Bürgermeisterkandidaten der Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf stellen sich vorFünf Bürgermeisterkandidaten stellten sich in der Turnhalle Reudnitz den Bürgern vor. OTZ-Lokalredakteur Marius Koity begrüßt die Gäste.

REUDNITZ. Es kann nur eine(n) geben. Was für den Highlander gilt, trifft auch für die anstehende Bürgermeisterwahl in Mohlsdorf-Teichwolframsdorf am 22. September zu, bei der 4300 Stimmberechtigte aus 12 Gemeinden ihre Stimme abgeben können. Um sich den Wählern vorzustellen, kamen die fünf Bewerber auf das höchste Amt der Landgemeinde auf Einladung der OTZ-Lokalredaktion Greiz am Dienstagabend in der Turnhalle zusammen. Wie groß das Interesse der Bevölkerung an dieser lokalpolitischen Entscheidung ist, zeigte die Zahl von fast dreihundert erschienenen Gästen. Dass dabei ein Tor im Hintergrund des Podiums stand, verstärkte den Gedanken an Tor oder Eigentor in der Diskussion und wer schließlich den Ball ins Ziel bringt.
Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Bürgermeister Christian Häckert wurde jedem Kandidaten die Möglichkeit eingeräumt, zur Person und den avisierten Zielen zu sprechen. Den Anfang machte Stefan Astermann, der als Einzelbewerber antritt. Der 1961 geborene Teichwolframsdorfer ist seit 1987 als selbständiger Malermeister tätig. Durch das Führen einer Firma habe er Finanzerfahrungen: Eine Gemeinde muss man wie eine Firma führen. Als wichtigste Aufgaben im Falle seiner Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister sieht er den Ausbau des Mohlsdorfer Kindergartens, die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses in Teichdorf und den weiteren Ausbau der Bürgerbegegnungsstätte in Mohlsdorf.

Frank Hingst (41), der für die SPD ins Rennen geht, möchte, dass man ihm vertraut und ernst nimmt. Die größten Probleme sieht er in der Gemeindefinanzierung und wie man Einnahmen generieren kann. Irgendwann gibt es keine Fördermittel mehr, vermutet der Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt Greiz. Auch müsse man auf die sich verändernde Natur, gerade in Bezug auf die Hochwasserproblematik besser eingehen, dabei Land und Bund in die Pflicht nehmen. Arbeitsplätze zu schaffen, damit die Jugend hier bleibt, gehört zu den primären Zielen des Gottesgrüners.
Dr. Uwe Möhring, Jahrgang 1965, kennt sich als Leiter des Textilforschungsinstitutes TITV bestens mit Finanzen aus, wie er betonte. Er will Bewährtes fortsetzen, und das vollenden, was Christian Häckert bereits gut auf den Weg brachte. Die Wirtschaft und Landwirtschaft stabil zu halten und die Vereine und Gaststätten zu stärken, nannte Dr. Möhring ebenfalls als Hauptaufgabe.
Petra Pampel, 1953 geboren, seit 2012 beschäftigt im Bauamt Teichwolframsdorf und seit 28 Jahren in den Diensten der Gemeinde Mohlsdorf, will keinen frischen Wind, wie sie betonte. Ich will den guten Weg weitergehen und an positive Beispielen anknüpfen, betonte Frau Pampel, die für die IWA antritt. Gerade in Zeiten knapper Kassen sei es wichtig, begonnene Projekte zu Ende zu bringen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Bürgermeisterkandidat Michael Täubert (Freie Wähler) hat eine Vision: Ich stehe für eine Mitmach-Gemeinde und in Richtung zu Petra Pampel frischen Wind. Dabei schwebt ihm vor, junge Leute ins Boot zu holen und auf den Erfahrungen der Alten aufzubauen. Besonders die kommunalen Pflichtaufgaben würden ihn interessieren, wobei die Entwicklung der Gewerbe und des Tourismus besonders zählen. Da seiner Meinung nach die Wahlprogramme der fünf Kandidaten ziemlich ähnliche Aussagen enthalten, wünscht er sich vor allem Power für die Gemeinde.

