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Friedensgebet in Pohlitzer Kirche für ein friedliches Miteinander

Friedensgebet in Pohlitzer Kirche für ein friedliches Miteinander

Mit einem Friedensgebet bekundeten Greizer das MITEINANDER LEBEN. Hier Superintendent Andreas Görbert.

Damit der Damm zur Brücke wird
Am Sonnabend fanden insgesamt fünf Veranstaltungen der Initiativgruppe Solidarität mit den Flüchtlingen in Greiz statt. 400 Bürger stellten sich mit Friedensgebeten und Kundgebungen einer Demonstration von etwa 150 Rechtsradikalen entgegen

GREIZ. Ein brisantes Thema polarisiert seit einigen Wochen die Bürger der thüringischen Stadt: Im März dieses Jahres hatte die Bundesregierung beschlossen, 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufzunehmen; am 11. September wurden die ersten nach Deutschland eingeflogen. Zunächst für zwei Jahre sollen sich diese Menschen hier in Deutschland aufhalten können. Auch die Stadt Greiz nahm 53 Syrer auf und quartierte sie im ehemaligen Internat des Staatlichen Berufsbildenden Zentrums im Neubaugebiet Zaschberg ein. Das rief wenige Tage später einen besorgten Bürger auf den Plan, der bei den Anwohnern Handzettel mit der Botschaft Das Asylheim muss verschwinden verteilte und im sozialen Netzwerk Facebook eine Bürgerinitiative gegen das Asylheim initiierte. Die erste Demonstration vor dem Heim fand am Freitag, den 13. September statt, um dem Volksbegehren einen Schritt näher zu kommen, wie es im Aufruf hieß. Parolen wie Wir sind das Volk und Wir wollen kein Asylbewerberheim wurden dabei lauthals geschrien. Im gleichen Netzwerk gründete sich die Gruppe Solidarität mit den Flüchtlingen aus Greiz. Mahnwachen und Friedensgebete unterstreichen seitdem das Begehren, so lang Gesicht zu zeigen, bis das Problem geklärt ist. Es ist ein klares Zeichen gegen Rechtsradikalität und gegen den braunen Mob, dass wir heute hier stehen, sagte Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) zur ersten Mahnwache.
In den letzten Wochen hatten sich fünfzehn Verbände, Vereine, Organisationen und Einrichtungen zu einem festen Aktionsbündnis zusammengeschlossen und demonstrierten damit eine Einheit, sich fernab politischer Ebenen und Befindlichkeiten für die Asylbewerber und deren Rechte stark zu machen. Damit der Damm zur Brücke wird, wie es die Greizerin Martina Högger formulierte. Für den vergangen Sonnabend zettelte die sogenannte Bürgerinitiative gegen ein Asylbewerberheim eine Groß-Demonstration in der Schloss-und Residenzstadt an. Längst hatten die besorgten Bürger ihr wahres Gesicht gezeigt: Es handelt sich um stadt-und regional bekannte Rechte, die nichts unversucht lassen, ihre braune Gesinnung unter dem Deckmantel der Bürgerlichkeit unter das Volk zu bringen. Dass sie mit etwa 150 Demonstranten weit unter dem Ziel lagen, ganz Mitteldeutschland zu akquirieren, kann angenommen werden.
Die Initiative „Solidarität mit den Flüchtlingen hatte zur Veranstaltung „MITEINANDER LEBEN“ eingeladen, um sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus zu positionieren. Während sich Mitglieder der Lebenszeichen Gemeinde bereits kurz nach 15 Uhr auf dem Greizer Markt zu einem Gebet versammelten, begannen gleichzeitig auf dem Schulplatz in Greiz-Pohlitz, gegenüber des REWE-Marktes und an der Buswendeschleife Kundgebungen, die zu Toleranz und Fremdenfreundlichkeit aufriefen.
Die meisten Bürger der insgesamt 400 Gesamtteilnehmer kamen zum Friedensgebet in die Kirche Greiz-Pohlitz. Mit Fürbitten, Gebeten und Redebeiträgen wurde eine Stunde lang bekundet, dass die Fremden in der Stadt willkommen geheißen werden. Friedensgebete sind mittlerweile in unserer Stadt zu einer eigenen Institution geworden, wie Pfarrer Christian Colditz von der Pohlitzer Kirchgemeinde sagte. Der Geistliche berichtete auch, dass einige syrische Familien schon zum Gottesdienst gekommen seien. Auch habe er bei zahlreichen Besuchen im Flüchtlingsheim das große Interesse der Menschen an Kunst und Kultur in der Stadt Greiz gespürt. Sabine Klein gab ihre Erlebnisse von zahlreichen Besuchen im Flüchtlingsheim wider; es seien richtig schöne Freundschaften entstanden. Michaela Lüttche schilderte den Leidensweg einer fünfköpfigen Familie, die nach fast einem Jahr der Flucht endlich zur Ruhe kommen will.

Antje-Gesine Marsch @23.11.2013

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