Bewegende »Einblicke«Undine Hohmuth, Chefin der Vogtlandhalle Greiz, bekommt eine florale Aufmerksamkeit von Wolfgang Dreßler

1. Kunstausstellung in der Vogtlandhalle Greiz mit Werken von Wolfgang Dreßler eröffnet
GREIZ. „Ich bin mehr als überwältigt“, gestand Wolfgang Dreßler angesichts der zahlreichen Besucher, die zur Eröffnung der 1. Kunstausstellung „Einblicke“, die dem 80. Geburtstag des Greizer Künstlers gewidmet wurde, in die Vogtlandhalle gekommen waren. In seinem Grußwort ging Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) auf die Vita von Wolfgang Dreßler ein, der 1932 in Dresden geboren wurde und nach dem Studium viele Jahre als Kunsterzieher an der Lessingoberschule und später am 1. Staatlichen Gymnasium Greiz tätig war. Auch äußerte das Stadtoberhaupt den Wunsch, dass diese erste Ausstellung nicht die letzte sein soll, sondern Fortsetzung der Tradition, die viele Jahre im Greizer Theater gepflegt wurde. In der Laudatio beleuchtete Antje-Gesine Marsch die künstlerische Arbeit Dreßlers und interpretierte einige seiner Werke. Die Ausstellung, die bis zum 16. September zu sehen ist, wurde von Hermann Losch am Klavier musikalisch umrahmt.