Auf die Frage von Moderator Marius Koity Wie soll das alles finanziert werden? antwortete Michael Täubert, man würde auf einen soliden Haushaltsplan aufbauen. Die Pro-Kopf-Verschuldung von 360 Euro pro Einwohner sei nicht hoch. Petra Pampel denkt nicht, dass man die Steuern erhöhen müsse, allerdings rät sie, nach Finanzierungswegen zu suchen. Dr. Möhring unterstrich, dass man an den Stellen präsent sein müsse, die Fördermittel vergeben. Wir müssen sehen, wo wir Geld herbekommen, nannte auch Frank Hingst als Aspekt, wonach Stefan Astermann riet, sich von Sachen, die Unkosten schaffen zu trennen. Man habe genügend Potential. Beispielsweise sei es oft ein schwerer Weg, etwas zu erreichen, wenn es Probleme in Häusern der Kommune gibt, die vom Greizer Immobilienbüro Jan Popp verwaltet werden. Wo könnten Betriebe angesiedelt werden, die wiederum Gewerbesteuer in die Gemeindekasse spielen, wollte Marius Koity weiter wissen. Die Errichtung eines Solarparks würde Stefan Astermann favorisieren. Wenn man irgendwo Geld akquirieren kann, sollte man das machen, nannte er als Argument. Den Ausbau der Infrastruktur und die Versorgung des Ortes mit Breitbandinternet hält Michael Täubert unverzichtbar für Interessenten. Das Ausweisen einer Gewerbefläche ist das eine, die Erschließung das andere, wie Petra Pampel die Schwierigkeit beschrieb, neue Gewerbebetriebe zu gewinnen. Schließlich müsse die Gemeinde alles vorfinanzieren. Was mit dem Freibad Teichwolframsdorf, einem Anlaufpunkt für Kinder und Erwachsene wird, wollte ein Interessierter wissen. Ein sensibles Thema, wie Petra Pampel unterstrich und auch nicht verschwieg, dass man sich auch von einigen freiwilligen Leistungen trennen müsse, was aber nicht heißen soll, dass es geschlossen wird. Ich bin auch für den Erhalt des Bades, wie Dr. Uwe Möhring sagte. Man solle es so rentabel wie möglich führen. Seiner Meinung nach klafft eine Deckungslücke im Haushalt, die er mit 70000 Euro bezifferte. Sich Gedanken um das Kulturhaus Teichwolframsdorf zu machen, forderte Stefan Astermann. Er hätte lieber einen kleinen, vernünftigen Neubau. Ob sich die Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf irgendwann nach Greiz wende, wollte der Teichdorfer Wolfgang Lohmann von Michael Täubert wissen. Nein, so die Antwort. Was er dazu sage, dass man mitunter sechs Stunden Wartezeit beim Hausarzt in Kauf nehmen muss, interessierte den Bürger als Antwort von Stefan Astermann. Man müsse schleunigst reagieren und interessierte ärzte unterstützen, vielleicht sogar mit einem Grundstück. Was mit der Waldautobahn im Winter passiere, fragte Herr Lohmann Frank Hingst. Die Bankette muss dringend hergerichtet werden, allerdings wird diese Strecke niemals eine Kreisstraße.

Nach dem Bau des Radweges fragte Bürger Steffen Maak. Bekannt sei, dass der geplante Weg an vielen Kleinigkeiten bislang gescheitert sei, wie Dr. Uwe Möhring wissen ließ. Ich würde mich im Falle einer Wahl für diesen Radweg stark machen, ebenso für die Wanderwege.
Pragmatischer sah es Frank Hingst: Wenn neue Straßen gebaut werden, entstehen dazu auch die Radwege. Renè Thiele stellte die Frage in den Raum, ob man gewillt sei, eine kontrollierte Kreditaufnahme zu durchdenken, damit Baumaßnahmen durchgeführt werden können. Etwa im Kulturhaus Teichdorf, dem Bürgerzentrum Mohlsdorf, den Straßenfragmenten in Teichdorf oder dem dortigen maroden Feuerwehrgerätehaus. Michael Täubert schlug vor, den Umbau des Kindergartens in Mohlsdorf mit Kreditmitteln zu schultern. Das Bürgerhaus – und die damit verbundene ärzteunterbringung – müsse man bauen und das sei nur mit einem Kredit möglich, so Petra Pampel. Man muss Kredite auch zurückzahlen können, mahnte Dr. Uwe Möhring und erinnerte an das Beispiel der Stadt Berga. Kredit ja, aber nur, wenn sich das Projekt rentiert. Schnell zurückzahlen nannte Stefan Astermann als wichtigstes Argument für einen Kredit. Wie man den Thüringer Bildungsplan in den drei Kindertagesstätten umsetzen wolle, fragte Frau Seidel. Vor allem mit kompetentem Personal, wie Frank Hingst angibt. Wie man erreichen wolle, dass die Jugend vor Ort bleibe, wollte ein anderer Gast wissen. Die Jugendlichen begeistern, dass sie zum Beispiel in einem Verein bleiben und interessante Jobs in der Gegend anbieten, nannte Dr. Uwe Möhring als Ziel. Viele Fragen der Interessierten drehten sich um das Teichwolframsdorfer Kulturhaus. Die Sanierung mit einer Summe von 3,4 Mio. Euro steht derzeit nicht zur Debatte, wie Petra Pampel wissen ließ und die Kläranlage als vorrangiges Projekt benannte. Über die Verwaltungsstruktur wollte Bodo Scheffel aus Rüßdorf Bescheid wissen. Der Fusionsvertrag, der als Gemeindesitz Teichwolframsdorf vorgibt, habe oberste Priorität, sagte Petra Pampel. Das Bürgerhaus in Mohlsdorf werde deshalb ohne Verwaltung in abgespeckter Version gebaut. Ein Bürgerbüro und ämter kann sich Dr. Uwe Möhring für Mohlsdorf vorstellen.

