Die 12 Herren im KellerNun taucht auch noch Jonathan (Martin Stöhr), der verloren geglaubte Bruder von Mortimer auf.

Mit Turbulenz und bravourösen schauspielerischen Leistungen trumpfte die Theater-AG des Greizer Gymnasiums zur Premiere am Freitag auf
GREIZ. Die Holunderlimonade, die am Freitagabend nach dem Theaterstück Die 12 Herren im Keller gereicht wurde, ließen sich wohl nur die ganz Mutigen schmecken. Schließlich spielte selbiger Wein in der bitterbösen Komödie Die 12 Herren im Keller, die die Theater-AG des Ulf-Merbold-Gymnasiums aufführte, eine zentrale und zugleich gewichtige Rolle. Zur Handlung: Die drei Schwestern Martha, Abby und Linda (Raliza Pavlowa, Maria Stiben und Jasmin Fritzsche: herrlich schrill und lärmend) scheinen drei ältere, liebenswerte Damen zu sein, die eine kleine Pension betreiben. Zumindest war sich Neffe Mortimer (Felix Schenderlein: mit reifer schauspielerischer Leistung) bis zu jenem Tag sicher, als er in der Truhe unterm Fenster eine Leiche findet. Bereitwillig verraten ihm die Tanten, noch weitere elf Leichen im Keller zu haben. Ihre Leidenschaft ist es, alleinstehende, alte Männer in ihre Wohnung zu locken und mit einem Glas vergifteten Weines umzubringen. Selbst für die Entsorgung der Verblichenen hatten die Damen gesorgt. Neffe Teddy, (Friedrich Koch: faszinierend verstört) der sich für Präsident Ted Roosevelt hält und im Keller den Panama-Kanal gräbt, ließ die Leichen als Gelbfieberopfer ebenda verschwinden. Der Wahnsinn war schon immer in unserer Familie, stellte Mortimer fest, der als Theaterkritiker bei einer Zeitung arbeitet und die Heirat mit Elaine (Gloria Günther) plant. Doch plötzlich tauchen zu allem Unglück Mortimers verloren gegangener Bruder Jonathan (Martin Stöhr: mit furchteinflößendem Antlitz) und seine Komplizin, Dr. Einstein (Anna Taut: mit gepflegtem Alkoholproblem) auf, die ihm dem gesuchten zwölffachen Serienmörder mittels Operation ein neues Gesicht verpasst hatte. Auch Jonathan hat eine Leiche im Gepäck, die er entsorgen muss. Den familieninternen Wettstreit um die meisten Morde gewinnen schließlich die reizenden Tanten: Sie kredenzen dem Leiter des Sanatoriums, in das sie Mortimer unterbringen wollte, ein Glas Holunderwein€€¦ Schlussendlich erfährt Mortimer erleichtert, dass er adoptiert wurde und somit von der Geisteskrankheit verschont blieb. Das zahlreiche Publikum zur Premiere honorierte die turbulente Aufführung mit minutenlangem Beifall und würdigte so die makellose Leistung der Darsteller. Besonderen Applaus bekam die Leiterin der Theater-AG, Christiane Bier, die eine perfekte Inszenierung abgab, die frei nach Joseph Kesselrings Stück Arsen und Spitzenhäubchen entstand. Das Stück wurde sowohl mit viel Fantasie als auch mit makabrem Witz angereichert, wobei aus dem Gegensatz zwischen kleinbürgerlicher Annehmlichkeit und nacktem Entsetzen köstliche Effekte erzielt wurden.

Antje-Gesine Marsch @08.06.2012