Antje-Gesine Marsch @20.04.2012

Laudatio
Einblicke von Wolfgang Dreßler
19. April 2012

Was für eine wunderbare Sache ist doch eine Laudatio.
Natürlich – und in erster Linie die Lobrede zu Ehren einer Person.
Andererseits auch eine Ehre für den Laudator/die Laudatorin, eine solche vortragen zu dürfen.
Diese angenehme Aufgabe durfte ich zwar übernehmen, doch die Ehre hat sich Wolfgang Dreßler in vielen Jahren erworben – als Künstler, Maler und Grafiker, als realitätsbezogener schöngeistiger Mensch mit festen Wurzeln in seiner Thüringer Heimat, als Freund der natürlichen und urbanen Umwelt.
Wolfgang Dreßler nennt die Ausstellung Einblicke. Dazu gehören Momente, Gelegenheiten, Zeitpunkte, Empfindungen eben Augenblicke, die uns Einblicke geben in sein Leben. Einige möchte er vielleicht verdrängen, andere wiederum unvergesslich machen. Doch wie er, der Künstler, diese Einblicke umsetzt, haben sie nur so die Möglichkeit der Ausdehnung in unser Bewusstsein.
Zur Vita von Wolfgang Dreßler hat sich Herr Grüner bereits geäußert. Ich möchte kurz die künstlerische Arbeit beleuchten und versuchen, Ihnen einige Impulse zu vermitteln, wie der Künstler uns an seinen Einblicken teilhaben lässt.
Neben der Aquarell-und Ölmalerei, dem Holzschnitt oder der Kohlezeichnung beschäftigt sich Wolfgang Dreßler zunehmend mit Acrylfarben. Bei den Arbeiten tritt mit kräftigen Farbkompositionen oft die abstrakte Darstellung in den Vordergrund. Schon beim ersten Schritt in die Ausstellung fällt der Blick auf das Bild New York Licht und Schatten. Reich strukturiert hat er die Teilflächen gestaltet, die sich in leuchtenden, intensiven Farben über die Leinwand ausbreiten. Ich war von dieser Stadt einfach nur überwältigt, gesteht Dreßler. Ich habe lange mit mir gerungen, wie ich dieses Riesenerlebnis verarbeiten kann. So dauerte es ein Viertel Jahr, bis er die ersten Entwürfe fertigte und sich schließlich an die Staffelei wagte. Die Dichte der Häuser, die Frage Wie weit soll das noch hochgehen trieben ihn dabei um. Der rote Himmel wirkt mehr als bedrohlich.
Eine andere Richtung stellen die dekorativ dargestellten Symbolwerte dar, so etwa der alles befruchtende Nil in ägypten, darüber das göttliche Auge des Pharao. Das Bild Feuerberge zeigt in einer in Brauntönen brillierenden Farbstudie faszinierende Vulkane auf Lanzarote. Im unteren Bereich kann man den Teufel entdecken; trotzdem wirkt es sehr romantisch.
Wir finden in dieser Exposition aber auch Greizer Motive, das Obere Schloss oder den Petersbrunnen, an dem sich Wolfgang Dreßler in diesem Jahr sein Osterwasser holte. Neben den Greizer Motiven sind es auch solche, die er auf seinen zahlreichen Kunstreisen gewann. Beispielsweise das Bild Windiges Wetter auf Usedom – in Kohle und Kreide gefertigt. Man spürt förmlich den kalten Wind, der über die Insel hinwegfegt.
Als nach der Wende sich für Wolfgang Dreßler die Möglichkeit des Reisens eröffnete, zog es ihn bald in die weite Welt: Rom und Venedig, Jerusalem oder die malerische Schweiz. Man muss dazu wissen, dass er ein passionierter Wanderer und Bergsteiger ist und im Jahre 1992 den Mont Blanc bestieg.
Weiter: die Niagara-Fälle: Wasser fließt, finstere Gestalten es wirkt einfach mystisch, strömend und gewaltig.
Auch die Reise nach Israel, dem Heiligen Land, verarbeitet Wolfgang Dreßler künstlerisch mit der Radierung Jüdischer Friedhof.
Er lässt uns ebenso teilhaben an seiner Trauerbewältigung im Bild Tücher, aber auch an seiner Lebenspoesie, etwa im Bild Spätes Licht, das die bedrohlich wirkende Bergwelt und das Schloss Tirol in die Relation zum fast klein wirkenden menschlichen Wesen stellt.Romantisierende Landschaft nennt Wolfgang Dreßler diese wunderbare Darstellung.
So ist jedes Kunstwerk wie ein Seismograph, es hält unserer Zeit den Spiegel vor die Augen. Erinnern wir uns an den Satz von Paul Klee: Kunst macht sichtbar. Schönheit, bis vor kurzer Zeit Relikt einer längst verlorenen „heilen“ Welt, tritt in Dreßlers Bildern wieder in den Vordergrund. Ich möchte dazu Peter Handke zitieren: „Ich bin – mich bemühend um die Formen für meine Wahrheit auf Schönheit aus, auf die erschütternde Schönheit, auf Erschütterung durch Schönheit“. Ich denke, eine solche Form von Katharsis könnten Wolfgang Dreßlers Bilder im Betrachter bewirken. Und wie Eugene Delacroix sagt: Es ist das vorrangige Verdienst eines Bildes, dem Auge ein Fest zu sein“.
Apropos Fest.
Keiner der Anwesenden mag es für möglich halten, dass unser Künstler in Kürze seinen 80. Geburtstag begehen wird. Diese Ausstellung ist nicht nur die erste Kunstausstellung in unserer schönen Vogtlandhalle sondern zudem eine Reminiszenz an Wolfgang Dreßler, der über viele Jahrzehnte das kulturelle und künstlerische Leben in unserer Stadt mitbestimmte.
Ich weiß nicht, wer die Broschüre Meine Kindheit im Sommerpalais zu Greiz kennt. Keine Eigenwerbung, sondern nur beredtes Zeugnis davon, wie lange ich Herrn Dreßler schon kenne. Zitat: aus dem Jahr 1965 €€¦.
Der große Tag ist zwar erst im September, doch möchte ich schon heute einen herzlichen Glückwunsch aussprechen ich denke im Namen aller – und Ihnen lieber Herr Dreßler, viel Gesundheit und weiterhin viel Kreativität und künstlerische Einfälle wünschen. Noch ein Wort zur ersten Kunstausstellung in diesem Hause. Ich denke, das sollte unbedingt zur Tradition werden in Anlehnung an die über 50 Ausstellungen im Theater der Stadt Greiz. Die Stellwände mögen ein Anfang sein. Vielleicht bietet sich ja optional die Möglichkeit, gerade hier in diesem lichtdurchfluteten Bereich, mit wenigen technischen Mitteln eine feste Stätte für die Künstler unserer Region zu schaffen. Ideen dazu gibt es bereits. Lassen Sie uns bitte darüber reden.

Antje-Gesine Marsch @19.04.2012