Ausstellung und Diskussion: DDR-Mythos und WirklichkeitMdL Christian Tischner (r.) im Gespräch mit den Gästen der Ausstellungseröffnung "DDR-Mythos und Wirklichkeit".

Zahlreiche Gäste kamen zur Eröffnung – Die Exposition richtet sich vor allem an Jugendliche
GREIZ. Zahlreiche Gäste konnte die Veranstaltung zur Wanderausstellung „DDR-Mythos und Wirklichkeit“ im Foyer der Vogtlandhalle Greiz am Donnerstagabend verzeichnen. Eingeladen hatten die Konrad-Adenauer-Stiftung und CDU-Landtagsmitglied Christian Tischner. Der Eröffnungsvortrag wurde von Dr. Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen gehalten. Dass der Mensch dazu neige, unangenehme persönliche Dinge zu verdrängen, sei eine Tatsache – bei der politischen Vergangenheit allerdings „sehr problematisch“, weil die Möglichkeit bestünde, dass diese Fehler sich wiederholen. „Das gilt besonders für Diktaturen, auch in der ehemaligen DDR“, so Dr. Knabe. „Die Menschen wurden drangsaliert, man brach ihnen das Rückgrat; wichtige Personen wurden sogar inhaftiert.“ Dazu gehörten neben Bürgerrechtlern auch die Menschen, die wegen Republik-Flucht verurteilt wurden. Auf diesen habe sich der gesamte Druck des Diktaturregimes entladen. „Über die Häftlinge brach Einsamkeit und totale Isolation herein.“ Viele der 200.000 Inhaftierten, die sich in einem „psychischen Ausnahmezustand“ befanden, seien bis in die Gegenwart traumatisiert. Nicht aus der Perspektive der „Mitläufer und Täter“ müsse man die Vergangenheit betrachten, sondern mit den Augen der Verfolgten. Viele Einrichtungen, bspw. die Volkssolidarität, hätten sich nach der politischen Wende des Jahres 1989 angepasst – auch die SED, die sich zunächst PDS, später Linkspartei nannte und aus deren Parteiprogramm Dr. Knabe einige Passagen vortrug. Im Grunde solle die Wirtschaft dem Gemeinwohl dienen, was man allerdings von der damals vorherrschenden Planwirtschaft nicht sagen konnte, führte Dr. Knabe aus. Diese sei „verheerend“ gewesen, brachte eine „massive Einschränkung von Freiheit“ mit sich, war außerdem „ineffizient und mühselig“, deshalb „auch nicht weltmarktfähig“. Man sei zu DDR-Zeiten „abgeschlossen vom Rest der Welt“ gewesen – der Abstand der Produktivität zwischen den beiden deutschen Staaten wurde immer größer. Nach dem „Kassensturz“ im Jahr 89 sei dies offenbar und die tatsächliche Verschuldung erkannt geworden. Durch die ineffiziente Wirtschaft habe man auch keine Ressourcen für den Umweltschutz aufbringen können; ebenso fehlte es an Geld für medizinische Spitzentechnologien. Das manifestierte sich beispielsweise am Fakt, dass die BRD-Bürger im Schnitt fünf (Frauen)-bzw. 3 Jahre (Männer) älter wurden als ihre Landsleute im Osten. Mangelnde Technologien seien durch Menschen und deren Arbeitskraft ersetzt worden – Frauen hatten es mit der Doppelbelastung Kinder/Beruf besonders schwer. Abschließend konstatierte Dr. Knabe, dass die Naziherrschaft ein „verbrecherisches System“ war – bei der DDR musste man schon genauer hinschauen, weil die Ideologie „Alle Menschen sind gleich“ viel „sympathischer“ herüber kam und das „Paradies auf Erden“ vermittelte. Alle sollten sich gleich frei und glücklich fühlen – vermittelte zumindest die „Avant Garde von oben“. Das sei die „Crux des Kommunismus“. Deshalb sei es so wichtig, sich mit der Vergangenheit der DDR zu beschäftigen, die den Slogan „Der gute Zweck heiligt die Mittel“ verordnete. „Die Mittel waren Terror, Gewalt, Angst und Unterdrückung.“

Info:
In der bis zum 18. Dezember im Foyer der Vogtlandhalle Greiz gezeigten Wanderausstellung „DDR-Mythos und Wirklichkeit“ werden Mythen über das Leben unter der SED-Diktatur aufgegriffen und Informationen über den tatsächlichen Alltag in der DDR in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Uwelt oder Schule gegeben.

Antje-Gesine Marsch @05.12.2015