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Musik nicht nur hören, sondern erleben

Geburtstagskonzert für Johann Sebastian Bach in Stadtkirche »St. Marien« Greiz

Alle am Geburtstagskonzert für Johann Sebastian Bach in der Stadtkirche St. Marien Greiz mitwirkenden Musiker. Links Pfarrer Michael Riedel.

Geburtstagskonzert für Johann Sebastian Bach in Stadtkirche »St. Marien« Greiz
GREIZ. So ein Konzert hat es wohl an „St. Marien“ noch nicht gegeben. Dem 329. Geburtstag des großen Komponisten Johann Sebastian Bach gewidmet, bot es am Freitagabend nicht nur erhebende Musik zum Hören, sondern auch zum visuellen Erleben. Dazu hatte sich der Greizer Kantor Stiller, der wie alle mitwirkenden Musiker historisch gekleidet war, sogar eine kleine Handlung ausgedacht, die die einzelnen Stücke miteinander verband. Mit dem Präludium C-Dur, BWV 545 stimmte Kantor Bach auf der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel den musikalischen Abend an. Sopranistin Marcia Sacha aus Salzburg, die man bereits einige Male an St. Marien hören konnte, sang sich einmal mehr in die Herzen der Zuhörer. Mit glasklarer Stimme und hoher Ausdruckskraft brachte sie von der Empore aus die Arie „Willst Du mein Herz mir schenken“ aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach zu Gehör. Schön, dass du da bist, empfing sie Kantor Bach. In diesem Moment schritt der entrüstete Pfarrer (Pf. Michael Riedel) ein, der sich gerade intensiv mit den Schriften von Martinus Lutherus beschäftigte und vom Lärm in der Kirche angelockt wurde. Als er dann noch die zarte Jungfrau auf der Empore sah, schrie er zu Bach: Das wird ein Nachspiel haben!, worauf dieser entgegnete: Nachspiel? Das klingt gut und die gewaltige Toccata und Fuge BWV 565 zu Gehör brachte. Inzwischen hatte im Altarraum ein Instrumentalensemble Platz genommen, zu dem neben Kantor Bach (Continuo) auch Antonio Clavijo (Cello) und Hans-Dieter Koch (Kontrabass), Stefan Büchner (Viola) sowie die Greizer Musiker Gretel Töpfer (Flöte, Violine) und Eckhard Kiesling (Violine) gehörten.
Die Solokantate „Jauchzet Gott in allen Landen“. die um 1730 entstand, gehört zu den bekanntesten Bach-Kantaten, wobei die Besetzung mit Sopran, Streichern, Trompete und Continuo in Bachs Kantatenwerk wohl einmal ist. Neben der knappen und klaren formalen Anlage liegt die besondere Beliebtheit des Stückes vor allem in den Trompetenpartien brillant von Steffen Naumann übernommen – und Sopranarien begründet, bei der die Solisten ihre ganze Virtuosität präsentieren können. Marcia Sacha bestach dabei mit strahlender Höhe – die Koloraturen und die Leichtigkeit ihrer Stimme gaben der Kantate den gebührenden Ausdruck. Das Publikum des Abends zeigte sich von diesem Geburtstagskonzert begeistert und quittierte dies mit langanhaltendem und herzlichem Beifall. Das war wirklich etwas ganz Besonderes, befanden auch Cornelia und Andreas Seidel im Namen der zahlreichen Konzertgäste.
P.S. Etwas unfreiwillig wurde an diesem Abend klar, wie dringend die Renovierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel ist. Während des Orgelspiels musste Ralf Stiller einige Male kurz unterbrechen, weil ein Ton hängenblieb. Mit hohem musikalischen Können und technischem Verständnis seiner Königin der Instrumente konnte der Kantor dies zwar bestens kaschieren, doch bleibt es ein immenser Störfaktor. Ein Grund mehr, die Sanierung des Sorgenkindes beherzt in Angriff zu nehmen.

Antje-Gesine Marsch @22.03.2014

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