Ernst Arnold, ein großer Wohltäter der Stadt GreizErnst Arnold (1841-1893) war nicht nur ein Greizer Fabrikant, sondern auch ein großer Wohltäter, der eine Vielzahl sozialer Einrichtungen auf den Weg brachte. Archiv: Wolfgang F. Arnold

Ernst Arnold (1841-1893) war nicht nur ein Greizer Fabrikant, sondern auch ein großer Wohltäter, der eine Vielzahl sozialer Einrichtungen auf den Weg brachte.
GREIZ. „Lasset uns nicht lieben mit Worten, sondern mit der Tat“ gehörte zu den Lebensmaximen von Ernst Arnold. Am heutigen Tag jährt sich der Geburtstag des Greizer Fabrikanten zum 175. Male. Auch über einhundertzwanzig Jahre nach seinem Tod wirken seine Werke als Wohltäter der Stadt Greiz nach. Unter den Bürgern, die zur Entwicklung der in Blüte stehenden Wollwarenindustrie in Greiz beitrugen, nahm Ernst Arnold einen besonderen Platz ein. „Welch rastloses Mühen, welch unermüdlicher Bienenfleiß, welch weises Sparen am rechten Ort mögen wohl zusammengewirkt haben, ehe die im kleinsten Maßstab gegründete Firma „Friedrich Arnold“ für die späteren Inhaber eine reichlich fließende Quelle des Wohlstandes wurde“, schrieb der Greizer Oswald Seifert, dessen Aufsatz über den großen Wohltäter der Stadt Greiz im Band „Thüringen in Wort und Bild“, ( 1910, Klinkhardt-Verlag Leipzig) erschien. Die Firmeninhaber erfuhren als „aufmerksame Beobachter“ ihrer Bienenvölker, was „stiller Fleiß und Ordnungsliebe“ vermögen und wählten deshalb die Biene, diese „kleine Meisterin“, auch als Schutzmarke für ihre Waren und ihre Telegrammadresse.
Im November 1836 machte sich der mittellose Weber Friedrich Arnold als Faktor selbständig. Durch außergewöhnlichen Fleiß in seinem Vermittlungsverkehr zwischen den selbständigen Handwebern und den Großhandlungen erwarb er sich mit der Zeit so viel Geld, dass er versuchen konnte, mit eigener Ware die Messen in Leipzig und Frankfurt/O. zu besuchen. Der Versuch gelang – damit legte Friedrich Arnold den Grundstein zu dem Welthaus gleichen Namens.
Der älteste Sohn, Ernst Arnold, geb. am 16.5.1841 wurde bald die Seele des Geschäfts. Mit Klugheit und Tatkraft ausgerüstet trug er zur Entwicklung des Absatzes von Jahr zu Jahr bei. Im Jahr 1872 wurde in der Plauenschen Straße eine mechanische Weberei mit 120 Stühlen errichtet. Ernst und Bruder Paul – ab 1878 beide Inhaber der Firma – steigerten den Betrieb im Jahr 1879 auf 500 Stühle und unternahmen im Jahr 1885, da inzwischen die Zahl der Stühle auf 1200 angewachsen war, den Bau eines weiteren Betriebes in Langenwetzendorf. Bald arbeitete man an 2000 Stühlen und der Absatz entwickelte sich in bedeutendem Umfang nach Holland, Belgien, Skandinavien, bald auch nach Übersee. Je reichlicher die Erwerbsquelle floss, desto vollere Segensströme gingen von ihm aus, schrieb Oswald Seifert weiter. Er gab strebsamen Handwerkslehrlingen die Mittel für eine bessere Ausbildung, ließ in der Marienstraße die erste Kinderkrippe errichten und richtete im gleichen Gebäude einen Knabenhort ein. Ernst Arnold gründete gemeinsam mit seiner Ehefrau die Ernst-und Lina-Arnold-Stiftung, die mit einem Stiftungskapital von 310000 Mark die Errichtung eines Kinderkrankenhauses und eines Kinderheimes auf den Weg brachte. Testamentarisch vermachte Ernst Arnold der Stadt Greiz eine Million Mark, zur Errichtung eines Stifts, in dem 100 alte Menschen ihren Lebensabend verbringen können und ein Hausvater nebst Dienstpersonal gut Platz hat. Fünf Jahre nach seinem Tod im Jahre 1893 wurde mit dem Bau des Stifts begonnen, das am 16. Mai 1901 feierlich geweiht wurde.
Am 10. Oktober 2013 wurde dem Staatlichen Berufsbildungszentrum Greiz-Zeulenroda in der Plauenschen Straße feierlich den Namen Ernst-Arnold-Schule verliehen.
In einer Traditionsecke in Form einer Schreibstube, die Geschichtliches bewahren und präsentieren soll, wird man auch das historische Bleiglasfenster mit der Biene finden, das sich einst im Obergeschoss der Fabrik befand. Fleißig wie die Bienen wünscht sich auch die Direktorin Dr. Gabriele Suhre ihre Schüler, so dass sich an dieser Stelle der Kreis zu Ernst Arnold und seinem Wirken schließt.

Antje-Gesine Marsch @16.05.2016