Das Herz eines Boxers in der Greizer VogtlandhalleWilfried Pucher (l.) und Sascha Weidhaas im Stück "Das Herz eines Boxers".

Nichts als Aberglaube
Generalprobe des Lutz-Hübner-Stückes Das Herz eines Boxers gelang hervorragend. Toi, toi, toi für die heutige Aufführung

GREIZ. Der Aberglaube ist bei Schauspielern und Regisseuren gleichermaßen verbreitet. Toi, toi, toi zu wünschen – sich dafür aber nicht zu bedanken, gehört wie das dreimalige Spucken über die linke Schulter im Theaterleben zu den festen Gepflogenheiten, einer Premiere die besten Wünsche vorauszuschicken. Am Donnerstagabend fand auf der Studiobühne der Vogtlandhalle die Generalprobe für das Lutz-Hübner-Stück „Das Herz eines Boxers“ mit Wilfried Pucher (Regie und Rolle des Leo) und Sascha Weidhaas als Jojo statt. Mit der ersten Szene, als Undine Adler mit ihrem Akkordeon spielend vom oberen Foyer zur Studiobühne läuft, diese betritt, sich verbeugt, das Instrument abstellt, plötzlich hinter der Bühne Akkordeonmusik hört, die Hände in die Hüften stützt, genervt abwinkt und geht – zeigt sich Regisseur Wilfried Pucher noch nicht ganz einverstanden. „Es dauert zu lange, bis die Konserve einsetzt“ ruft er Jörg Flessa hinter der Bühne zu, der sich für die Technik verantwortlich zeichnet. Also, das Ganze nochmal! Nun zeigt sich Pucher zufrieden und das Stück kann anlaufen. Die beiden Mimen spielen es durch, ohne, dass es noch einmal unterbrochen werden muss. Nicht einmal, als sich Sascha mit der scharfen Klinge des Messers unbeabsichtigt einen Schnitt beibringt und dieser zu bluten anfängt. Ganz Profi – der 16-Jährige lässt sich nichts anmerken; erst nach der Probe klärt er über das Missgeschick auf. Es ist sicher auch ein Aberglaube, dass eine gelungene Generalprobe nicht ideal für die Premiere ist, doch das glaubt an diesem Abend sowieso keiner. Allgemein bekannt dazu ist, dass eine pannenreiche Generalprobe als gutes Omen für die Premiere gilt und umgekehrt, eine perfekte Generalprobe die Schauspieler und den Regisseur argwöhnen lässt, was für schreckliche Dinge am nächsten Abend passieren werden.
Unter den Anwesenden war auch Celino Bleiweiß, einer der bedeutendsten DDR-Regisseure und Drehbuchautoren, der nach seiner Ausreise im Jahr 1983 auch im Westen Fuß fasste und mit dem Ehepaar Gisela und Wilfried Pucher seit 1971 befreundet ist. Da er aufgrund einer anberaumten Israel-Reise an der heutigen Premiere nicht teilnehmen kann, besuchte er eben kurzerhand die Generalprobe.

Antje-Gesine Marsch @26.10.2012