Über 400 Gäste erlebten das Traumpaar der DDR-Schlagerszene Chris Doerk und Frank Schöbel "Hautnah" in der Greizer VogtlandhalleBegeisterten die Fans wie eh und je: Chris Doerk und Frank Schöbel in der Vogtlandhalle Greiz.

Über 400 Gäste erlebten das Traumpaar der DDR-Schlagerszene Chris Doerk und Frank Schöbel „Hautnah“ in der Greizer Vogtlandhalle

GREIZ. Es gibt Menschen, an denen Raum und Zeit spurlos vorbeizugehen scheinen. „Ich habe Frank Schöbel Anfang der siebziger Jahre in Gera bei einem Konzert erlebt. Er hat sich überhaupt nicht verändert“, wie Dagmar Puschendorf aus Obergeißendorf beteuerte. So wie sie dachten sicher die meisten der über vierhundert Besucher, die am Sonnabendnachmittag zum Konzert „Hautnah“ von Chris Doerk und Frank Schöbel in die Greizer Vogtlandhalle kamen.

„Absolut gut, alle unsere Erwartungen wurden heute erfüllt“, befanden auch Dietrich und Annerose Brombeis aus Fraureuth. Was wohl keiner vor Jahren vermutet hätte – nämlich, dass das Traumpaar der DDR-Schlagerszene der späten Sechziger musikalisch je wieder zusammenfindet – wurde Wirklichkeit. Jahre eisigen Schweigens lagen zwischen den Beiden; erst zur Jubiläumstour im Jahr 2008 fasste sich Frank ein Herz und lud Chris ein, ihn zu begleiten. Heute sind wir wie Bruder und Schwester, so Schöbel, der das Image des großen, sympathischen Jungen wohl nie ablegen wird. Aufgrund des Erfolges entwickelte sich auch die Idee, mit einer eigenen Tournee noch einmal durchs Land zu ziehen und vorwiegend in kleineren Städten aufzutreten.

Das Konzept ging auf, die beiden Künstler erleben bei jedem ihrer Konzerte eine wahre Renaissance der Titel, die schon vor über vierzig Jahren die Fans begeisterten. Besonders die Duette „Lieb mich so, wie dein Herz es mag“, oder „Das ist die schönste Geschichte der Welt“ wurden vom Greizer Publikum mit kräftigem Beifall bedacht. „Häng den Mond in die Bäume“, „Kariert“ und „Das ist der Zahn uns’rer Zeit“, vereint in einem Medley „alter und ganz alter Lieder“, interpretierte Chris Doerk temperamentvoll und keck wie in längst vergangenen Tagen. Ihre tiefe Liebe zu Kuba manifestierte sie am Lied „Regalo“. Dass echte Schöbel-Fans absolut textsicher sind, bewiesen sie spätestens bei den Titeln „Wie ein Stern“ oder „Zwei schöne Jahre“, die man begeistert mitsang.

Die beiden Künstler ließen auch in persönlichen Erinnerungen die damalige Zeit noch einmal Revue passieren, erzählten kleine Begebenheiten oder lasen augenzwinkernd aus ihrer Fanpost vor. Ihre Scheidung im Jahr 1974 wurde in der NBI (Neue Berliner Illustrierte) lediglich mit zwei Textzeilen bedacht, wie sich Chris Doerk erinnerte. Heute wäre das sicher anders€€¦Ein besonders empörter Fan habe damals seinem ärger so richtig Luft gemacht und schrieb an die beiden: „Wenn Ihr Euch nicht mehr zusammentut, schreibe ich an Erich Honecker.“
Dass die siebenjährige Ehe scheiterte, erklärte Doerk damit, dass sie im früheren Leben eine Katze, Frank ein Hund gewesen sei. „Das konnte so nichts werden“, konterte sie dabei auf Franks Bericht, der von ihrem Duft bei der ersten Begegnung schwärmte.

Neben Altbekanntem interpretierten Doerk/Schöbel auch neue Lieder, etwa den Titel „Du bist ein Teil meines Lebens“, der wohl autobiografische Züge trägt und zum Höhepunkt des zweieinhalbstündigen Programms avancierte. Eine schöne Geste auch, dass die beiden Künstler den überragenden Bandmitgliedern Stefan Schirrmacher, Till Paulmann ( beide Gitarre) und Ali Kirfe je einen Solopart einräumten. So interpretierte Ali Kirfe (Querflöte) die Invention Nr. 1 von Johann Sebastian Bach, begleitet von Frank Schöbel, der die zweite Stimme pfiff.

Antje-Gesine Marsch @26.03.2011