»Das Herz eines Boxers« in der Greizer VogtlandhalleRache ist keine gute Idee, versucht Leo (Wilfried Pucher) Jojo (Sascha Weidhaas) zu vermitteln.

Leo (Wilfried Pucher) und Jojo (Sascha Weidhaas) im Stück »Das Herz eines Boxers« von Lutz Hübner
GREIZ. Nachdem aufgrund einer akuten Erkrankung von Hauptdarsteller Sascha Weidhaas die für Juli dieses Jahres anberaumten Aufführungen des Lutz-Winkler-Stückes „Das Herz eines Boxers“ leider ausfallen mussten, war es umso schöner, dass sie im November auf der Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz nachgeholt werden konnten. Drei erfolgreiche Vorstellungen bestritten Wilfried Pucher als „roter Leo“ und Sascha Weidhaas als „Jojo“.
Das Stück handelt von der Konfrontation zwischen Jugend und Alter, wie Wilfried Pucher sagte, der als Regisseur und einer der beiden Hauptdarsteller des 1996 von Lutz Hübner geschriebenen Stücks agierte. Erzählt wird die Geschichte von Jojo – einem halbstarken Jugendlichen, in dessen Leben bislang alles daneben lief und der im Altenheim zur Strafe für einen Mofa-Diebstahl Arbeitsstunden ableisten muss – und Leo, einem einstigen Berufsboxer, der nach einer Attacke auf den Pfleger einen Schlaganfall vortäuscht und einfach nur noch seine Ruhe möchte. Im Zimmer des alten Leo treffen beide aufeinander. Jojo, der dem Greis anfangs nur beleidigend und ungehobelt begegnet, ändert seine Sichtweise, als er herausbekommt, dass Leo vor Jahren ein gefeierter Box-Star war. Die Fassaden beider beginnen zu bröckeln und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Das gesamte Bühnengeschehen konzentriert sich auf einen einzigen Raum, den Techniker Jörg Flessa zu Beginn mit weißem Klebestreifen markiert hatte. Die spartanische Ausstattung bildeten ein Teppich, ein Garderobenständer, ein Nachttisch, ein Koffer, eine Leiter und der Rollstuhl von Leo. Trotz dieser gestalterischen Sparsamkeit offeriert Lutz Hübners Stück viele szenische Wendungen, die die Spannung des Geschehens ununterbrochen in Balance hielten. Die emotionalen Entwicklungen der beiden Akteure wirkten nachvollziehbar und authentisch. Wilfried Pucher als gestandener Schauspieler und mit allen Bühnen-Wassern gewaschen, überzeugte einmal mehr durch die Finesse seiner Mimik und Gestik; etwa in der Szene, als er nach einem missglückten Fluchtversuch mit Medikamenten ruhig gestellt wurde. Ach, Gott, entfuhr es einigen Zuschauern, als Pucher als gebrochener, klappriger, völlig teilnahmsloser uralter Mann herein geschoben wurde. Der achtzehnjährige Sascha Weidhaas brillierte durch sein Temperament und seine in jeder Sekunde spürbare Spielfreude. Dass diese vereinzelt zu kleinen Überzeichnungen führte, tat der schauspielerischen Leistung allerdings keinen Abbruch.
Ein tolles Stück, das zum einen betroffen macht, aber auch eine große Menge Optimismus und Hoffnung ausstrahlt, so die einhellige Meinung der Gäste. Schade, dass nicht noch mehr Schulklassen von der Möglichkeit Gebrauch machten, dieses berührende Stück anzuschauen.

Antje-Gesine Marsch @06.11.2013