Beethovens Neunte als krönender Abschluss des Greizer NeustadtfestesEin erhebendes Konzert krönte das Greizer Neustadtfest: die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Die Singakademien Chemnitz und Plauen, Solisten und die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter Leitung von Nikolay Lalov führten es auf.

Klangwelten der Sehnsucht nach Freude und Freiheit
GREIZ. Alle Menschen werden Brüder setzte Friedrich Schiller in seiner berühmten Ode an die Freude in Verse; Ludwig van Beethoven vertonte sie im vierten Satz seiner 9. Sinfonie und beides wurde unsterblich.
Die Verkündung der Vision einer weltumspannenden Brüderlichkeit ist auch nach fast zweihundert Jahren aktuell wie nie zuvor.
Zum Tag der deutschen Einheit erklang Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-moll, op. 125, in der vollbesetzten Greizer Stadtkirche St.Marien.
Für die Aufführung in Berlin am 25. Dezember 1989 kurz nach dem Mauerfall – änderte Leonard Bernstein aus diesem Anlass den Text des vierten Satzes von „Freude schöner Götterfunken“ in „Freiheit schöner Götterfunken“, erinnerte Superintendent Andreas Görbert zu Beginn des Konzertes. Humanismus und Schöpferglaube verbinden sich einzigartig gerade an dieser Stelle des Werkes. Mit der Vogtland Philharmonie Greiz / Reichenbach unter dem Dirigat von Nicolay Lalov, die traditionell dieses große Werk an diesem Tag aufführt, avancierte die Sinfonie zu einem Klangerlebnis ganz besonderer Art. Bereits im ersten Satz offenbarte das Orchester alle Klangfarben, spielte mit den Tempi, wechselte die Rhythmen, intonierte sanft, dann wieder in hartem Klang. Im zweiten Satz brillierten vor allem die Violinen, die sich in einem fiktiven Dialog bis zum Limit steigerten; im dritten Satz schien das Orchester fast zu schweben, lang gedehnte Passagen, ineinanderfließende Klänge bestimmten den Wohlklang. Der 4. Satz, der die Neunte weltberühmt machen sollte, führte dann die entscheidende Melodie ein.

Beethovens  Neunte» zum  Tag der deutschen Einheit» in Greizer Stadtkirche aufgeführt
Die Singakademien Chemnitz und Plauen, Solisten und die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter Leitung von Nikolay Lalov führten es auf.

Die Tonfolge zu Freude schöner Götterfunken, zunächst ganz leise, schwelgend, fast geheimnisvoll angespielt, wurde aber sofort und in zunehmender Besetzung wiederholt, um endlich im großen Schlusschor mit Solisten und Chor eine gänzlich neue Klangfarbe in das Werk einzubringen, das sich so zu einem majestätischen Freudengesang steigerte. Die Musiker der Vogtland Philharmonie interpretierten dieses grandiose Werk hoch diszipliniert und loteten die Tiefe dieser wunderbaren Musik bis zum Grund aus. Die Singakademien aus Plauen und Chemnitz brachten mit ihrem Gesang die dramatische Charakteristik des Werkes hervorragend zum Ausdruck und zeigten sich den hohen stimmlichen Anforderungen des Werkes gewachsen. Auch die Solisten des Abends JeannetteWernecke (Sopran), Sonja Koppelhuber (Alt), Niclas Oettermann (Tenor) und Joachim Goltz (Bass) brillierten im vierten Satz und erwiesen sich als hervorragendes Gesangsquartett. Minutenlanger stürmischer Beifall honorierte dieses erhebende Werk, das die Klangwelten der Sehnsucht nach Freude und Freiheit wie wohl kein anderes auszudrücken vermag.

Antje-Gesine Marsch @03.10.2013