Stele auf dem Neuen FriedhofDie Stele auf dem Neuen Friedhof ist den Totgeburten gewidmet.

Am Samstag, den 21. November, um 13.30 Uhr – Umgang mit fehlgeborenen Kindern noch immer ein Tabuthema
GREIZ. Laub bedeckt die Kieselsteine. Die weißen Stele ist von Blumen umgeben; eine rote Grabkerze steht neben einem kleinen Teddy. An diesem Ort auf dem Greizer Hauptfriedhof ruhen totgeborene Kinder, Fehlgeburten und Föten aus Schwangerschaftsabbrüchen. Seit dem Jahr 2003 haben an diesem Ort zahlreiche Betroffene an ihre still geborenen Kinder gedacht und Abschied genommen. Jährlich am 3. Samstag im November, kurz vor dem Totensonntag, findet in der Trauerhalle eine Gedenkstunde statt, wie Pfarrerin Regina Scriba-Lattek erklärt, die gemeinsam mit dem Greizer Krankenhaus, dem Kirchenkreis Greiz sowie Mitarbeitern der Diakonie-Beratungsstelle diese Trauerfeier organisiert. „Einige Tage vorher wird der kleine Sarg anonym beigesetzt“, so die Klinikseelsorgerin, die um die Sensibilität dieser Thematik weiß. Der Umgang mit fehlgeborenen Kindern sei in der Gesellschaft leider immer noch ein Tabuthema. Während der Schwangerschaft verstorbene Kinder mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm und Föten aus Schwangerschaftsabbrüchen müssten laut Bestattungspflichtgesetz eigentlich nicht beerdigt werden, wie Frau Scriba-Lattek sagt. Doch findet es die Geistliche immens wichtig, verwaisten Eltern einen speziellen Ort der Trauer und des Abschiednehmens zu geben und mit einer menschenwürdigen Beisetzung einen Ort des Erinnerns zu schaffen. „Aus der Wertschätzung des Lebens heraus“, wie die Pfarrerin betont. Dabei sei es nicht von Wichtigkeit, ob dieses Ereignis erst kürzlich passierte oder Jahre zuvor geschah. „Die Trauer über den Verlust eines Kindes kann Eltern ein Leben lang begleiten“, wie sie weiß. Die Sensibilität für diese Thematik sei erst erwacht; oft hätten Eltern nach einer Fehl-oder Totgeburt zu spät daran gedacht, was mit ihrem Kind passiert und vor allem, wo es ist. Pfarrerin Scriba-Lattek hat immer wieder auch Mütter, Väter und Großeltern getroffen, die ihr Kind schon vor Jahrzehnten verloren haben, ohne dies jemals richtig verarbeiten zu haben. Mit der Gedenkstätte für Tot- und Frühgeburten habe man einen Ort geschaffen, endlich in Ruhe trauern zu können.

Info:
In diesem Jahr findet die Trauerfeier am Samstag, den 21. November, um 13.30 Uhr statt. Nach der Gedenkstunde geht man mit Kerzen gemeinsam an die Grabstelle.
Informationen und Beratungen zu diesem Thema sind möglich bei Pfn. Regina Scriba-Lattek, Telefon 036626 314657 oder 0160 916896.

Antje-Gesine Marsch @27.10.2015