MDR-Show - Gemeinsam gegen die Flut in GreizThüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (l.), Landrätin Martina Schweinsburg und Bürgermeister Gerd Grüner im Interview.

GREIZ. Vorab das Fazit: Die Veranstaltung Gemeinsam gegen die Flut – Stadt Greiz und MDR sagen DANKE fand das Interesse und die Zustimmung der Greizer, es war ein toller Abend.
Gute Vorbereitung zahlte sich aus
Fast dachte man als Besucher, dass man gegen 18 Uhr das Wichtigste der Veranstaltung verpasst hatte. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Schlosspark erklangen bereits diverse Lieder der bekannten Band Karat. Letztlich war es aber nur der Soundcheck vor dem großen Auftritt, was aber für Fotografen nicht minder interessant war. Denn zum echten Auftritt gegen 22.30 Uhr verhinderten die noch immer zahlreichen Fans und Groupies, dass man auch nur ansatzweise die Chance einer guten Kameraposition bekam. Schon beim Soundcheck war überall Film-, Ton- und Übertragungstechnik des MDR zu sehen. Im Hintergrund standen die Rettungskräfte des DRK-Kreisverbandes Landkreis Greiz e.V. parat, um die Veranstaltung abzusichern. Zu diesem Zeitpunkt waren viele der Bankreihen noch wenig gefüllt, was sich im Laufe des Abends ändern sollte. Die Dekoration auf den Tischen war ebenfalls eine Remineszenz an die Fluthelfer. Auf den Tischen waren halb gefüllte Sandsäcke abgelegt, in denen Kerzen steckten. Man sah den Sandsäcken an, dass sie das Hochwasser mitgemacht hatten und nicht bloß Deko waren. Das war ebenso eine nette Idee wie die Deko unterhalb der Bühne. Dort wurde mit gebrauchten Feuerwehrschläuchen, Verkehrskegeln und Sandsäcken an das Aufbäumen der Greizer gegen die Fluten vor vier Wochen erinnert. Ein großes Plakat mit dem Spendenkonto der Stadt Greiz erinnerte daran, dass man den Betroffenen noch immer mit Spenden helfen kann. Als Cleverle erwies sich wieder einmal Wilhelm Wüstner, der Clubsekretär und Präsident des Greizer Lionsclubs. Der Club hatte kurzerhand die Freiluft-Terrasse des Cafes Harmonie im Unteren Schloss geentert und zeigte von dort aus im sprichwörtlichen Sinne überdimensional Flagge. Damit saßen die Greizer Lions den gesamten Abend dort, was man im Theater als Loge bezeichnen würde. Sie hatten damit gemeinsam mit ihren Gästen aus Weiden unbestritten den besten Überblick über das Geschehen, waren aber auch etwas ab vom Schuss. Wer zu diesem Zeitpunkt einen Rundgang durch die Altstadt machte, fand diese nahezu menschenleer vor. In der Brückenstraße schauten sich einige wenige Spaziergänger die Fotos an, die in den Schaufenstern die Macht des Hochwassers zeigten. Fast hatte man den Eindruck, dass sich alle Greizerinnen und Greizer im Schlossgarten sammeln wollten. Hier ist ja mehr los als zum Park- und Schlossfest ulkte ein jugendlicher Besucher zu seinen Kumpels. Denn tatsächlich füllten sich die Bankreihen zügig, so dass sich viele Greizer mit Stehplätzen unterhalb der Lessing-Regelschule oder auf der Schlossbrücke zufrieden geben mussten. Die Händler konnten sich angesichts des Besucherstroms und des Kaiserwetters den gesamten Abend über guten Umsatz freuen. Die angenehmen Temperaturen ließen die sozialistischen Wartegemeinschaften (in der Marktwirtschaft gibt es schließlich keine Warteschlangen) an den Getränkeständen schier nicht enden. Der Stand mit leckeren Bowlen war dabei ebenso umlagert wie der Stand der Vereinsbrauerei. Doch nicht nur bei den Getränken war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Steaks und Roster der Fleischerei Malz fanden ebenso reißenden Ansatz wie Fischbrötchen, Crepes oder Eis. Für das leibliche Wohl der Gäste war also auf das Beste gesorgt. Kurz nach 19 Uhr füllten sich dann auch die Tische mit den Ehrengästen, was vom beginnenden Start der Veranstaltung kündete.
