Ganzjahreswerkstatt des Theaterherbstes feiert Premiere

Ganzjahreswerkstatt des Theaterherbstes feiert Premiere
Mit „Eiland Utopia“ feierte die Ganzjahreswerkstatt des Greizer Theaterherbstes eine Premiere.
GREIZ. Hand auf’s Herz – was würde man auf eine einsame Insel mitnehmen? Eine Hängematte, die Spitzhacke aus Holz, ein Kopfkissen, eine Barbie, das Schweizer Taschenmesser oder lieber doch Facebook? Und was würde man am meisten vermissen? Das Weiße Kreuz, die Badewanne, Haselnusseis, den Wetterbericht oder die Pfannkuchen der Oma? Diesen spannenden Fragen gingen die Mitglieder des G.Reiz-Ensembles der Ganzjahreswerkstatt im Stück „Eiland Utopia“ des Greizer Theaterherbstes am Sonnabendabend auf der Studiobühne der Vogtlandhalle nach. Auf einer einsamen Insel strandet eine Gruppe keiner weiß, woher sie kommt und weshalb sie dort festsitzt. Doch wie kommen sie mit dieser Situation zurecht? Wie organisiert man das Zusammenleben wer ist das Oberhaupt und bestimmt, was gemacht wird? Anhand von Eintragungen Liebes Tagebuch wird erzählt, was sich auf der Insel abspielt. Am Tag 1 bildet man Gruppen: die eine macht Feuer, die andere baut Unterstände zum Schlafen usw. – obwohl man den anderen ob verschiedener Sprache nicht versteht. Am Tag 10 sprach man untereinander schon einzelne Worte, am Tag 15 gab es den ersten Streit: eine Gruppe wollte keinen Fisch mehr fangen. Am Tag 17 verschwanden einzelne persönliche Gegenstände Jeder verdächtigte Jeden. Der Dieb wurde verstoßen, das Misstrauen untereinander wuchs. Die Gruppen lösten sich auf, jeder kümmerte sich nur noch um sein eigenes Wohl. Homo homini lupus – Der Mensch ist des Menschen Wolf gehörte zur Tagesordnung. Am Tag 19 wurde das Lager überfallen, am Tag 21 fand man die vermisste Wache tot im Dschungel. Am Tag 26 fingen sie einen Eindringling und entdeckten eine andere Gruppe, die Waffen hatte. Am Tag 55 waren alle Vorräte aufgebraucht, man plant den Angriff auf das andere Lager, kehrt zurück, weil das Lager verwüstet war und es Tote gab. Der Bau eines Segelbootes schreitet voran, am Tag 80 ist es fast fertig, am Tag 100 waren nur wenige der Inselbewohner übrig geblieben. So irreal die Handlung auch schien: Parallelen zur Gegenwart mit ihren Alltäglichkeiten gab es zuhauf sie gipfelten in Vorstellungen von einer gerechten Gesellschaft, Träumen, aber auch Zukunftswünschen.
Das Stück enthält Sequenzen aus dem Stück Herr der Fliegen des englischen Schriftstellers William Golding, wurde aber durch eigene Ideen und Erfahrungen der Schauspieler ergänzt.
Der Leipziger Regisseur Christian Hanisch übernahm 2013 die Leitung der Ganzjahresschauspielwerkstatt des Greizer Theaterherbstes. Hanisch leitete beim XXI. Theaterherbst 2012 sehr erfolgreich die Schauspielwerkstatt für Jugendliche unter dem Titel Endless Der Countdown läuft.
Antje-Gesine Marsch @29.06.2013