Gefäßtag im Kreiskrankenhaus Greiz

Am Samstag lud das Gefäßzentrum der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH zum Gefäßtag ein

GREIZ. Auch das Gefäßzentrum der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH beteiligte sich am bundesweiten Gefäßtag der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Hunderte Interessierte nutzten am Samstag die Möglichkeit, viel Interessantes über die Thematik „Bauchaortenaneurysma“ – Erweiterung der Bauchschlagader – zu erfahren und sich zudem einem kostenlos angebotenen Screening zu unterziehen.

Zu Beginn der Veranstaltung sprach der Chefarzt der Klinik für Allgemeine, Gefäß- und Viszerale Chirurgie, Dr. med. Jürgen Heyne, zum Thema „Screening mit Ultraschall – Warum ist das sinnvoll?“.
Zunächst erläuterte der Mediziner den Begriff der Bauchschlagader-Erweiterung, auch Bauchaortenaneurysma (BAA) genannt. „Unter einem Aneurysma versteht man die Erweiterung einer Schlagader, Aorta. Diese Erweiterung kann in allen Körperregionen auftreten; am häufigsten betrifft sie die Bauchschlagader.“
Die Hauptgefahr bestehe darin, dass ein Aneurysma plötzlich platzt und es zur inneren Verblutung kommt. Fünf von hundert Männern über 65 Jahren haben eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader, die überwacht werden sollte. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig.
Aktive und frühere Raucher sind besonders gefährdet, auch wird eine erbliche Veranlagung beobachtet. Frauen haben zwar ein niedrigeres Risiko, sollten aber bei Vorliegen von Risikofaktoren, wie Rauchen oder genetisch bedingten Anzeigen, ebenfalls untersucht werden.

Das Gefährlichste am Bauchaortenaneurysma ist, dass es nicht weh tut. „Es macht keinen Schmerz“, so Chefarzt Dr. med. Heyne. In den Fällen, in denen ein Bauchaortenaneurysma platzt, wird vom Patienten ein unerträglicher Bauchschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken, Übelkeit und Brechreiz bemerkt. Durch die innere Blutung kommt es zu einer lebensbedrohlichen Situation. „Die Anzahl der Patienten, die die sofort eingeleitete Operation nicht überstehen, liegt bei sechzig Prozent“, nennt der Mediziner die erschreckende Zahl. Dass dabei die Dunkelziffer nicht erkannter Aneurysmen sehr groß ist, lässt Dr. med. Heyne vermuten, dass die Prozentzahl eher bei 80 liegt.

„Diese Tatsache ist für die Kliniken vom Ergebnis her sehr unbefriedigend“, betont der Chefarzt; das sei auch der Grund, weshalb sich die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin dieses Themas besonders annahm – obwohl bei 17 Mio. Deutschen über 65 Jahren „lediglich“ 100.000 Männer eine Erweiterung von 4 Zentimetern; und 35.000 eine über 5 Zentimetern haben. Bei den Frauen seien es „nur“ 30.000 mit einer über 4 Zentimetern großen Erweiterung und 10.000 mit mehr als 5 Zentimetern. Weshalb also, „diese Wellen“ bei einer relativ seltenen Erkrankheit? „Es gilt zu sensibilisieren, da das Aneurysma keine Schmerzen bereitet; es erst auffällig ist, wenn es Schmerzen macht“, erläutert Dr. med. Heyne.

Kleinere Aneurysmen ab 3 Zentimetern sollten in regelmäßigen Abständen mit Ultraschall überwacht werden. „Diese können von einer beginnenden Krankheit zeugen und sind kontrollbedürftig, um die Entwicklung zu beobachten“, rät der Chefarzt.
Operationspflichtig seien alle Erweiterungen ab 5 Zentimetern.

„Männer über 65 Jahren sollten unbedingt an der von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen kostenlosen Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung eines Aneurysmas der Bauchschlagader teilnehmen“, rät Dr. med. Jürgen Heyne eindringlich. „Damit wird der Überwindung der Hemmschwelle besonders bei Männern – etwa durch ungesunde Lebensweise, Rauchen, Bluthochdruck etc. – Rechnung getragen, um sie vor einer akuten Ruptur mit schlechtem Ergebnis nach der Operation zu bewahren.“
Damit wirke man zudem der Tatsache entgegen, dass 90 Prozent aller Bauchschlagadererweiterungen eher zufällig gefunden werden. „Ultraschall tut nicht weh, ist oft wiederholbar und gibt zudem einen sichere Aussage, was im Bauchraum los ist“, definierte es der Chefarzt.

Die Möglichkeit eines Bauchaortenscreenings nahmen im Anschluss an den Vortrag eine Vielzahl von Interessierten wahr.

Chefärztin Dr. med. Christiane Marx referierte im Anschluss zum weiterführenden Thema „Häufigste Therapieoption: Die minimalinvasive endovaskuläre Versorgung“ – Oberarzt Vladimir Maslarov sprach zu alternativen Therapieoptionen: „Operative Resektion eines Aneurysmas der Hauptschlagader – eine bewährte Methode“.

Antje-Gesine Marsch @09.10.2017