Greizer Fanfarenzug eröffnete die Veranstaltung
Pünktlich um 19.30 Uhr eröffnete MDR-Moderator Mathias Kaiser den Abend, nachdem der Fanfarenzug Greiz mit seinen Klängen vom Unteren Schloss aus über die Treppe bis zur Bühne marschiert war. Kaiser begrüßte die Ehrengäste des Abends mit den Worten: Das sind wir alle. Frei nach OTTO philosophierte der Moderator, wer diese Wir sind und kam zu dem Ergebnis, dass die großartige Leistung zur Abwehr der Flut letztlich eine Gemeinschaftsleistung aller Helfer und Greizer war. Einige Gäste der VIP-Lounge kamen im Verlauf des Abends doch noch näher zu Wort, wie z.B. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, Landrätin Martina Schweinsburg und Bürgermeister Gerd Grüner. Mathias Kaiser fragte bei Landrätin Schweinsburg nach, welches Verbesserungspotenzial sie sehen würde. Schweinsburg lobte alle vom Hochwasser betroffenen Gemeinden, die im Landkreis Greiz das Menschenmögliche geleistet hätten. Allerdings sei die Kommunikation verbesserungsfähig, da sich die Natur nicht die Bohne für Verwaltungsstrukturen interessiert. Schweinsburg gab der Ministerpräsidentin mit auf den Weg: Es ist sicher nicht hilfreich, wenn Sachsen vier und Thüringen nur drei Warnstufen hat. Das führt zu Missverständnissen. Dem stimmte auch Christine Lieberknecht zu. Die Ministerpräsidentin verwies darauf, dass man auf Länderebene und in Abstimmung mit dem Bund gemeinsam an Optimierungen arbeite. Vom Moderator befragt, betonte Gerd Grüner, dass sich in Greiz mehrere Hilfsorganisationen gefunden hatten, die erhebliche Spendenmittel für die betroffenen Hochwasseropfer sammeln konnten. So konnte der Lionsclub Greiz am Rande der Veranstaltung von den Lions aus Weiden eine Spende über 10.000 Euro in Empfang nehmen. Der Greizer Bürgermeister verwies auch an diesem Abend darauf, dass Spenden noch immer willkommen sind und zeigte auf das Spendenkonto, dass unterhalb der Bühne ausgewiesen war.
Immer wieder Rückblenden zu den Ereignissen Anfang Juni
Als erster Showakt nach diesen Interviews folgte die Presley Family. Sie unterhielt die Besucher insgesamt eineinhalb Stunden, immer wieder unterbrochen von Trailern des MDR. Unter anderem wurden auch zahlreiche Fotos eingespielt, die verschiedene Chronisten zur Verfügung stellten. Dieter Eckold hatte als Lehrling das Hochwasser 1954 erlebt und wollte mit seinen Fotos die aktuellen Auswirkungen festhalten. Antje-Gesine Marsch war für das Online-Magazin Vogtlandspiegel auf der Bühne. An die tausend Fotos werden es wohl sein, antwortete Marsch auf die Frage des Moderators, wie viele Fotos sich denn bei ihnen zum Hochwasser finden lassen. Antje-Gesine Marsch zollte den Einsatzkräften und Helfern Respekt: Wir sehen unsere Tätigkeit als Chronistenpflicht, als Dank und Erinnerung an die vielen Helferinnen und Helfer. Wir selbst haben ja nichts gemacht, wir haben keinen einzigen Sandsack geschleppt. Wenn wir mit der Kamera an den Brennpunkten auftauchten, war das für die Helfer sicher manchmal komisch. Aber Bilder erzeugen Emotionen und sind zum Beispiel wichtig, um gerade den nicht betroffenen Menschen zu zeigen, wie die Lage vor Ort ist. Das statt Sensationshascherei nüchterne Berichterstattung gerade über die unermüdliche Arbeit der Helfer durchaus erfolgreich sein kann, beweisen unter anderem Spenden aus ganz Deutschland. Peter Lindner, Wehrleiter der Greizer Feuerwehr, betonte, dass es nicht nur seine Fotos seien, sondern die