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Erhebende Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in Greizer Stadtkirche

Erhebende Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in Greizer Stadtkirche

Fast 600 Gäste kamen zur Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in die Greizer Stadtkirche. Hier Kantor Ralf Stiller (M.) mit den Solisten v.l. Kammersänger Roland Hartmann, Marcis Sacha, Thomas Seidel und Eva Schuster.

Fast sechshundert Gäste erlebten dieses großartige Werk
GREIZ. Der Besuch des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach gehört für viele Menschen zu einer seit Jahren gepflegten und liebgewordenen Tradition. Was kann intensiver auf die nahende Weihnacht einstimmen, als das Hören der Bachschen Klänge, die seit Jahrhunderten die Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Drei Tage vor dem Heiligen Abend dieses erhebende Werk in der Stadtkirche „St. Marien“ hören zu dürfen, gehört sicher zu den schönsten Erlebnissen in der Vorweihnachtszeit. Fast sechshundert Besucher kamen am Sonnabendabend in das Gotteshaus, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr. Selbst auf der dritten Empore nahmen die erwartungsfrohen Gäste Platz. Aufgeführt wurde das Weihnachtsoratorium in diesem Jahr erstmalig unter Leitung des Greizer Kantors Ralf Stiller; musikalisch agierten der Kantatenchor Greiz, die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, Pianistin Sarah Stamboltsyan, die Solisten Marcia Sacha (Sopran), Eva Schuster (Alt), Thomas Seidel (Tenor), Kammersänger Roland Hartmann(Bass) und der Neue Kinderchor an St. Marien.

Das Weihnachtsoratorium wurde zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach nur ein einziges Mal gegeben und die Menschen, die dieses tiefgründige Werk anno 1734/35 erleben durften, mussten ihr Leben lang von dessen Schönheit zehren. Was für ein Glück, dieses wunderbare Oratorium jedes Jahr in der Weihnachtszeit hören zu können. Gehörten die sechs Teile des Weihnachtsoratoriums geschichtlich zum Gottesdienst, gehen die Menschen heute gezielt in die Kirche, um diese Musik in einem Konzert zu erleben. In diesem Jahr kamen die Kantaten I sowie 4 bis 6 zur Aufführung, die mit dem donnernden Eröffnungschor Jauchzet, frohlocket schon vom ersten Ton an fesselten. Der Chor ist natürlich Inbegriff des Weihnachtsoratoriums mit den jubilierenden Geigen und Flöten, seinen Pauken und Trompeten und den prächtigen Chorgesängen. So hat Bach seine Freude über das Weihnachtsfest in Vollkommenheit ausgedrückt.

Thomas Seidel (Tenor) agierte als Evangelist; die Arien und Rezitative wurden von Marcia Sacha (Sopran), Eva Schuster (Alt) und Kammersänger Roland Hartmann (Bass) dargeboten. Die Sopranistin sang mit schöner, glasklarer Stimme und berührte durch feine Innigkeit. Altistin Eva Schuster interpretierte ihre Arien und Rezitative mit Glanz und Einfühlsamkeit. Tenor Thomas Seidel zwang seine Stimme mitunter in die Höhe und hatte manchmal leichte Probleme, sich gegen das Orchester durchzusetzen. Bassist Roland Hartmann überzeugte mit Volumen und ausdrucksvoller Tiefe. Konzertpianistin Sarah Stamboltsyan setzte am Basso continuo elegante Akzente, die Sinfoniker agierten in gewohnt virtuoser Weise. Für beglückende Momente sorgte die Vitalität und Frische des Kantatenchores an St. Marien, so etwa beim Ehre sei Gott-Chor oder beim enthusiastisch gesungenen Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben, als auch bei den klangschön ausgeformten Chorälen in bemerkenswerter Balance und lupenreiner Intonation.

Souverän und elegant hatte Kantor Ralf Stiller alle Fäden in der Hand. Der minutenlang anhaltende Beifall und die stehenden Ovationen waren beredtes Zeugnis für die hohe Qualität der Aufführung, die einmal mehr zu einem der Höhepunkte im kirchenmusikalischen Jahr avancierte. Lobende Erwähnung muss noch der neu gegründete Kinderchor an St. Marien finden. Mit zarten Stimmen, aber trotzdem stark in Emotion und Ausdruckskraft intonierten die jungen Sänger die Sopranstimme von Er ist auf Erd“ gekommen arm.

Antje-Gesine Marsch @21.12.2013

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