Blauer Salon Foto: Museen der Schloss- und Residenzstadt GreizBlauer Salon Foto: Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz

Die Ausstellungseröffnung findet am 12. Oktober 2019 um 18.00 Uhr im
Festsaal im Unteren Schloss mit einem Festkonzert der Jungen Hofkapelle unter Leitung von Kantor Ralf Stiller statt.

Vom Reußischen Heimatmuseum zu den Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz
Am 12. Oktober 1929 wurde das Reußische Heimatmuseum im Festsaal des Unteren Schlosses – dem ehemaligen Residenzschloss der Fürsten Reuss Aelterer Linie – feierlich eröffnet.
Dieser Eröffnung ging eine lange Odyssee der seit 1893 liebevoll angelegten Sammlung des Vereins für Greizer Geschichte voraus. Die „[…] Anlegung von Sammlungen geschichtlich merkwürdiger Gegenstände […]“ verband das Engagement vieler Bevölkerungsschichten. Bemerkenswert ist das große Engagement von fürstlichen Bediensteten und Fabrikanten. Es seien in diesem Zusammenhang stellvertretend der Oberhofmarschall Titz von Titzenhofer (1845-1926) sowie der Fabrikant Felix Günther (1871-1952) erwähnt. An diesen beiden Persönlichkeiten wird deutlich, dass viele Aspekte des höfischen und bürgerlichen Lebens im 19. Jahrhundert gleichermaßen zur Entwicklung der kulturellen Vielfalt unserer Residenzstadt beitrugen. Titz von Titzenhofer wirkte in seiner Freizeit im Kunstverein, Musikverein sowie Verein für Greizer Geschichte mit. Auch seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die von ihm mitbetreuten Sammlungen des Vereins in einigen Räumen der ehemaligen Webschule als Museum für Greizer Geschichte am 13. Oktober 1912 eröffnet wurde. Durch seine Verdienste für das Museum wurde er am 16. März 1914 Ehrenmitglied des Vereins.
Leider musste das Museum 1920 wieder geschlossen werden. Die Sammlungen wurden in der Folgezeit in ungeeigneten Räumen eingelagert.
Trotz der Revolution und dem Ende der Monarchie in Deutschland 1918 bewohnte der letzte Fürst Reuss Aelterer Linie, Heinrich XXIV., viele Räume des Unteren Schlosses. Er verstarb am 13. Oktober 1927. Daraufhin fielen auch seine Wohnräume im Unteren Schloss an das Finanzministerium in Weimar.
Das Finanzministerium ermöglichte ab März 1928 der Stadt Greiz die museale Nutzung dieser Räume.
Dem großen Engagement von Greizer Bürgern, allen voran dem Papierfabrikbesitzer Felix Günther sowie dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Reinhard Erbe ist die neue Eröffnung des Reußischen Heimatmuseums im ehemaligen fürstlichen Residenzschloss am 12. Oktober 1929 zu verdanken.
Mit der Einrichtung des Museums im Unteren Schloss wurde Dr. Hanna Stirnemann

Es ist bemerkenswert, dass in Greiz trotz Weltwirtschaftskrise und allgemeiner Wohnungsnot ein klarer kultureller Schwerpunkt gesetzt wurde. 90 Jahre Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz klingt nach einer strukturellen Entwicklung, die sich mit größter Selbstverständlichkeit zu den Museen wie wir sie heute kennen vollzogen hat. Jedoch 90 Jahre Museum bedeutet auch 90 Jahre mit großen gesellschaftlichen Veränderungen, die nicht spurlos an musealen Einrichtungen vorbei gehen. Moderne Museen reflektieren immer die gesellschaftliche Realität und sind in den Ausstellungen auch beeinflusst vom jeweiligen
Zeitgeschmack. 90 Jahre Museum heißt auch WANDEL und VERÄNDERUNG – vor allem aber, eine historische Vergangenheit so modern in der Gegenwart zu präsentieren, um durch Bildung und Kulturarbeit in die Zukunft zu weisen.

Zwar sind die musealen Schwerpunkte:

SAMMELN – BEWAHREN – ERFORSCHEN – AUSSTELLEN – VERMITTELN


zeitlos, jedoch reflektieren museale Dauerausstellungen deutlich gesellschaftliche Veränderungen
und Interpretationen, weil große gesellschaftliche Umbrüche immer auch eine Neuausrichtung der Kultur und Bildung zur Folge hatten.
Museen sind als Kultur- und Bildungsträger ein Spiegel der Zeit. In Greiz haben sich viele visuelle Eindrücke und originale Texttafeln der vergangenen 90 Jahre erhalten und werden in dieser Sonderausstellung als historische Zeugnisse erstmals präsentiert.
An der Greizer Museumsgeschichte wird erlebbar wie der jeweilige gesellschaftliche Rahmen das Erscheinungsbild des Museums verändert hat, denn die NS-Zeit (1933-1945) sowie die DDR-Zeit (1949-1990) haben bis heute in den historischen Räumen deutliche Spuren hinterlassen.
Die Ausstellung ermöglicht den Besuchern eine Spurensuche – beginnend bei der letzten Umbauphase des Unteren Schlosses in seiner Funktion als Wohnschloss der Fürsten Reuss Aelterer Linie, die 1886 abgeschlossen war.
Die Umnutzung als Museumsräume ging mit großen baulichen Veränderungen einher. So wurden Teile des Fürstlichen Audienzzimmers abgeteilt und in eine Bauernstube mit Balkendecke verwandelt.
Der damalige aufwändige Einbau der Bauernstube sowie der obligatorische Handwebstuhl reflektierte eindrucksvoll das damalige Verständnis, was ein Museum präsentieren muss. Die Handwebstühle bilden fast ein Leitfossil jeder Heimatstube der damaligen Zeit.
In der DDR-Zeit waren die Dauer- und Sonderausstellungen durchaus ideologisch geprägt, was man den historischen Museumsräumen im Unteren Schloss auch ansah – wieder wurde historische Bausubstanz vorsätzlich zerstört. Die Ausstellungsinhalte zur Geschichte der Arbeiterklasse korrespondierten nicht mit den historischen Raumfassungen. Die Prunköfen wurden abgerissen und die Entfernung der Seidendamaste von den Wänden erfolgte sehr gründlich, sodass die Restaurierung der Räumlichkeiten nur durch historische Fotografien des Hoffotografen Heinrich Fritz aus den Museumsbeständen erfolgen konnte.
Erst die gesellschaftlichen Veränderungen der Wiedervereinigung Deutschlands und die Rückbesinnung auf die historische Bedeutung der Residenzstadt Greiz als Hauptstadt des Fürstentums Reuß älterer Linie gaben den denkmalgeschützten, museal genutzten Räumlichkeiten des Unteren und Oberen Schlosses eine neue Bedeutung bezüglich ihrer historischen Gestaltung.
Die Wiederherstellung dieser repräsentativen Räume der Greizer Residenzschlösser in ihrer historischen Funktionalität ist seitdem eine wichtige Aufgabe der denkmalpflegerischen Zielsetzung.

GREIZ HAT DAS GROSSE GLÜCK UND DIE VERANTWORTUNG, EIN FAST VOLLSTÄNDIG ERHALTENES ENSEMBLE KLEINSTAATLICHER RESIDENZARCHITEKTUR FÜR ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN ZU
BEWAHREN!

Pressemitteilung Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz