komplex zu investieren. „Wenn die Stadt diesen Schritt nicht gewagt hätte, wäre der nächste Schritt die Abrissbirne gewesen“, so seine Überzeugung. „Sicher sieht man das viele Geld“, doch dürfe man nicht vergessen, dass es sich um 30.000 Kubikmeter umbauten Raumes und 7000 Quadratmeter Fläche handelt. Die Gestaltung des großen zentralen Treppenhauses mit der futuristisch anmutenden Treppe als neuem Bereich basiert auf einem Architekturwettbewerb. Eine Jury ermittelte eine Bürogemeinschaft aus Chemnitz/Leipzig als Sieger, die sich besonders dafür einsetzte, die industrielle Struktur des Gebäudes zu erhalten. Auch Vereine der Stadt Greiz wurden in die Nutzungsstruktur eingebunden. In der ersten Etage befinden sich die Büroräume des städtischen Bauhofes in einem Raum-in-Raum-System. „Das hat den Vorteil, dass man die bauphysikalische Ertüchtigung außer Acht lassen konnte“, erklärte Rico Beyse. Die Gäste der Führungen staunten über die Veränderungen, die man „so von außen gar nicht sieht“, wie es eine Besucherin formulierte. „Viele ehemalige Greika-Angestellte fanden heute auch den Weg hierher“, informierte Bodo Scheffel. Sie hätten gestaunt, was aus ihrem „alten Werk“ geworden ist und zeigten sich größtenteils beeindruckt, wie man die Bausubstanz der einstigen Textilifabrik mit der Moderne verbunden hat. „Das Interesse der Besucher war groß und die Resonanz überwiegend positiv“, fasste es Bodo Scheffel zusammen:„Es gab also nicht nur Kritiker unter den Gästen.“

Antje-Gesine Marsch @14.09.2015