Fast zweieinhalb Tausend Gäste erleben Silvesterkonzerte in Vogtlandhalle GreizDie Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach

Thema „Finanzierungsvereinbarung der Vogtland Philharmonie von 2017 bis 2024“ wurde in der jüngsten Stadtratssitzung zurück in den Ausschuss verwiesen

GREIZ. Zur jüngsten Stadtratssitzung am Mittwochabend wurde die Beschlussvorlage zur Finanzierungsvereinbarung der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach von 2017 bis 2024 auf Antrag der IWA-Fraktion mit 13 Ja zu 12-Nein-Stimmen zurück in den Hauptausschuss verwiesen.

Die Stadt Greiz hatte in den vergangenen Jahren jeweils 300.000 Euro als Festbetrag für das Orchester beigesteuert und sollte sich verpflichten, diese Summe ab 2017 um jeweils 8000 Euro aufzustocken. Im Jahr 2021 hätte die Summe 340.000 Euro betragen. Für die Jahre 2022 bis 2024 müssten die Summen unter Einbeziehung der Tarifanpassungen noch abgestimmt werden.

Am 19. September 1992 hatten die thüringisch und sächsischen Regierungen, die Landkreise Greiz und Reichenbach sowie die Städte Greiz und Reichenbach einen Staatsvertrag abgeschlossen, in dem sie sich verpflichteten, die Finanzierung anteilmäßig zu tragen: Thüringen und Sachsen zahlen 25 Prozent; die Landkreise 15 Prozent und die beiden Städte je zehn Prozent.

Vor zehn Jahren habe man die gemeinsame Finanzierungsvereinbarung erneuert, die am 31. Dezember dieses Jahres ablaufe, informierte dazu Bürgermeister Gerd Grüner (SPD). Es folgten zahlreiche Diskussionen mit den „beteiligten Geldgebern“. Mit Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff habe er persönlich gesprochen und die Sicherstellung der Finanzierung über Landesmittel unter dem Haushaltsvorbehalt bis zum Jahr 2024 klären können.
Wie das Stadtoberhaupt sagte, habe die Stadt Reichenbach die Finanzierungsvereinbarung bereits einstimmig beschlossen; der Kulturraum Vogtland stehe kurz davor und auch der Kreistag Greiz werde in seiner nächsten Zusammenkunft den Beschluss auf den Weg bringen.

Dass er“nichts gegen Kultur“ habe, betonte IWA-Fraktionsvorsitzender Jens Geißler. Doch einen Vertrag „ohne Geld zu haben“ abzuschließen – wer würde so etwas tun? „Wir wollen den Antrag nicht ablehnen“, so Geißler. Die Vorlage zurück in den Ausschuss zu verweisen, bis die Stadt Greiz über die entsprechende „Finanzausstattung aus Erfurt“ verfüge – die Summe von 3,9 Mio. Euro Bedarfszuweisung des Landes – sei der Hintergrund. Da in der nächsten Stadtratssitzung die Erhöhung der Kindergarten-Gebühren beschlossen werden soll, könne man „nicht mit ruhigem Gewissen die Hand heben“.

Reinhilde Machalett (CDU) ging auf die Wichtigkeit des „hervorragenden Klangkörpers“ ein, gerade in Bezug auf das Thema Greiz und Tourismus sowie die Eimaligkeit, dass zwei Länder gemeinsam die Finanzierung tragen. Sie dankte dem Bürgermeister, dass er die Verhandlungen in Erfurt erfolgreich führte. Zudem warf die Greizerin ein, dass die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach 23 Prozent Einspielquote vorweisen könne.

Johannes Arzt (IWA) meinte, man müsse einen Kompromiss suchen – solange Eltern durch Erhöhung der Kita-Gebühren benachteiligt würden, könne er dem Antrag definitiv nicht zustimmen.

Wolfgang Seifert (SPD) warf ein, dass die Kita-Gebühren letzmals im Jahr 2007 erhöht worden seien – mahnte aber auch, das „eine nicht mit dem anderen zu vermengen“. Wenn Greiz nicht als Partner zur Verfügung steht, würde dies das Aus des Orchesters bedeuten. In Richtung von Jens Geißler meinte Seifert: „Sie haben den Vertrag damals selbst unterschrieben.“

Auch Ines Wartenberg (SPD) verwarf, „Äpfel mit Birnen zu vergleichen“. Die Leistung des Orchesters sei „nicht hoch genug“ einzuschätzen. Als Schatzmeisterin der Fördervereins der VPH wisse sie Bescheid – auch, dass zahlreiche Projekte mit und für Kinder durchgeführt werden, bspw. „Kids meet Classic“.

Es sei „wieder typisch“, der IWA anzudichten, sie sei „gegen das Orchester“. Keiner der Fraktion habe gesagt: „Wir lehnen es ab“, worauf Stadtratsvorsitzender Dr. Andreas Hemmann (SPD) an die kurz zuvor geäußerte Aussage von Johannes Arzt aufmerksam machte.
Der städtische Haushalt sei die Basis für alles und Jugendarbeit betreibe schließlich jeder Sportverein oder die Musikschule, so Geißler in Richtung Ines Wartenberg.

Mit dem „Pfund“ Vogtland Philharmonie „zu wuchern“ – gerade in Bezug auf die touristische Vermarktung der Region, warb Ulrich Zschegner (CDU). Dass man „hinter dem Orchester“ stehe, betonte Linke-Fraktionschef Holger Steiniger – wollte aber gern dessen „gesamtes Zahlenwerk“ einsehen. In einem Monat fände die nächste Stadtratssitzung statt – da könne man das Thema erneut besprechen, nachdem es im Hauptausschuss noch einmal auf den Tisch kam.

Harald Jatho erinnerte daran, dass GMD Stefan Fraas bereits zur letzten Sitzung des Hauptausschusses „zwanzig Minuten“ gesprochen habe – da habe Steiniger gefehlt.

Bürgermeister Gerd Grüner nannte die Wortgefechte eine „traurige Diskussion“, gerade in Bezug auf das Angebot des Landes und die bereits erfolgten Beschlüsse der anderen Finanzbeteiligten. „Schade“ , so das Stadtoberhaupt.

Antje-Gesine Marsch @22.09.2016