vieler Kameraden. Sie dienen unter anderem zur Einsatznachbereitung, um auf künftige Einsätze noch besser vorbereitet zu sein. Nach dieser Dreiergruppe befragte Moderator Mathias Kaiser auch Kreisredakteur Marius Koity von der OTZ. Koity betonte, dass man von früh bis spät unterwegs war. Da die Kreisredaktion selbst evakuiert worden war (das Kellerarchiv mit Zeitungsausgaben aus den 1950-er Jahren war komplett abgesoffen), arbeitete man von Zeulenroda-Triebes oder Löbichau aus. MDR Chefredakteur Matthias Gehler zeigte anhand von Einspielern nochmals die schwierigen Bedingungen, die u.a. ein völlig überschwemmtes Sendestudio in Gera zeigten. Stadtbrandmeister Heiko Pohle wurde von Moderator Mathias Kaiser später ebenso interviewt wie Ines Wartenberg vom Stadtmarketingverein. Die bekam vom Bürgermeister Gummistiefel in der passenden Größe 39 spendiert, nachdem für sie zum Hochwasser nur Stiefel der Größe 44 verfügbar waren. Einer der Höhepunkte war u.a. die Ehrung des Thüringer des Monats. Stellvertretend für die zahlreichen freiwilligen Helfer während des Frühsommer-Hochwassers in Thüringen zeichneten MDR und die Thüringer Ehrenamtsstiftung Markus Schmidt aus Berga/Elster im Rahmen der Gala aus. Er hatte engagiert, uneigennützig und fast ohne Ruhepausen während des Hochwassers in Berga Hilfe geleistet. Mit den Baumaschinen seiner Firma fuhr er Sandsäcke, brachte Anwohner in Sicherheit und half beim Aufräumen und Wiederaufbau nach der Flut – und das alles, obwohl auch seine Werkstatt und sein Maschinenpark unter Wasser standen. Bei der Fernsehsendung kamen auch mehrere Hochwasseropfer aus Berga zu Wort.
Bei den Showacts kamen auch Greizer zum Zuge
Neben all diesen Ehrungen gab es immer wieder Showacts, unter anderem vom Tanzsportverein Greiz. Der führte einen Auszug aus dem Märchen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel auf, was von den Kindern richtig erraten wurde. Sie ließen sich von Mathias Kaiser mit seiner Vermutung Dornröschen auch nicht hinters Licht führen. Auch der Tanzkreis Grün-Weiß Greiz e.V. hatte mit seiner Showtanzgruppe Green Lights einen Auftritt. Für Lacher sorgte ein Clown, der auf seine wiederholten Einwände Eigentlich habe ich schon Feierabend! immer nur ein Oooooch der Besucher erntete und eine Zugabe nach der anderen geben musste. Letztlich fieberten die anwesenden Greizer jedoch dem Auftritt der Band Karat mit ihrem Frontmann Claudius Dreilich entgegen. Gegen 22.30 Uhr war es dann soweit. Ruck-Zuck war die Tanzfläche vor der Bühne mit Fans gefüllt, die Hits wie Der blaue Planet, „Schwanenkönig oder Gewitterregen mitsingen konnten. Insgesamt war der Abend ein gut gestaltetes Dankschön an alle Greizer, die während des Hochwassers zusammengestanden haben.

Ein Gedanke zu „MDR-Show zog tausende Greizer in die Innenstadt“
  1. Wollte Ihnen liebe Antje Gesine Marsch mal herzlichen Dank sagen, für all die tollen Berichte und Fotos. Egal was für eine Veranstaltung es war…immer begeisterten sie uns. Ich gebe die Bilder und Berichte gern weiter, den in der Ferne leben viele ehem. Greizer die sich an Ihren Artikeln und Fotos aus der Heimat erfreuen. Ich selber lebe ja in Greiz und bin auch mit der Kamera unterwegs und habe viele Fotos gemacht vom Hochwasser.
    Ich Wünsche Ihnen noch alles Gute für die nächste Zeit und bleibe ihre treue Leserin…Herzliche Grüße aus Greiz-Obergrochlitz…Karin Meyer

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