Evelyn Schmidt: Stein des Vergessens angehobenEvelyn Schmidt zeigt auf das Bild, das ihren Mann darstellt.

Evelyn Schmidt stellt im Oberen Foyer der Vogtlandhalle ihre Bilder aus

GREIZ. „Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben, still unter einen Stein gelegt“, heißt es in einem Text von Theodor Fontane. Parallelen zum Leben der Künstlerin und Mutter fand am Donnerstagabend auch Volker Schmidt in seinen einführenden Worten. Eröffnet wurde im Oberen Foyer der Vogtlandhalle Greiz die Ausstellung „Blumensti(e)le mit Bildern von Evelyn Schmidt.
An dieser Stelle schloss sich auch ein Kreis im schöpferischen Leben der Greizerin: Genau vor zwei Jahrzehnten konnte man ihre Werke bereits in einer Ausstellung beschauen – damals im Theater der Stadt Greiz – nur wenige Meter von der jetzigen Kulturstätte entfernt.

Volker Schmidt ging in seinen Ausführungen auf die Vita seiner Mutter Evelyn ein. Geboren im Jahr 1953, aufgewachsen in Aschersleben, war es Schwester Doris, die die Liebe zur Malerei in ihr entfachte.
Das gewünschte Studium auf Burg Giebichenstein war leider nicht möglich – so schlug Evelyn Schmidt ihren Berufsweg als Kindergärtnerin ein. Sie schloss sich Malzirkeln an; malte Porträts, Architektur und Naturbilder.

„Dreißig Jahre lang ließ sie ihre Leidenschaft unter dem Stein des Vergessens liegen“, beschrieb Volker Schmidt die künstlerische Abstinenz der Mutter in den Jahren, in denen die Familie mit drei Kindern den Lebensmittelpunkt eingenommen hatte.
Doch die Liebe zur Malerei wurde erneut entfacht – seit ihrem Abschied aus dem Berufleben widmet sich Evelyn Schmidt wieder intensiv ihrer Mal-Leidenschaft als „Möglichkeit des Ausdrucks“, so Volker Schmidt.

Es seien die „stillen Glücksmomente“, die sie dann umgeben. Nicht sie finde die Motive – sondern die Motive finden sie, wie Sohn Volker mit einem Augenzwinkern anmerkte.
„Malerisch aktiv“ zu bleiben und weiterhin die „Seele des Betrachters zu berühren“ wünschte er seiner Mutter und Künstlerin Evelyn Schmidt auf ihrem weiteren Weg.

Die Greizerin zeigte sich sehr berührt von den Worten und dem großen Interesse der Vernissagegäste. Sie zitierte das Gedicht „Picassos Taube fliegt“, das sie vor Jahren selbst verfasste. Die Künstlerin gestand, dass dieser ganz besondere Tag zu den schönsten in ihrem Leben gehört.

Die Betrachter der Kunstwerke zeigten sich allesamt glücklich, dass die Stelle des vergessenen Steins wiederentdeckt wurde. Denn: Der Stein lebt, Moos und Gras wachsen darauf.

Zu sehen sind die Bilder bis zum 23. April 2017.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Ehepaar Sabine (Gesang) und Markus Dietzsch (Klavier).

Antje-Gesine Marsch @04.03.2017