»Ein Deutsches Requiem« erklang in Greizer Stadtkriche »St. Marien«»Ein Deutsches Requiem« von Johannes Brahms wurde am Reformationstag in der Greizer Stadtkirche »St. Marien« aufgeführt. Eine mehr als gelungene Aufführung.

Es dauerte einige Sekunden, bis sich ein erster Konzertbesucher nach dem letzten verklungenen Ton traute, zaghaft in die Runde zu applaudieren.
GREIZ. Dann allerdings bahnte sich minutenlanger, herzlicher Beifall durch die Reihen der mit 300 Menschen gefüllten Stadtkirche „St. Marien“.
Am Donnerstagabend, dem Reformationstag, kam Ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms zur Aufführung. Es war das erste große Werk, das unter Leitung von Kantor Ralf Stiller dargeboten wurde, der seit Juli seinen Dienst an St. Marien versieht. Großartig, Der Chor ist förmlich über sich hinausgewachsen, und Einzigartig beeindruckend hörte man die Gäste sagen, die sich von der Darbietung begeistert zeigten.
Beim Brahms-Requiem handelt es sich trotz des Titels nicht um eine Totenmesse, denn das Werk wurde ursprünglich nicht für eine Totenfeier komponiert. Johannes Brahms sah es eher als Werk für die Lebenden, die da Leid tragen und brachte die Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und Hoffnung auf die Ewigkeit in den Fokus des Werkes. Die Bibeltexte hatte Johannes Brahms selbst ausgewählt unter der Maßgabe, dass zwar am Ende der Tod steht, doch schlussendlich alles zu Gott führt.
Die Idee, dieses Requiem zu komponieren, trug Brahms mehr als ein Jahrzehnt in sich. Nach dem Tod Robert Schumanns im Jahr 1856 begann Brahms mit der Auswahl der Texte für eine Trauer-Kantate; zehn Jahre später stirbt seine Mutter und die entscheidende kompositorische Arbeit am Werk beginnt.
Die transparente Spielweise der Vogtland Philharmonie und die engagierte Interpretation durch den Kantatenchor, der an diesem Abend durch einige Gäste verstärkt wurde, gaben dem Requiem eine ungeheure Kraft und Intensität, die den gesamten Kirchenraum mit Macht erfüllte, unter die Haut ging und eine Ergriffenheit von 80 Minuten erzeugte. Die Vorgaben wurden vom Chor, der unter anderem durch klare Artikulation und Homogenität glänzte, sensibel eingelöst.
In empfindsamer Weise korrespondierten auch die Solisten Marcia Elisabeth Sacha (Sopran) und Kammersänger Roland Hartmann (Bariton) mit dem Kantatenchor. Berührend und mit betörender Innigkeit sang die junge Sopranistin Roland Hartmann gestaltete seine Soli klangschön und mit Vornehmheit.
Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach glänzte wiederum mit Professionalität. Der Pauker agierte mit den Vorgaben des Dirigenten; die Harfe steuerte eigene Farben bei; die Bläser differenzierten mit Fülle und die Streicher verfielen fast in Gesang.
Schon Clara Schumann, mit der Johannes Brahms eine langjährige, herzliche Freundschaft verband, schrieb in einem Brief dass ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes.
Kantor Ralf Stiller formte dieses bedeutende Werk zu einer seelenvollen und innigen Stunde des Trostes.

Antje Gesine Marsch @31.10.2013