Demenz-Informationsveranstaltung im Greizer BonhoefferhausDr. Thomas Jochum sprach zum Thema Demenz aus medizinischer Sicht.

Demenz und was nun?
SHG für Angehörige von Menschen mit Demenz lud am Montag zum Informationsnachmittag ein

GREIZ. Die häusliche Pflege demenzerkrankter Menschen ist wahrlich alles andere als leicht. Davon können wohl die meisten Angehörigen berichten, die sich der Pflege des Partners oder Eltern/Großelternteils angenommen haben und diese im Alltag praktizieren. 24 Stunden pro Tag sieben Tage die Woche.
Am Montagnachmittag lud die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz in den großen Saal des Bonhoefferhauses ein, um einen gemeinsamen Informationsnachmittag zu erleben und zudem miteinander ins Gespräch zu kommen.
Als Referent konnte man Dr. Thomas Jochum vom SRH Klinikum Gera gewinnen, der den medizinischen Hintergrund der Demenz beleuchtete und Doreen Seidler von der Thüringer Alzheimer-Gesellschaft, die über Anforderungen an die Pflege und Betreuung Demenzerkrankter, aber auch über mögliche Hilfsangebote sprach.
Es gibt verschiedene Demenzformen, die häufigste und ungefähr hälftig verbreitete ist Alzheimer, erklärte Dr. Jochum. Die Formen verlaufen unterschiedlich, führen jedoch alle langfristig zum Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit, so der Facharzt weiter. Dabei gehe man von einem Verlauf von acht bis zehn, vereinzelt sogar 15 Jahren aus. Eine Demenz ist die alltagsrelevante Abnahme des Gedächtnisses und Denkvermögens, definierte der Mediziner; Orientierungslosigkeit und Wesensveränderung gehen dabei einher. Eine medikamentöse Behandlung der Krankheit sei noch Zukunftsmusik – derzeit gebe es vier Medikamente, die die gute Zeit um etwa ein Jahr verlängern könnten. Dabei sei es wichtig, bereits im Frühbereich der Erkennung mit der Medikamentengabe zu beginnen.
Doch sollten an diesem Nachmittag speziell die Angehörigen in den speziellen Blickwinkel gerückt werden. Wie geht es eigentlich denen? sei als Frage durchaus legitim, aber schwer zu beantworten. Das Burnout-Syndrom, Depressionen oder Süchte seien einige der schlimmen Begleiterscheinungen ständiger Belastung. Oft kämen die Angehörigen in seine Sprechstunde, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei, so Dr. Jochum. Sie sind als Helfende auch verpflichtet, auf die eigene Gesundheit zu achten, mahnte der Geraer Arzt.
Dies unterstrich auch Doreen Seidler in ihrem Vortrag. Urlaub, Ferien, Rauskommen sollen auch für die Angehörigen von Demenzerkrankten keine Fremdwörter sein, wie sie unterstrich. Zur rechtlichen Absicherung empfahl sie die Patientenverfügung oder Pflegevollmacht, die vom Arzt gegengezeichnet werden sollten. Auch Versicherungen wie Haftpflicht-oder Unfall sollten auf den Prüfstand gestellt werden. Außerdem gab Doreen Seidler nützliche Tipps in puncto Pflegestufe 0, Tages,-Verhinderungs-oder Kurzzeitpflege sowie über Hilfsmittel und die finanzielle Unterstützung der Krankenkassen bei erforderlichen Umbauten. Bleiben Sie im Gespräch gab sie den Veranstaltungsteilnehmern mit auf den Weg. Die Tabuisierung der Krankheit sei nicht mehr so präsent wie vor etwa zehn Jahren.
Mit dem Informationsnachmittag zeigte sich Cornelia Meißner, Leiterin der Sozialstation des Diakonievereins Carolinenfeld sehr zufrieden. Die Thematik muss in die Köpfe hinein, wie sie sich wünscht. Im nächsten Frühjahr biete man die Tagespflege auch in Greiz an, wie Frau Meißner vorausschaute.

Antje-Gesine Marsch @29.11.2012