Gewalt hat viele Gesichterv.r. Monika Zirk und Babette Ketterl vom Kinder-und Jugendschutzdienst des Diakonievereins Carolinenfeld, sowie Ramona Weißbach, verantwortlich für Qualitätsmanagement/Öffentlichkeitsarbeit, präsentieren den „Kummerkönig“ samt Buch, mit dem sie oft unterwegs sind.

Kinder-und Jugendschutzdienst des Diakonievereins Carolinenfeld macht auf den 30. April, den Tag der gewaltfreien Erziehung aufmerksam
GREIZ. Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat viele Gesichter. Das wissen die Mitarbeiterinnen des Kinder-und Jugendschutzdienstes des Diakonievereins „Carolinenfeld“, Monika Zirk und Babette Ketterl aus jahrelanger Erfahrung. Zwar gebe es seit 16 Jahren ein gesetzlich verankertes Recht auf gewaltfreie Erziehung, doch sei diese noch nicht selbstverständlich. Obwohl mit dem Gesetz zur Ächtung von Gewalt schon einiges erreicht wurde, seien Kinder und Jugendliche weiterhin von Gewalt und Vernachlässigung betroffen. „Schläge und seelische Gewalt sind kein Kavaliersdelikt“ wie Monika Zirk betont. Alljährlich wird am 30. April mit dem Tag der gewaltfreien Erziehung auf dieses Thema besonders aufmerksam gemacht. Der größte Teil der Gesellschaft sei mit der Idee einer gewaltfreien Erziehung durchaus einverstanden. Relativiere man allerdings den Begriff „Gewalt“ gehöre mehr dazu – körperliche Bestrafung, psychische Gewalt, Vernachlässigung bis hin zu sexuellen Übergriffen. „Oft geben sich die Kinder selbst daran die Schuld“, wissen die Mitarbeiterinnen. Das Wichtigste bei ihrem Dienst sei immer gewesen, die Kinder aus der Opferrolle herauszunehmen. Oft erleben sie allerdings, dass sich Kinder mit Gewalt sogar arrangiert hätten, etwa „Wenn ich geschlagen werde, habe ich es auch verdient“, wie Babette Ketterl erst kürlich von einem Grundschüler hörte. Oft befänden sich die Kinder im Zwiespalt: Schließlich seien es die Eltern, die man liebe und von denen man Gewalt oder emotionale Vernachlässigung erfahre. „Die Kinder haben das Gefühl, nichts wert zu sein“, so Monika Zirk. Trennungen und Scheidungen seien dabei nicht selten ein Auslöser, wobei die „Spirale der Gewalt“ durch alle Bevölkerungsschichten gehe.
Für den Aktionstag wollen beide Frauen besonders sensibilisieren: „Natürlich wäre uns am liebsten, alle 365 Tage des Jahres gebe es die gewaltfreie Erziehung“, wie sie einhellig versichern. Oft gehen die Kinderschutz-Mitarbeiterinnen in Kindereinrichtungen. Das Buch „Der Kummerkönig“ samt Teddybär mit Krönchen und einer großen Bauchtasche für alle Sorgen und Ängst ist mit dabei. Kummer „rauszulassen“ sei allemal besser, als ihn „reinzufressen“ – so das Credo. Der Kummerkönig weckt und stärkt nicht nur Mitgefühl und Empathie, sondern bietet ein Beispiel für Hilfe und Trost. „Die Kinder können dabei erfahren, wie man sich bei Kummer kümmern kann – auch um sich selbst“, umreißt Monika Zirk das Anliegen.“Es sei die „bedingungslose Liebe“, die jedem Kind zuteil werden muss. Wer Hilfe, Unterstützung oder Beratung benötige, für den gebe es eine Vielzahl von Möglichkeiten, bieten Monika Zirk und Babette Ketterl an.
Am 1. Juli jährt sich der Gründungstag der „Insel“, wie der Dienst heißt, zum zweiundzwanzigsten Mal. Am schönsten wäre es natürlich, müsste es diesen nicht geben. Das würde heißen, es gebe keinen Kummer von Kindern, keinen Missbrauch, keine Gewalt und kein Leid der Seelen in kleinen Menschen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: die Zahl sexueller Missbräuche steigt; die Kinder sind mehr und mehr traumatisiert. „Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, Kindern kein Leid anzutun“, unterstreichen die beiden Diakonie-Mitarbeiterinnen mit Nachdruck. Nicht nur an diesem 30. April.

Service:
Hinweisen möchten die Mitarbeiterinnen des Kinder-und Jugendschutzdienstes bereits auf den 15. Juni. An diesem Tag wird ab 10 Uhr in das Haus der Diakonie auf dem Greizer Burgplatz zum Tag der offenen Tür eingeladen.

Antje-Gesine Marsch@26.04.2016