Man muss das Konzept abwarten. Wie wird es nach dem 22. September für die Kandidaten weitergehen, fragte Marius Koity abschließend. Michael Täuberts Werbeagentur werde in zwei Filialen auch nach der Wahl weitergeführt. Er plant aber auch wenn es mit dem Bürgermeisteramt nichts wird weiterhin im Gemeinderat zu arbeiten. Dr. Uwe Möhring signalisierte ebenfalls seine Bereitschaft, Frank Hingst würde sich gern zur Verfügung stellen, lediglich Stefan Astermann lehnte dies ab. Petra Pampel möchte ihre Erfahrungen in die Gemeinde einbringen: Ich stehe gern im Dialog. Sollte sie nicht gewählt werden, könne man sie trotzdem weiterhin im Bauamt besuchen. Dr. Uwe Möhring versprach, sich mehr als einhundertprozentig einzubringen, dass die Gemeinde zusammenwächst. Im Falle der Wahl zum Bürgermeister gebe es eine Nachfolgereglung, die sein Ausscheiden aus dem Textilforschungsinstitut, aber auch die weiterhin beratende Tätigkeit beinhalte. Nicht in Erfurt, dorthin werde man definitiv nicht ziehen, verteilte Dr. Möhring einen Seitenhieb auf ein Zeitungsgerücht, das TITV würde in die Landeshauptstadt abwandern. Frank Hingst scherzte, dass er im Falle der Nichtwahl weiterhin Verkehrszeichen aufstellen werde, sollte er aber gewählt werden, mit ganzer Kraft am Wir-Gefühl arbeiten will. Eine richtige Landgemeinde möchte Stefan Astermann entstehen sehen; bei Nichtwahl wird der Malermeister seine inzwischen an den Sohn übergebene Firma wie bisher unterstützen.
Franziska Grimm, die derzeit die Geschicke der Landgemeinde kommissarisch lenkt und die aufmerksam die Diskussion verfolgte, meinte: Derjenige, der das Rennen macht, wird sich wundern, wie schnell er von der Realität eingeholt wird.

Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Vorbereitet hatten sich die Kandidaten allesamt gut; waren für die wichtigsten Fragen gewappnet. Vielleicht hätte der Moderator die ein oder andere starke wie auch schwache Seite der Kandidaten besser herausarbeiten sollen zu sehr glichen sich die Statements zu den brennendsten Fragen der Bürger. Verbaler Wahlkampf bedeutet doch nicht, seinem Mitbewerber pausenlos Recht zu geben und auf Aussagen des Vorredners zu verweisen. Achtung und Disziplin in allen Ehren, doch das Forum hätte noch mehr an Fahrt und kluger, fairer Intensität gewinnen müssen, um die vielleicht noch unentschlossenen Wähler zu überzeugen, bei wem sie am 22. September das Kreuz setzen werden.

