Elli H. Radinger - Mein Leben unter WölfenDie Autorin mit einem Gehegewolf. Foto: Tanja Askani /Fishing4

Interview mit Elli H. Radinger

GREIZ. Was bringt eine Rechtsanwältin dazu, ihren Job hinzuwerfen und ein Leben mit wilden Wölfen zu wählen? Elli H. Radinger hat vor Jahren ihren Traum zum Beruf gemacht. Am Donnerstag wird sie ab 18.30 Uhr in der Buchhandlung „Bücherwurm“ aus ihrem Leben berichten.
Ich hatte die Gelegenheit, im Vorfeld der Veranstaltung mit ihr zu sprechen:

AGM: Frau Radinger, Sie sind mit Hunden aufgewachsen, war das auch ausschlaggebend für Sie, Wölfe zu mögen?

Elli H. Radinger: Sicher ein Grund, ich hatte nie Angst vor Wölfen. Im Märchen Rotkäppchen bangte ich eher um den Wolf statt um die Großmutter.

AGM: Wölfe werden in letzter Zeit immer mehr als gefährliche Räuber eingestuft. Die Medien stellen ihn oft als schafkillendes Untier dar.

E.H.R.: Natürlich polarisiert der Wolf die Menschen. Die einen sehen ihn als Untier, die anderen als Gott. Ich möchte einfach einen Weg der Mitte finden. Der Wolf ist ein Tier, das überleben will.

AGM: Schildern Sie doch bitte Ihre erste Begegnung mit einem Wolf.

E.H.R.: Erste Erlebnisse hatte ich mit Gehegewölfen, bei denen allerdings Dominanz und Aggressivität dominieren; sie benehmen sich nicht wolfstypisch. Die Wölfe in Freiheit haben ein regelrechtes Harmoniebedürfnis, sie führen ein liebevolles Familienleben, es gibt keine häusliche Gewalt.

AGM: Ihr Lebensweg verlief in keiner Weise geradlinig. Sie waren Stewardess und Rechtsanwältin, haben aber ihre Zulassung zurückgegeben und ihr Leben radikal geändert.

E.H.R.: Ja, ausschlaggebend war meine Scheidung und der Frust über den Anwaltsalltag im Allgemeinen. Ich wollte einfach meinem Traum folgen und habe es getan.

AGM: Woher nehmen Sie Ihre sagenhafte Geduld?

E.H.R: Geduld und Ruhe gehören natürlich zu den wichtigsten Eigenschaften meiner Arbeit, auch diese habe ich von den Wölfen gelernt.

AGM: In Ihrem Buch Wolfsküsse sprechen Sie sogar von einer Seelenverwandtschaft mit Wölfen.

E.H.R.: Das kann man durchaus so bezeichnen. Es gibt vier wölfische Grundsätze, die mir dabei wichtig sind: Erstens Liebe Deine Familie!; zweitens Sorge Dich um die, die Dir anvertraut sind!; drittens Gib niemals auf! und Viertens Höre nie auf zu spielen!

AGM: Fühlen Sie sich als Teil der Wolfsfamilie?

E.H.R.: Ich würde mich eher als Teil der Natur sehen, in Einklang mit der Natur und der Umwelt lebend.

AGM: Dem Lebenstraum zu folgen, raten Sie den Lesern des Buches. Ist das gleichzeitig Ihre Botschaft an die Menschen?

E.H.R.: Folge Deinem inneren Gefühl! Lebe Dein Leben! Das ist mein Weg! Diese Sätze würde ich jedem mit auf den Lebensweg geben wollen.
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch und bis Donnerstag!

Das Interview führte Antje-Gesine Marsch
Wolfsbilder