Dreibart und das Schwarze Gold -Partizipatives Kunstprojekt von Henrik Schrat im Greizer Oberen Schloss

Rokoko-Punk im Oberen Schloss Greiz
Henrik Schrats partizipatives Kunstprojekt im Fürstensaal vorgestellt. Nun gibt es ein Buch und eine Ausstellung als Teil des Konzeptes

Dreibart und das Schwarze Gold -Partizipatives Kunstprojekt von Henrik Schrat im Greizer Oberen Schloss
Christian Stark (l.) und Henrik Schrat
GREIZ. Fordern Sie die konstitutionelle Monarchie im Vogtland zurück. Suchen Sie kein Öl!, waren die Schlussworte der höchst vergnüglichen Laudatio, die Maler und Grafiker Rüdiger Giebler am Sonntagvormittag im Fürstensaal des Oberen Schlosses hielt und das partizipative Kunstprojekt des Berliner Künstlers Henrik Schrat der Öffentlichkeit vorstellte. Dazu ein Blick in die Historie dieses Projektes: Im Mai war die fiktive Entdeckung von Erdöl im Vogtland bekannt gemacht worden. Nun galt es, dazu eine Geschichte zu schreiben, sich zu Fluch oder Segen zu positionieren und darüber zu sinnieren, was man diesem Ereignis abgewinnen kann. Oder: Wie viel würde man opfern, damit im Vogtland Erdöl gefördert wird? Ausgehend von einer fiktiven Zeitungsmeldung Erdöl im Vogtland wurde eine Provokation ausgelöst: Die Region Greiz könnte durch ungeahnte Steuereinnahmen und Schaffung neuer Arbeitsplätze einen wirtschaftlichen Boom erleben; ähnlich der vergleichbaren Blüte der Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Auch die Energiewende in Deutschland wäre damit eingeläutet. Doch wie weit würden die Menschen dafür gehen, was oder wen würden sie dafür opfern? Den Parksee gegen den Wirtschaftsaufschwung? Die Herausforderung stammt von Henrik Schrat, einem Künstler, der kein Erdöl, sondern Gedanken und Meinungen zu diesem brisanten Thema fördern wollte. Schrat ist Schöpfer des Wandbildes in der Greizer Vogtlandhalle, das Dreibarts Reise titelt. Riese Dreibart, der nach langem Schlaf aufwacht und sich der kommerziellen, für ihn unbekannten Welt gegenüber sieht, sollte in den Geschichten und Meinungen auch eine zentrale Rolle einnehmen. 82 Einsendungen konnten verzeichnet werden, die allesamt in einem Buch veröffentlicht wurden und im Buchhandel erhältlich sind. Zur Ausstellung, die ein Teil des Kunstprojektes ist, gestaltete Henrik Schrat den Fürstensaal, die ehemalige St.-Erhardt-Kathedrale in der für ihn typischen Schattenrisstechnik um. Die groben schwarzen Objekte formatieren nun den dezent-klassischen Raum um. Rokoko-Punk nennt es Museumsdirektor Rainer Koch. Zentraler Punkt ist eine große Zapfsäule, aus der das Öl sprudelt, deren wahrer Treibstoff allerdings die Geschichten der Menschen sind. So habe der Künstler die Menschen unmittelbar an seiner schöpferischen Arbeit beteiligt, so Rainer Koch. Die Kommunikations-Installation enthalte somit auch autobiografische Elemente von Kindern und Jugendlichen: Der sakrale Raum wird mit aktuellen Themen neu entdeckt. Die Installation regt an und hoffentlich auch auf, wie sich der Museumsdirektor dazu wünscht. In kollektiver Fantasie habe man etwas Berührendes geschaffen, betonte Rüdiger Giebler außerdem. Die Projektion sei die Märchenerzählerin des Industriezeitalters. Initiator Christian Stark bedankte sich herzlich bei allen an diesem Projekt Beteiligten dem AWG Bildungswerk Greiz für den Mit-Aufbau der Installation, sowie den Sponsoren: der Sparkasse Gera-Greiz, der Energieversorgung Greiz, der intercorp GmbH und der stark.comm GmbH, Agentur für Kommunikation und Werbung.
Antje-Gesine Marsch @07.10.2012