Elektrikjazz im Klassenzimmer der Lessing-RegelschuleLarissa schaut auf ihre App.

Über Improvisation erkennt man, wie Musik entsteht
GREIZ. Wenn Schüler im Unterricht mit ihren Smartphones spielen dürfen, ist das wohl eher die Ausnahme. Am Mittwochvormittag wurden Achtklässler der Lessing-Regelschule regelrecht dazu angehalten, ihre Mobiltelefone zu zücken. Musikpädagogin Doris Marek begrüßte nicht nur die Schüler zu dieser Musikstunde der besonderen Art in der Aula, sondern auch Ulrich Blumenstein (Trompete, Gitarre), künstlerischer Leiter des Greizer Jazzwerks, sowie die erfahrenen Musiker Christoph Beer (Saxofon/Electronics) und Jörg Piesendel (Electronics). Die Veranstaltung „ElektrikJazz im Klassenzimmer“ war zugleich inoffizieller Start des 16. JazzWerks und die erfolgreiche Fortführung einer Vielzahl von Schulvorstellungen. „Schüler haben meist keinen Bezug zu Jazz – mit Handy-Apps kann man sie dagegen gut erreichen“, so der Gedanke von Ulrich Blumenstein. In dieser Symbiose versuchten die Musiker, die Jugendlichen für improvisierte Musik in Verbindung mit Elektronik zu begeistern. Die Apps hatten die Schüler bereits heruntergeladen – der Test gelang und nach anfänglichem Zögern waren die Schüler am Ende der Musikstunde sogar bereit, ihre Pause für weitere Improvisationen zu opfern. In der Musik sei es oft so,dass Musiker aufeinandertreffen, die bislang nichts voneinander wussten, führte Ulrich Blumenstein in die Thematik ein. Und Improvisieren in der Musik sei letztlich nichts anderes, als aus unterschiedlichen Zutaten ein Gericht zu zaubern. Dass man Gefühle in die Musik einbringen kann und aus Tropfen, die der Musiker akustisch mit Mund und Mikrofon loopte, die sich zu einem wahren Regenrauschen entwickelten, sowie den App-Geräuschen ein wunderbares Liebeslied erzeugen kann, war für die Kids etwas gänzlich Neues. Auch menschliche Emotionen, wie Weinen oder Schreien erzeugten in Verbindung mit den Apps ein ungewöhnliches, aber interessantes Klangbild. „Ich sehe eure hilfesuchenden Blicke“, ging Doris Marek auf ihre Schüler ein. „Die Töne aus euren Handys sind nicht sinnvoll geordnet, doch die Musiker beherrschen ihre Instrumente und die entsprechende Stimmung kommt ‚rüber.“ Über die Improvisation erkenne man ausgezeichnet, wie Musik entsteht, so die Musikpädagogin.

Antje-Gesine Marsch @07.05.2015