Ulrich Köhler neuer Chefarzt der Gynäkologischen und Geburtshilflichen Abteilung der Kreiskrankenhaus GreizAb 1. Mai ist Ulrich Köhler neuer Chefarzt der Gynäkologischen und Geburtshilflichen Abteilung der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH. Foto: KKH Greiz

Seit 1. Mai leitet Chefarzt Ulrich Köhler das Gynäkologische Zentrum der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH
GREIZ. Die 100-Tage-Frist bemisst die Zeit, die einer Führungskraft nach einer Faustregel eingestanden wird, sich einzuarbeiten. Herr Chefarzt Köhler, Sie sind jetzt seit 100 Tagen am Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe des Greizer Krankenhauses tätig.

Wie empfanden Sie diese Zeit?

Ulrich Köhler: Zunächst etwas sehr Erfreuliches. Genau am einhundertsten Tag, dem vergangenen Freitag wurde nachts ein Kind aus Beckenendlage spontan geboren. Die Mutter hatte den Wunsch geäußert, den dabei oft praktizierten Kaiserschnitt zu umgehen. Diese glückliche Geburt war der krönende Abschluss dieser Zeitspanne.

Konnten Sie das Vertrauen zu den Kollegen und dem gesamten Personal gewinnen und aufbauen?

Ulrich Köhler: Ich traf im Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe auf ein äußerst engagiertes Team, das sofort wunderbar mitzog. Mir wurde der Rücken frei gehalten, um mich zügig einzuarbeiten. Die ersten vierzehn Tage brauchte ich, um die für mich völlig neue Struktur in der Verwaltung, der Organisation und dem gesamten Ablauf zu verinnerlichen. Vor allem die Krankenschwestern auf den Stationen freuen sich, dass die „unklare Zeit“ nun endlich vorbei ist und einer das Ruder fest in der Hand hält; sie zeigen eine hohe Bereitschaft – es ist ein sehr angenehmes Arbeiten. Zudem traf ich auf ein gut eingespieltes Operations-Team. Das Entgegenkommen, die Kontinuität und die gute Stimmung im Team schaffen die besten Voraussetzungen für eine gute Arbeit. Auch mit allen ärztlichen Kollegen am Krankenhaus gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit. Perspektivisch werden wir vor allem im onkologischen Bereich eine enge Gemeinschaft pflegen.

Welche neuen Ideen konnten Sie bereits auf den Weg bringen?

Ulrich Köhler: Besonders auf dem Gebiet der minimal-invasiven Operationen und der Laparoskopie wollen wir eine Lücke schließen. Nach und nach werden die endoskopischen Geräte dafür angeschafft. Mein Dank gilt dabei vor allem der Geschäftsführung des Hauses, die diesen Erwerb finanziell unterstützt.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Gynäkologen der Umgebung?

Ulrich Köhler: Sehr gut, der Kreis hat sich sogar erweitert. Ich erfahre durch die niedergelassenen Ärzte eine große Unterstützung. In persönlichen Gesprächen lernte ich sie noch besser kennen. Im September wird es zu einer ersten gemeinsamen Auswertungsveranstaltung kommen.

Die Geburtenzahl an der Greizer Klinik hat sich seit Ihrem Tätigkeitsbeginn erhöht?

Ulrich Köhler: Ja, wir haben derzeit einen ganzen Monat „Vorsprung“ in Bezug auf die Geburten der letzten Jahre. Durch die Schließung der Geburtshilflichen Abteilung in Reichenbach kommen natürlich sowohl werdende Mütter als auch Patientinnen aus der sächsischen Nachbarstadt zu uns. Vielen Frauen bin ich aus meiner über 30-jährigen Tätigkeit am Reichenbacher Krankenhaus gut bekannt.

Gab es auch Dinge, die Ihnen negativ auffielen?

Ulrich Köhler: Ich habe den deutschen Bürokratismus am eigenen Leib erfahren müssen. Durch den Länderwechsel von Sachsen nach Thüringen merkte ich, dass die Kleinstaaterei noch nicht überwunden ist (lacht). In Bezug auf Zulassungsverfahren oder Ausbildungsermächtigungen galt es, eine Reihe von zeit-und nervenaufreibenden Hürden zu überwinden.

Ihr persönliches Resümee nach einhundert Tagen?

Ulrich Köhler: Ich fühle mich hier sehr wohl, komme jeden Tag mit Freude auf Arbeit. Die Entscheidung für die Greizer Klinik war richtig und hat mich ruhig gemacht. Ich lebe für meinen Beruf, sehe ihn als Berufung. Hier am Haus kann ich ihn mit Überzeugung ausüben.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Interview führte Antje-Gesine Marsch @14.08.2014