Antje-Gesine Marsch @11.09.2013

3 Gedanken zu „Bürgermeisterkandidaten der Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf stellen sich vor“
  1. Sehr geehrte Frau Marsch, es mag sein, dass Herr Möhring im Schwimmclub tätig war, aber wenn er seine Aufgaben dort ebenso „genau“ genommen hat, wie seine Arbeit als Gemeinderatsmitglied… Jetzt kann er ja wieder sagen: Ich habe ja soviel zu tun, darauf antworte ich dann: Warum hat er sich dann erst in den Gemeinderat wählen lassen und nimmt einem vielleicht viel aktiveren Bewerber den Gemeinderatssitz weg? Aber ämter sammeln und dann nicht wahrnehmen zeugt schon von „großer Politik“, denn im Bundestag sieht man manche Sitzungen auch kaum Politiker und die entschuldigen sich auch immer mit ähnlichen Ausreden. Ich erwarte, dass ein gewählter Volksvertreter auch das ihm übertragene Mandat voll ausfüllt und nicht kommt und geht, wie es seine Nebentätigkeiten oder sein Gustus zuläßt. Mich würde auch interessieren, wie sich Herr Möhring zu der an mich herangetragenen Aussage stellt, er würde im Falle einer Nichtwahl aus Reudnitz wegziehen, dann natürlich seine Frau mitnehmen und die Gemeinde verliert dann eine (übrigens sehr gute) Allgemeinärztin. Ich nenne das Stimmenerpressung! Weiterhin redete Herr Möhring viel über die Landwirtschaft und wie wichtig diese für die Gemeinde ist. Wie kann es dann sein, dass er sich aufregt, wenn an Sonntagen Felder abgemäht werden und dabei eine unvermeidliche Staubwolke entsteht. Sollen die Bauern ihr Getreide einfahren, wenn es regnet oder nach Zeiten, die Herrn Möhring passen? Das sind nur einige Punkte, die mich an diesem Kandidaten stören. Falsche „Heilsbringer“ haben und hatten wir schon genug und Fördermittel sind erstens nicht das Maß aller Dinge und laufen zweitens irgendwann so oder so aus. Man soll die Ressourcen der Gemeinde lieber sinn- und zielvoll nutzen und nicht auf Almosen aus Erfurt oder Berlin oder Brüssel hoffen. Erfurt

  2. Sehr geehrter Herr Knüpp,
    vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich hatte kurz gestutzt und überlegt, ob Sie Recht haben. Habe meine Aufzeichnungen noch einmal genau durchgearbeitet; schrieb ja so gut wie alles mit. Dr. Möhring antwortete auf die Einzelfrage „Wie kann man erreichen, dass die Jugend hier bleibt?“ so wie in meinem Text beschrieben. Herr Täubert sagte auch viel zur Jugendarbeit im Besonderen, aber eben nicht an dieser Stelle. Möhring hatte zuvor informiert, dass er zehn Jahre im Schwimmverein tätig war, so schloss sich der Kreis. Ich möchte zudem den Lesern nichts „suggerieren“, ich denke, dass die Bürger mündig genug sind, sich selbst ein Urteil zu bilden. „Heilsbringer“ ist schon fast blasphemisch; Möhring äußerte nur, dass er weiß, wie und wo man Fördermittel akquirieren kann. Das ist als Institutsleiter legitim. Ich will mich in keinster Weise positionieren – das steht mit als objektiv arbeitender Journalistin auch nicht zu – doch Ihre Wertungen sind in diesem Zusammenhang fehl am Platz. Beste Grüße – Antje-Gesine Marsch

  3. Sehr geehrte Frau Marsch, leider ist Ihnen ein entscheidender Fehler unterlaufen, den die Aussage Die Jugendlichen begeistern, dass sie zum Beispiel in einem Verein bleiben und interessante Jobs in der Gegend anbieten», stammte nicht von Herrn Möhring, der mit Jugend- und Vereinsarbeit ungefähr soviel zu tun hat, wie Eis mit Feuer, sondern von Michael Täubert, der in vielen Vereinen nicht nur Mitglied ist, sondern aktiv tätig und schon aufgrund seines Alters und seiner Aktivitäten, in Schulen gehen und den Jugendlichen die Gemeindepolitik erklären und zu diskutieren, wohl eher die Jugend erreicht als Herr Möhring. Diesen nimmt man in der Gemeindearbeit, sowohl als Gemeinderat, als auch als Vereinsmitglied und noch weniger in der Jugendarbeit so gut wie nicht wahr. Also bitte den Lesern nicht suggerieren, er wäre der große Heilsbringer und seine Kontakte zu Förderstellen beschränken sich auch nur darauf für das TITV viele Gelder zu generieren, die dann wieder an totgeborenen Kindern wie dem so genannten „Regionalmanagement“ sinnlos verbrannt werden. Frank Knüpp

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