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Blick in die Historie: 1593 wurde bei uns der letzte Bär erlegt

Der Wolf (Canis lupus)

Wolf (Canis lupus)

Von Wolfsgruben und Bärenjagden im Greizer Land von ehedem zeigt ein Blick in die Geschichte

GREIZ. Bei der großen Ausdehnung der Waldungen in unserer Gegend und der geringen Dichte der Bevölkerung konnten sich Raubtiere noch lange hier aufhalten. Besonders waren es die Wölfe, die die Gegend unsicher machten, für die Bewohner und besonders für das Wild eine Gefahr bildeten.
Im Jahre 1646 beschwerten sich die Gommlaer, dass sie „ametzo von dem Ambte” zu Greiz zur völligen Wolfsjagd gleich anderen Dörfern gezogen und gezwungen werden sollten (Arch. Rep. t. Cap. XXXII Nr. la). Damals stand nämlich die gräfliche Herrschaft im Streit mit dem Kloster Mildenfurt wegen des Gommlaer Waldes.

Im Jahre 1687 hatten sich wieder etliche Wölfe spüren lassen (Arch. Rep. t. Kap. XXXII Nr. 37). Dem Jäger Johann Georg Große wurde deshalb empfohlen, die Wolfsgruben in Ordnung zu bringen und dazu die benötigten Fröhner heranzuziehen. Auf des Jägers oder des Vogtes Begehren und Anforderung mussten täglich so viel tüchtige Mannespersonen, als gebraucht wurden, mit Äxten erscheinen.
Im genannten Jahre wurden im Januar Mann um Mann zur Wolfsjagd gefordert zu erscheinen und sich auf acht Tage mit Lebensmitteln gefasst zu halten.
Gegen dieses Aufgebot erhob sich ziemlicher Unwillen. Man verlangte, dass sich die Herrschaft erst an die Pflichtigen wenden solle, „die schon nach Not und Billigkeit nicht vornan gehn würden, als getreue Vasallen jederzeit sich geziemend zu erweisen.”

Ein Jahr später, 1688, wird festgestellt, dass durch die schädlichen Raubtiere, „die Wölfe in hiesigen Herrschaften und angrenzenden Orten nicht allein an Wildbret, sondern auch an zahmen Vieh viel Schaden geschehen und sich so vermehret“, dass ohne Verzug Mittel zum Abbruch und zur Ausrottung ergriffen werden müssten.
Es wurde den Richtern und Gemeinden in den zu den Herrschaften Obergreiz und Dölau gehörigen Dörfern empfohlen, dass „ein jedes Dorf täglich zwei Mannespersonen der Reihe nach solchen Dorfes Flur und Gehölze zu begehen habe”, um zu erkunden und festzustellen, ob und wieviel Wölfe sich an welchen Stellen spüren lassen und Nachricht zu geben an das gräfliche Amt, daneben auch die Wölfe durch Schießen oder wie sonst ums Leben zu bringen, wofür sogar ein Lohn in Aussicht gestellt wurde.
Sogar an die Richter und Gemeinden in Kleinreinsdorf, Sorge und Settendorf, den Besitzern des Neuhammers und Patsch und Bretmühle ergingen im Jahre 1692 solche Befehle.

Der Wolfsschreck dauerte viele Jahre an, da die Bewohner zu „lässig“ waren, der Gefahr entgegenzuwirken und es nur durch gemeinsames Handeln möglich war, ihr zu begegnen. Da die Befehle nicht immer ausgeführt wurden, musste mit Strafen gedroht werden.
So u. a. „den zum Rittergut Moschwitz Gehörigen daselbst und auf der Burke”, wobei besonders darauf hingewiesen wurde, dass ja die herrschaftlichen Maßnahmen dem Besten des gesamten Landes dienen. Das war im Jahre 1704.

Im Jahre 1707 wurden die Amtsrichter der Dörfer links der Elster aufgefordert, ihre Einwohner in das sogenannte Waldhaus zu bestellen. Diese sollten mit Äxten erscheinen …

Nach den Mitteilungen des Altertumsvereins Plauen (Jahrgang 1912) gab es während des ganzen 17. und 18. Jahrhunderts im gesamten Vogtland und Thüringen Bären, Luchse und Wölfe.
Im Rudolstädter Forst wurde im Jahre 1767 der letzte Wolf geschossen.
Die Bewohner wurden überall zur Jagd aufgefordert.
In unserer Gegend wurde 1593 der letzte Bär geschossen.
Zur Herstellung oben erwähnter Wolfsgruben wurden im Walde mehrere Meter tiefe Gruben ausgehoben, am oberen Rand außerdem mit starken Pfosten umgeben und befestigt. Die fertige Grube wurde mit Reißig überdeckt und zum Anlocken des Raubzeugs wurde ein Schaf oder anderes Tier auf der Reißigdecke befestigt.
Hielt sich das Raubzeug dort auf, so wurde der Köder bald gewittert. Der Hunger trieb das Tier hin und wenn es sich der Beute bemächtigen wollte, stürzte es durch die leichte Decke in die Grube, aus der es dann kein Entrinnen mehr gab.
Der Rest einer solchen Wolfsgrube, freilich nur, noch das Loch, ist in hiesiger Gegend noch erhalten geblieben unterhalb der Hintergrochlitzer Häuser.
Wenn man an diesen Häusern abwärts vorbeigeht, kommt man unten an der Wiesenecke an einen kleinen Weiher, dann biegt links ein schmaler Wirtschaftsweg ab, der nach dem Schafteich führt.
Auf halbem Wege rechts auf der Höhe befindet sich diese einstige Wolfsgrube.

Quelle: Walter Kopp, Greizer Heimatbote Januar 1966

Antje-Gesine Marsch @07.01.2018

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